Essen. Verglichen mit den Verwüstungen andernorts liegen die Schäden in Essen „nur“ bei einigen Millionen Euro. Noch ist nicht klar, was versichert war.

Die Welt, sie ist bekanntlich ein Dorf, und so schwappte das hiesige Hochwasser seit dem Wochenende auch durch fernste TV-Kanäle: Entsprechend aufmunternde Worte für Essen gab’s aus dem polnischen Zabrze, dem japanischen Koriyama oder aus der israelischen Partnerstadt Tel Aviv, wofür Oberbürgermeister Thomas Kufen sich bereits freundlich bedankte – auch wenn zur Wahrheit gehört, dass diese Stadt, gemessen an den Verwüstungen andernorts, noch verhältnismäßig glimpflich davon gekommen ist. Eine erste Bilanz zeigt: Die Hochwasserschäden zu beseitigen, wird dennoch Millionen kosten.

Einige Projekte stechen dabei besonders aus den schlammbraunen Fluten hervor: die Regattastrecke am Baldeneysee und das Gymnasium Werden, das Hallenbad gleich nebenan und das Freibad-Kleinod am Steeler Ruhr-Ufer.

Die Vereine als „sozialer Kitt“ der Gesellschaft

Die schnellen Zusagen an die vom Hochwasser betroffenen (Sport-)Vereine, sie gründen auch in der Überzeugung, dass die Vereine als „sozialer Kitt“ funktionieren, wie Stadtsprecherin Silke Lenz es formuliert.„Unsere Stadtgesellschaft funktioniert gut“, ist Lenz überzeugt, dies habe die Welle der Solidarität in den besonders betroffenen Stadtquartieren gezeigt. Hier hätten Vereine eine besondere Rolle.

Sportvereine verschaffen sich mit noch nassen Füßen einen ersten Überblick

Letzteres nahm Thomas Kufen am Mittwoch selbst in Augenschein – und preschte mit der Zusage vor, er „habe entschieden, dass das Becken und die Technik des Schwimmbades vollständig erneuert wird“. Eine Million Euro dürften allein hier auf der Rechnung stehen, eine weitere Million für das Gymnasium Werden, dazu eine halbe Million fürs Hallenbad Werden und 300.000 Euro für das Hockeyfeld des HTC Kupferdreh.

Hinzu kommt wohl eine Vielzahl von Schäden verschiedener Sportvereine, die sich noch nicht recht trauen, Zahlen in die Welt zu setzen. Clubhäuser und Anleger, Spielplätze oder Sportgeräte sind teilweise von den Fluten fortgespült oder gleich vor Ort zerstört worden. Für manchen Verein stellt sich damit die Existenzfrage, weshalb schon am Montagabend der Vorsitzende des Essener Sportbundes (Espo) Jochen Sander zu einer Videokonferenz mit den Betroffenen lud. Es war der Versuch, sich mit noch nassen Füßen einen ersten Überblick zu verschaffen, eine schriftliche Umfrage bei allen Vereinen soll folgen.

Versichert oder nicht? Auch die Stadt rätselt bei ihren Gebäuden noch

Die Brehminsel in Werden völlig überflutet, Hallenbad und Gymnasium gegenüber schwer in Mitleidenschaft gezogen – es wird Millionen verschlingen, die Schäden zu beheben.
Die Brehminsel in Werden völlig überflutet, Hallenbad und Gymnasium gegenüber schwer in Mitleidenschaft gezogen – es wird Millionen verschlingen, die Schäden zu beheben. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Fest steht zumindest dies: Versichert gegen sogenannte Elementarschäden ist wohl kaum ein Verein. Was dagegen überrascht, ist der Umstand, dass selbst die Stadt auch fünf Tage nach dem Jahrhundert-Hochwasser noch rätselt, an welcher Stelle sie für städtische Einrichtungen mit mehr oder weniger üppigen Erstattungen durch Versicherungen rechnen kann.

Spürbar ist gleichwohl der Reflex, die Schäden schnellstmöglich zu beseitigen, „alles soll so sein wie früher“, sagt einer der Beteiligten mit hörbar kritischem Unterton. Ob man auf die Standortfrage und die Gefahr von neuerlichen Hochwassern noch einmal einen Gedanken verschwenden sollte, wo doch künftig womöglich öfter auftreten könnte, was bis dato noch als „Jahrhundertflut“ galt, diese Frage mag derzeit aber niemand öffentlich stellen.

Grünflächen in unmittelbarer Ufernähe haben arg gelitten

Auf anderen Feldern hat man diese Wahl selbstredend nicht: Straßen und Brücken lassen sich eher nicht verrücken, die Schäden hier sind in Essen allerdings auch sehr überschaubar: Zwar könnten noch nicht alle betroffenen Straßenabschnitte vollumfänglich begangen werden, heißt es vonseiten der Stadt, dennoch habe das Amt für Straßen und Verkehr einen ersten Überblick über die Situation gewinnen können. Ergebnis: Zu verzeichnen sind allenfalls kleinere Schäden, die sich nach aktuellen Schätzungen auf etwa 100.000 Euro summieren.

Deutlich tiefer muss die Stadt schon bei den Grünflächen in die Tasche greifen: Besonders die Brehminsel und das Löwental in Werden wurden arg in Mitleidenschaft gezogen, aber auch der Promenadenweg in Kettwig und diverse Spielplätze mit teils kaputten Spielgeräten. Gesamtschaden hier: rund 1,4 Millionen Euro. Kleinere Gebäudeschäden gibt es nach Angaben der Stadt außerdem am Mölleneyer Ufer und der Nierenhofer Straße in Kupferdreh. Noch nicht zu beziffern sind die Kosten, die im historischen Deilbach-Ensemble anfallen. Hier soll die städtische Grundstücksfirma GVE die Arbeiten durchführen.