Essen-Steele. Schäden in sechsstelliger Höhe: Die Mitglieder im Schwimmverein Steele 11 sind auf Spenden angewiesen. Das Hochwasser hat viel vernichtet.
Ihr Lebenswerk befindet sich derzeit unter Wasser: Hannelore Rottmann ist langjährige Vorsitzende des Schwimmvereins Steele 11 mit seinem öffentlichen Freibad am Ufer der Ruhr. Schwimmen kann darin allerdings derzeit niemand mehr, das Hochwasser hat es verschluckt. Die Schäden, die die gewaltigen Fluten angerichtet haben, werden wohl im sechsstelligen Bereich liegen, schätzt die Vorsitzende. Gerade hat sie ein Spendenkonto eingerichtet.
Inzwischen ist das Schwimmbecken zu erahnen, das Hochwasser sinkt langsam und gibt den Blick auf das frei, was es angerichtet hat. „Ich habe hier sogar Wohnwagen vorbeischwimmen sehen“, sagt Hannelore Rottmann zur gewaltigen Wucht. Noch bevor diese auch Steele traf, hat sie sich am Abend zuvor in Hattingen nach dem Pegelstand erkundigt. Bei ihrem Anruf habe der noch bei 2,50 Metern gelegen, „am Morgen waren es schon sieben“. Und dazwischen lag die Nacht, in der das Wasser wütete, Umkleiden, Boote, Rasenmäher und Saugroboter fortriss.
Zwei der drei weggespülten Umkleiden sind wieder aufgetaucht
„Zwei der drei neuen Umkleiden haben wir wiedergefunden“, sagt Hannelore Rottmann. Die seien bis zur nah gelegenen Hundewiese gespült worden, dort hätten sie auch ihre Bierzeltgarnituren entdeckt. Mehr nicht. Dabei habe allein der Roboter 8000 Euro gekostet, den sie im Vorjahr erst angeschafft hätten, sagt die 74-Jährige.
Es ist nun genau 38 Jahre her, dass ihr Mann sie überzeugte, den Vereinsvorsitz mit seiner Hilfe zu übernehmen. Hannelore Rottmann hat zugesagt und das Amt weitergeführt, als er vor sechs Jahren starb. Denn Nichtschwimmer zu Schwimmern zu machen, das war ihr schon ein Anliegen, als sie zuvor noch bei der DLRG unterrichtete. Sie zog dann von Freisenbruch nach Steele, spaziert seitdem zu ihrem Bad, sitzt hier an der Kasse, erledigt zu Hause den Schriftkram für ihren Verein. In diesem war sie zunächst Übungsleiterin, im Bezirk Ruhrgebiet war sie auch als Kampf- und Schiedsrichterin für den Westdeutschen Schwimmverband im Einsatz.
Die Zäune auf dem Gelände des Schwimmbades sind vernichtet
Nun aber dreht sich vorerst alles darum, weitere Schäden auf dem 20.000 Quadratmeter großen Vereinsgelände zu sichten. Das gelingt nun nach und nach an den Stellen, die das Hochwasser freigibt. Der Zaun, den sie zur Ruhr haben neu bauen lassen, um die Kanadagänse von ihren Wiesen fernzuhalten: weg. Ein weiterer Zaun ums Gelände: vernichtet. Und der Zaun ums Becken: herausgerissen. Samt Betonverankerung.
Offen ist noch, wie stark das Schwimmbecken gelitten hat. Das ist 25 x 8 Meter groß und beheizt und bei Familien wie den Schwimmern des Vereins beliebt. „Sollte da etwas hereingefallen sein und die Folie beschädigt haben, könnte es zerstört sein“, fürchtet die Vorsitzende. Das würde nicht nur die gesamte Schadenssumme enorm in die Höhe treiben, es wäre ein zusätzlicher Rückschlag.
Seit Corona bleibt das Schwimmbad für externe Gäste geschlossen
Dabei sorgt schon Corona für erhebliche Einschränkungen. Seit die Pandemie ausgebrochen ist, gilt: 25 Besucher dürfen ins Wasser, 500 aufs Gelände. Das zu kontrollieren und dabei nicht für Unmut bei den Gästen zu sorgen, das hält Hannelore Rottmann für ausgeschlossen. Um also diesen Ärger zu vermeiden und da sie für diese Aufgabe ohnehin nicht genügend Helfer hätte, ist das Schwimmbad seit dem Vorjahr für externe Gäste geschlossen. „Unsere Schwimmer durften trainieren“, sagt die Vorsitzende.
Auch wenn sie selbst keine Leistungsschwimmerin gewesen ist, Hannelore Rottmann schwimmt gern - allerdings kommt sie in „ihrem“ Freibad kaum dazu: „Sobald ich das Gelände betrete, hat irgendjemand immer eine Frage“, sagt sie schmunzelnd. Bevor hier aber überhaupt jemand wieder ins Becken eintaucht, müssen sie auch in ihr Vereinsheim schauen. Noch steht darin das Wasser ebenfalls zu hoch. Dort befinden sich im Untergeschoss Trainingsgeräte im Hantelraum. Daneben stehen die Boote in der Halle, die das Hochwasser nicht fortgespült hat.
Trotz ihrer Ersparnisse wird das Geld für die Reparaturen nicht reichen
„Da kommt bestimmt noch was auf uns zu“, glaubt Hannelore Rottmann. Nun müsse sie mit dem Bäderamt telefonieren, damit die Zuständigen gucken, was zu tun sein wird. Zudem hoffen die Vereinsmitglieder nun auf finanzielle Unterstützung, denn ihr Geld wird nicht reichen, obwohl sie immer schön angespart hätten. Wenn es ums Anpacken geht, so ist die Hilfsbereitschaft bereits gewaltig: ob von Mitgliedern oder auch Fremden.
Und auch Hannelore Rottmann wird weitermachen in ihrem Verein, als Vorsitzende: „So lange ich die Kraft habe“, sagt die 74-Jährige und gesteht, dass die Folgen des Unwetters sie nun vor allem viel Kraft kosten. Blickt sie auf das Gelände, ist sie nach wie vor fassungslos: „Dann könnte ich nur noch heulen.“ Denn es steckt so viel Herzblut darin - in ihrem Lebenswerk.
Weitere Infos zum Verein: https://www.steele11.de/