Essen-Steele. Der Steeler Schwimmverein hatte sich von der Flutkatastrophe im Vorjahr noch nicht erholt, da trifft ihn das Hochwasser erneut – mit allen Folgen.
Die Wände waren gerade trockengelegt, verputzt und frisch gestrichen, jetzt ist das Wasser der Ruhr wieder auf das Gelände und in die Räume des Steeler Schwimmvereins eingedrungen. Die Folgen dieses Hochwassers können die Mitglieder noch gar nicht einschätzen. Fest steht, dass die Flutkatastrophe vergangenen Sommer ohnehin schon riesige Schäden angerichtet hatte. Nun müssen die Ehrenamtlichen wieder anpacken und hoffen, dass die Spenden aus dem Vorjahr reichen werden.
Das Wasser reicht wieder ans Vereinshaus, hat längst das Innere der unteren Räume erreicht, die Wiesen sind überschwemmt. „Und das ist jetzt schon das zweite Mal allein in diesem Monat“, sagt Hannelore Rottmann (74), Vorsitzende des rund 600 Mitglieder starken Schwimmvereins Steele 11. Mit Hochwasser lebten sie hier am Flussufer, dass es sie aber jetzt erneut so hart trifft, nachdem sie sich gerade kaum nach der Flut berappelt und die Folgen nicht einmal alle beseitigt haben, „das macht uns langsam müde.“ Und es werde immer schlimmer, passiere immer häufiger.
Rund 100.000 Euro wurden für das Steeler Schwimmbad gespendet
Dabei waren die Wände in den Räumen gerade fertig geworden: verputzt, teilweise neu gezogen und gestrichen. Dort lagern sonst Boote und Zeltgarnituren, befinden sich Hantelraum und Kraftgeräte. Die sind teilweise bei der Flut zerstört und noch gar nicht ersetzt worden. Jetzt wird das Geld zunächst erneut für die weitere Sanierung des Gebäudes benötigt.
Rund 100.000 Euro sind vergangenes Jahr mit Hilfe von Spenden zusammengekommen, dazu erlebten die Vereinsmitglieder eine wahnsinnige Hilfsbereitschaft, wie Hannelore Rottmann es formuliert. Gleich am Wochenende darauf hätten sich zahllose Helfer eingefunden. Das rührt sie bis heute, da sie nun wieder auf die Wassermassen blickt, die bis zur Treppe stehen. Holzbänke ragen aus diesem heraus, das Becken hat es nicht erreicht.
Der Schwimmverein Steele 1911
Vor rund 40 Jahren übernahm Hannelore Rottmann den Vorsitz des Steeler Schwimmvereins und führt diesen auch nach dem Tod ihres Mannes, der sie damals von dem Amt überzeugte, weiter. Die 74-Jährige lebt in Steele und gab schon vor ihrer Aufgabe als Vorsitzende bei der DLRG Schwimmunterricht.Gegründet wurde der Schwimmverein 1911 in den 1950er und 1960er Jahren und hatte im Laufe seiner Geschichte bis zu 1500 Mitglieder, darunter Stadt- und Deutsche Meister. Es gab eine erfolgreiche Radsportabteilung und zwei Weltmeisterinnen unter den Kanuten. Heute sind sie als Wanderfahrer auf dem Wasser.Die Nichtschwimmer-Kurse finden heute im Schwimmzentrum Oststadt statt. Weitere Informationen und Kontakt zum Verein: www.steele11.de
Als der Pegel der Ruhr am 15. Juli 2021 erbarmungslos wie schnell stieg, da ging das Steeler Freibad selbst unter, von den großen Wiesen am Ufer und dem Schwimmbecken war am Morgen zeitweise nichts mehr erkennbar, die unteren Räume mit Booten und Sportgeräten längst voll Wasser gelaufen. Der neue Steg war zwar beschädigt, hatte sich gelöst und musste neu verankert werden, trieb aber immerhin nicht ab. Er war zu retten, das Schwimmbecken war es nicht.
„Das Hochwasser im Vorjahr hat unser Becken total auseinandergenommen“, beschreibt die Vorsitzende des Freibades, das Familien so gern besuchen. Das war allerdings wegen Corona in den vergangenen beiden Jahren ohnehin nicht möglich, der Verein schon durch die Pandemie arg gebeutelt.
Startet das Bad üblicherweise an Muttertag in die Saison, konnten es zuletzt ausschließlich Mitglieder nutzen. Bei dem Becken mit einer Größe von acht mal 25 Metern seien die Auflagen einfach zu groß. Und in dieser Saison werden selbst die Mitglieder im Außenbereich lediglich die Liegewiesen nutzen können. Die Kanuten werden immerhin vom Steg aus aufs Wasser gelangen, um auf der Ruhr zu paddeln.
„Das Becken wird dann ab Herbst erneuert“, kündigt Hannelore Rottmann an und ist erleichtert wegen der Zusage der Stadt, die Kosten dafür zu übernehmen. Das stand recht schnell nach der Flutkatastrophe fest. Vorerst aber müssen sich die Vereinsmitglieder mit den neuen Schäden auseinandersetzen.
„Wir haben noch gar keinen Überblick, was das Wasser nun wieder angerichtet hat und was auf uns zukommt“, sagt sie und klingt beinahe resigniert. „Es ist ein harter Rückschlag“, ergänzt Hannelore Rottmann in dem tröstendem Wissen, dass ein eingespieltes Team sofort anrücken wird, wenn das Wasser weg sein wird.
Dann müssen sie die Räume erst ausspritzen, putzen und schauen, was repariert werden muss. Ob das Geld auch für diese Reparaturen und dann noch notwendige Neuanschaffungen reichen wird, „das können wir noch nicht abschätzen.“ Sie waren davon ausgegangen - bevor das Hochwasser kam.