Essen-Kettwig. Freizeitsportler parken oft eine Straße in Kettwig zu. Dort ist im Stadtteil der einzige Einlass für größere Boote. Es gibt aber eine Alternative.

Die Slipanlage in Kettwig vor der Brücke an der Straße „Zur alten Fähre“ wird vom Beginn der Bootssaison im Frühjahr bis in den Herbst stark frequentiert. Ein Ärgernis für die Anwohner, die sich nicht nur über die vielen Autos mit Anhänger aufregen, die in der engen Zufahrtsstraße rangieren, sondern vor allem darüber, dass sie ihre eigenen Wagen oftmals in anderen Wohnstraßen parken müssen. Das muss sich dringend ändern, finden die Politiker im Stadtbezirk 9.

Was ist eigentlich eine Slipanlage? Vereinfacht gesagt, handelt es sich um eine Rampe oder schräge Ebene, auf der Boote und Schiffe zu Wasser gelassen oder an Land gezogen werden können. Entlang der Ruhr und am Baldeneysee gibt es einige solcher Einlassstellen. Zwischen Mülheim und Werden ist der Standort in Kettwig vor der Brücke allerdings die einzige Möglichkeit für Wassersportler, frei ihr Boot zu Wasser zu lassen. Andere Zugänge liegen auf den Geländen von Segel-, Kanusport- oder Motorbootvereinen – oder sind zu klein.

Geeignet für Motorboote bis etwa sieben Metern Länge

Auf der Slipbahn am Kettwiger Wehr Oberwasser gegenüber der Altstadt können Motorboote bis etwa sieben Metern Länge eingesetzt werden.
Auf der Slipbahn am Kettwiger Wehr Oberwasser gegenüber der Altstadt können Motorboote bis etwa sieben Metern Länge eingesetzt werden. © FFS | Vladimir Wegener

Auf der Slipbahn am Kettwiger Wehr Oberwasser gegenüber der Altstadt können Motorboote bis etwa sieben Metern Länge eingesetzt werden. Im Bereich Unterwasser liegt noch eine weitere wesentlich kleinere Slipstelle, die aber nur für Kajaks, Kanus und kleine Schlauchboote genutzt werden kann.

„Deshalb sehen wir in unserer Straße auch etliche Wagen mit Nummernschildern aus dem Kreis Mettmann, Mülheim und sogar aus Düsseldorf und Leverkusen. Wenn hier Hochsaison ist, haben wir quasi Dauerstau, da dreht sich kein Rad mehr“, sagt Anwohner Andreas Hoffesommer und lacht gequält. „Geparkt wird überall, auf den Gehwegen bis in die Grünanlagen hinein.“ Die Bedürfnisse der Spaziergänger und Radfahrer würden missachtet.

Verwaltung soll Verlegung der Slipanlage prüfen

Eine von Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt jüngst vorgeschlagene Bepflasterung eines Beetes zur Schaffung von mehr Parkraum, findet der Anwohner unsinnig: „Die Fläche gehört doch zur Grünanlage. Außerdem sollen ja weniger Autos hier reinfahren.“

Beim Müllsammeln im Oktober 2020 fiel Daniel Behnenburg (r.) diese natürliche Zuwegung zum Wasser unter der Eisenbahnbrücke auf. Dort wäre eventuell ein Standort für eine Slipanlage, was nun die Verwaltung prüfen soll.
Beim Müllsammeln im Oktober 2020 fiel Daniel Behnenburg (r.) diese natürliche Zuwegung zum Wasser unter der Eisenbahnbrücke auf. Dort wäre eventuell ein Standort für eine Slipanlage, was nun die Verwaltung prüfen soll. © FFS | André Hirtz

Besser gefällt Hoffesommer der Vorschlag der SPD-Fraktion, die in der Bezirksvertretung einen Antrag gestellt hat, die Verwaltung möge die Verlegung der Slipanlage prüfen. „Insbesondere am Wochenende und an Feiertagen wird dieser Bereich zur Naherholung von verschiedenen Menschen genutzt“, so Fraktionsvorsitzende Susanne Gilbert. „Die Verkehrslage ist deshalb unübersichtlich und gefährlich.“

Ein Alternativstandort wäre unter der Eisenbahnbrücke

„Wir können uns vorstellen, dass an der Werdener Straße, neben der Eisenbahnbrücke, in der Nähe vom S-Bahnhof Stausee ein guter Standort wäre“, erklärt SPD-Ratsherr Daniel Behmenburg, dem die Idee bei einer Müllsammelaktion just am S-Bahnhof im Oktober 2020 kam.

Der Schotterplatz an der Eisenbahnbrücke biete viel Raum zum Abstellen von Bootsanhängern und Zugfahrzeugen, so Behmenburg. „Die Stelle liegt an einer Zufahrtsstraße. Es würde also keine Beeinträchtigung mehr für eine Wohnstraße geben. Und dieser Bereich wird weniger von Spaziergängern und Hundebesitzern frequentiert.“ Zudem würde durch eine Nutzung als Slipanlage der Missbrauch dieses Areals als wilde Müllkippe eingedämmt, so die Hoffnung des Kettwiger Ratsherrn.

Essen hat insgesamt acht Slipanlagen

Der Prüfantrag an die Verwaltung wurde in der März-Sitzung der Bezirksvertretung IX mehrheitlich beschlossen. Abzuklären für die Verwaltung gilt es unter anderem, wie die Eigentumsrechte auf dem Areal unter der Eisenbahnbrücke aussehen, und ob sich das dortige Gefälle zur Ruhr für die Anlage einer Bootsrampe überhaupt eignet.Derzeit gibt es acht Slipanlagen in Essen entlang der Ruhr und am Baldeneysee. In Bredeney: Essener Kanu- und Segelgesellschaft sowie an der Freiherr-vom-Stein-Straße; in Steele: Kanu-Bootsrutsche und an der Kurt-Schumacher-Brücke; in Fischlaken: Hardenbergufer; in Heisingen Rote Mühle und an der Lanfermannfähre; in Kettwig: Zur alten Fähre.

Ob sich sich der Standort unter der Eisenbahnbrücke eignet, das müssten nun die Fachleute entscheiden, so Gilbert. „Wir haben den Prüfauftrag im März an die Verwaltung gegeben.“ Zumindest auf eine weitere Option zum Parken der Anhänger hofft Andreas Hoffesommer beim Standort Eisenbahnbrücke: „Das wäre für uns schon eine große Entlastung.“