Essen-Kettwig. In einer gemeinsamen Aktion sammeln Mitglieder des Essener Vereins Wastewalk und der SPD Kettwig an der Ruhr Müll. Kurioses und Ekliges ist dabei.

Was darf es denn sein? Ein Grillaufsatz, ein löchriger Pulli oder ein Toaster? Wer benötigt eine Server-Tür? Auch zwei BHs, einer davon mit Spitzenstickerei, sind im Angebot. Diese und andere, weit weniger appetitliche Dinge fanden sich bei einer Müllsammelaktion am Samstagvormittag zwischen der S-Bahnhaltestelle Stausee und dem gegenüberliegenden Ruhr-Ufer an der Eisenbahnbrücke.

Im Gestrüpp liegen reichlich Hausmüll und zerbröseltes Styropor

Es war die dritte gemeinsame Aktion des Essener Vereins Wastewalk und der SPD Kettwig mit ihren regelmäßigen Bezirksspaziergängen. Dass es rund um den Containerstandort am Park-and-Ride-Parkplatz reichlich zu tun geben würde, war den neun Aktiven durchaus bewusst. Fast-Food-Verpackungen, Taschentücher und anderer diverser Hausmüll, der sich im Gestrüpp und am Hang zur darüber liegenden Gleisanlage der S-Bahn verfangen hatte, konnten mit den Zangen recht gut aufgegriffen werden.

Für einige Verwunderung und Lacher sorgte dieses Bekleidungsstück, das Helfer Jan Robert Belouschek aus dem Gestrüpp an einem Hang fischte.
Für einige Verwunderung und Lacher sorgte dieses Bekleidungsstück, das Helfer Jan Robert Belouschek aus dem Gestrüpp an einem Hang fischte. © D. Behmenburg

„Schlimmer ist das Styropor, das die Leute aus den Kartons holen. Die Pappe wird noch ordnungsgemäß entsorgt, die Umverpackung in die Natur geschmissen“, sagt SPD-Vertreter Daniel Behmenburg und ist wütend: „Styropor zerbröselt halt, ist aber als Schadstoff deshalb nicht weg.“

Hinter einer Böschung mit einer Mauer geht es hinunter zur Ruhr

Auf der gegenüberliegenden Seite der Werdener Straße befindet sich die Eisenbahnbrücke. Die Vegetation hat sich in den Rundbögen breitgemacht. Die Zufahrt ist frei und asphaltiert, am Ende gibt es nur eine Schotterfläche. Hinter einer kleinen Böschung mit einer Mauer geht es dann hinunter zur Ruhr.

„Ein idealer Ort, um zum Beispiel Kanus zu Wasser zu lassen“, findet Daniel Behmenburg. „Eine Slipanlage könnte hier gut hinpassen, auch als Entlastung zur Slipanlage Zur Alten Fähre“, spinnt der Bezirksvertreter weiter und kann sich vorstellen, dass die Kettwiger Sozialdemokraten die Idee in der neuen Legislaturperiode der Bezirksvertretung vorantreiben werden.

Unter der Brücke: Treffpunkt für Liebespaare und Angler

Beliebt ist dieser Ort unter der Brücke jedenfalls – das verraten Art und Umfang des vorgefundenen Mülls. Während die Hinterlassenschaften diverser Liebespärchen noch diskret in die Müllsäcke der Essener Entsorgungsbetriebe wanderten, schnappten die Abfall-Sammler bei anderen Funden doch gehörig nach Luft: Angler hatten nicht nur kaputte Netze und andere Utensilien dieses Sports hinterlassen, sondern auch die Innereien der ausgenommenen Fische.

Alle vier Wochen

Die einzelnen Teams von Wastewalk agieren selbstständig in ihren Stadtteilen. Rund alle vier Wochen rücken sie aus, um dem Müll eine Abfuhr zu erteilen. Unterstützt wird das Ganze von einer Baumarkt-Kette, die Material zur Verfügung stellt.

Aus dem Mühlengrabenteich wurden schon einmal ein Cafétisch mit Stühlen und eine große Mülltonne sowie Fahrräder geborgen.

Selbst wenn man der Auffassung sei, dies sei ja Natur und vergehe mit der Zeit, „das sind Essensreste und die gehören in den Hausmüll“, sagt Behmenburg.

Lukas Kwiatkowski, Vertreter des Vereins Wastewalk, nickt. „Es ist schon unglaublich, was die Leute einfach wegschmeißen, wo sie gehen und stehen.“

Verein verbindet Spaziergang mit dem Sammeln von Müll

Sperr- und Hausmüll wurde in die Natur geworfen.
Sperr- und Hausmüll wurde in die Natur geworfen. © D. Behmenburg

Seit Mitte 2019 gibt es den Verein Wastewalk, die Initiative zum Müllsammeln in Kombination mit einem Spaziergang (Walk) entstand aber schon 2017: Die im Essener Norden ansässigen Christine und Marcus Franken beschlossen, zukünftig gegen den Alltagsmüll im direkten Umfeld vorzugehen. Die Idee war, bei einem gemütlichen Spaziergang einmal im Monat durch den Stadtteil den am Wegesrand liegenden Müll einzusammeln.

Schnell schlossen sich Freunde und Bekannte an, die Teilnehmerzahl stieg teilweise auf über 30 Personen. Auch konnten engagierte Bürger in anderen Stadtteilen für den Gedanken begeistert werden. „Anfang letzten Jahres waren es zehn Stadtteil-Gruppen, mittlerweile sind es 15“, sagt Kwiatkowski.

Zigarettenkippen sind ein Umweltproblem

In Kettwig gab es bislang zwei gemeinsame Aktionen des Wastewalk-Vereins mit der SPD, die ihrerseits regelmäßige (Müll-)Bezirksspaziergänge seit November 2018 im Essener Süden etabliert hat. Beide Male waren der Mühlengrabenteich und die nähere Umgebung Einsatzort. Auch dort wurden zum Teil große Gegenstände gefunden, die eigentlich in den Sperrmüll gehören.

Auch interessant

„Aber auch die kleinen Sachen wollen wir nicht vergessen“, sagt Lukas Kwiatkowski und meint die Zigarettenstummel. Der Verein bemühe sich derzeit um die Anschaffung von speziellen Saugern, mit deren Hilfe man den umweltschädlichen Kippen zu Leibe rücken will. „Denn davon gibt es tonnenweise.“ Auch im Bereich des Parkplatzes an der Werdener Straße, wie die Abfall-Sammler am Samstag bemerkten.

Dort war dann übrigens nach eineinhalb Stunden des Müllaufpickens und -greifens endlich Schluss. Zehn Säcke und etlicher Sperrmüll wurden den Essener Entsorgungsbetrieben zum Abtransport überlassen. „Jedenfalls eine Ecke, die wir im Auge behalten werden“, resümierten beide Gruppen.

Keine Nachrichten aus Essen verpassen: Melden Sie sich hier für unseren täglichen Newsletter an