Essen-Altenessen. Die Bauruine am Altenessener Bahnhof gilt als Angstraum und sollte längst abgerissen werden, doch der Prozess kommt immer wieder ins Stocken.
Die Tage der Bauruine am Bahnhof Altenessen scheinen schon seit einigen Jahren gezählt. Doch Totgesagte leben länger: Das Gebäude wird vorerst noch stehenbleiben. Hintergrund ist ein rechtlicher Schachzug der Eigentümer: Sie haben beim Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster einen Antrag auf Zulassung der Berufung eingereicht. Wann dort entschieden wird, steht noch nicht fest, wie die Sprecherin des Gerichts jetzt auf Anfrage mitteilte.
Abrissverfügung des Essener Gebäudes in erster Instanz bestätigt
Die Erleichterung, nicht nur in Altenessen, auch im Rathaus war geradezu greifbar, als die erste Instanz, das Verwaltungsgericht (VG) Gelsenkirchen, im Oktober vergangenen Jahres die Abrissverfügung der Stadtverwaltung bestätigt hatte. FDP-Politiker Thomas Spilker forderte, dass die Verwaltung schnellstens Gelder für den Abriss bereit stellen müsse: „Weiterhin muss dann geklärt werden wie es mit dem Grundstück weiter geht.“ Auch die CDU sah in dem Urteil ein gutes Zeichen für Altenessen: „Für den Stadtteil ist das ein Signal für den weiteren Aufschwung im Quartier“, erklärte Uwe Kutzner, Vorsitzender der CDU Altenessen-Süd.
Der Fall war für die VG-Richter inhaltlich und formell so eindeutig, dass sie eine Berufung gegen das Urteil nicht zuließen. Die Klägerin nutzte jetzt aber ihre einzige Möglichkeit: Innerhalb der gesetzlichen Frist ließ sie bei der nächst höheren Instanz, dem Oberverwaltungsgericht, einen Antrag auf Zulassung der Berufung stellen. Berufung selbst war ja nicht möglich, ein Antrag auf Zulassung derselben aber schon.
Warum das Ganze? Es kann den Grund haben, den Abriss des seit vielen Jahren leerstehenden und vor sich hinrottenden Gebäudes zeitlich so weit wie möglich hinauszuzögern. Spekulationen, wie viel Zeit bis zu einer OVG-Entscheidung verstreichen wird, verbieten sich. Das kann manchmal schnell gehen, es dauert aber auch schon mal Monate oder gar ein Jahr. Bausenate haben den Ruf, dass sie angesichts ihrer Belastung nicht sehr schnell terminieren.
Ein Hort kriminellen Geschehens: Unterschlupf für Dealer und Obdachlose
In der Sache selbst scheinen Zweifel, dass vom OVG das Urteil in erster Instanz gekippt wird, wenig angebracht. Zu eindeutig waren die Feststellungen der Stadt und des Gerichts. Erkenntnisse des zuständigen Richters deckten sich mit Berichten von Polizei und kommunalen Ordnungskräften. Das abzubrechende Haus war ein Hort kriminellen Geschehens, vor allem im Drogenmilieu. Auch ein Bauzaun änderte nichts grundlegend an den katastrophalen Zuständen. Dealer und ihre Kunden, aber auch Obdachlose fanden und finden noch immer Schlupflöcher. Der Bereich um den Bahnhof Altenessen entwickelte sich zu einem Angstraum.
Auch das VG sah „nicht akzeptable Gefahren“. Die Ruine sei auch innen kaum zu sichern. Treppenaufgänge hätten keine Geländer, die Böden wiesen zahlreiche Löcher auf und Wände drohten einzustürzen. Die Stadt hat großes Interesse an einem zügigen Abschluss des Verfahrens. Es geht nicht nur um die Sicherheit und die Beseitigung eines Schandflecks. Es gebe auch ernsthafte Interessenten für das Grundstück, erklärte die Wirtschaftsförderung bereits vor einiger Zeit.
Ursprünglich sollten dort zahlreiche Wohnungen entstehen
Ursprünglich gab es mal eine Baugenehmigung der Stadt für ein viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus. Dort sollten zahlreiche Wohnungen und Geschäftslokale entstehen. Doch verwirklicht wurde das Projekt nie. Den aktuellen Stand der Dinge bezeichnet Uwe Kutzner als „unterirdisch“. Alle würden darauf warten, dass endlich was passiert, die Situation gestalte sich jedoch als überaus zäh.