Essen. Flüchtlinge sind in der Corona-Pandemie in Essen besonders zurückgeworfen worden. Die Arbeitslosigkeit steigt. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Die Corona-Pandemie hat die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt zurückgeworfen. Für Geflüchtete sei es während dieser Zeit deutlich schwieriger gewesen, eine Arbeit aufzunehmen, sagte der Leiter des Essener Jobcenters, Dietmar Gutschmidt. Die Folge: Die Arbeitslosigkeit unter Flüchtlingen hat seit Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 wieder zugenommen.
Nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit gab es im April 2020 knapp 4000 arbeitslos gemeldete Flüchtlinge in Essen. Ein Jahr später ist deren Zahl auf über 4400 Menschen angestiegen und damit um rund elf Prozent. Die generelle Arbeitslosigkeit in Essen ging in diesem Zeitraum um 2,6 Prozent nach oben.
Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie war Essen eigentlich auf einem guten Weg gewesen. Immer mehr Flüchtlinge fanden einen Job und profitierten damit ebenfalls von einer bis dato guten Arbeitsmarktentwicklung.
Jobvermittlungen für Flüchtlinge gehen in Essen deutlich zurück
Corona hat diese Entwicklung vorerst gestoppt: Im Vergleich zum ersten Quartal 2020 sind die Vermittlungszahlen des Jobcenters, von dem der überwiegende Teil der Flüchtlinge betreut wird, regelrecht eingebrochen. Bis März 2021 lagen die sogenannten Integrationen 39 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum.
Abgänge in Erwerbstätigkeit bei Flüchtlingen „Gerade in den Lockdown-Phasen kam die Vermittlung de facto zum Erliegen“, sagt Gutschmidt. Das Problem: 97 Prozent der Geflüchteten kamen und kommen nach Essen ganz ohne oder ohne abgeschlossene Berufsausbildung und haben daher zunächst nur eine Chance auf einen Helfer-Job.
Doch vom Corona-Lockdown waren besonders Branchen wie die Gastronomie oder der Einzelhandel betroffen, die normalerweise viele Helfer-Tätigkeiten anbieten. Zwar half einigen Flüchtlingen der Boom der Paketdienste, um Arbeit zu finden, „aber die Logistik allein konnte die Ausfälle an anderer Stelle nicht ausgleichen“, so Gutschmidt.
Weniger Sprachkurse - weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Ein weiterer Grund, warum die Arbeitslosigkeit unter Flüchtlingen in den vergangenen Monaten wieder stark gestiegen ist, sind fehlende Deutschkurse. In der Corona-Zeit konnten die Kurse gar nicht oder nur online angeboten werden. „Wenn so ein Kursus nur noch digital läuft, ist das natürlich extrem schwierig. Schon allein, weil nicht jeder einen PC besitzt“, betont Gutschmidt.
Licht und Schatten- Flüchtlinge auf dem Essener Arbeitsmarkt Allein im April dieses Jahres waren fast 400 Flüchtlinge weniger in Deutschkursen als ein Jahr zuvor. Das hat dann auch einen statistischen Effekt: Denn nimmt ein Flüchtling an einem solchen Sprachkursus teil, wird er in dieser Zeit nicht mehr als arbeitslos gezählt. Die Kehrseite dieser Entwicklung liegt aber auch auf der Hand: Weniger Sprachkurse bedeuten auch weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Arbeitsmarkt dürfte sich auch für Flüchtlinge erholen
Dennoch ist Gutschmidt zuversichtlich, dass sich in den kommenden Monaten die Arbeitsmarktlage auch für Flüchtlinge in Essen wieder verbessern wird. Seit einigen Wochen sind Sprachkurse wieder in Präsenz möglich und auch die Wirtschaft blickt nach dem Ende des Lockdowns und den sinkenden Infektionszahlen optimistischer in die Zukunft.
Bereits im Vorjahr, als es im Sommer vermehrt Lockerungen gab, profitierten auch die Flüchtlinge davon. Auf eine ähnliche Entwicklung setzt Gutschmidt nun erneut.