Essen. Kunden können am eigenen Computer seit Monaten keine Fahrkarten kaufen. Die Ursache: Probleme beim Übergang vom VRR zum Essener Verkehrsunternehmen.

„Kaufen, drucken, fahren“ – mit diesem Motto warb die Essener Verkehrsgesellschaft Evag schon vor zwei Jahren, um ihre Fahrgäste dazu zu motivieren, sich nach einer einmaligen Registrierung bequem zu Hause oder im Büro am Computer ein Abo-Ticket oder einen Tages- und Wochenfahrschein auszusuchen und per Mausklick zu bestellen. So sparte man sich den Weg zum Kundencenter. Der Computerausdruck diente als Ticket. Einfacher geht es kaum. Doch seit fünf Monaten ist der „TicketShop“ der Evag für Online-Kunden geschlossen.

Er stehe „derzeit nicht zur Verfügung“ – „leider“, heißt es auf der Internetseite des Verkehrsunternehmens. Erst im Herbst ist ein Neustart geplant.

Zwar brachte der Online-Kauf über den Computer zu Hause oder im Büro noch im Vorjahr lediglich insgesamt 114.542 Euro und deckte damit nur einen bescheidenen Anteil an den Gesamterträgen. Für den Anfang waren das aber schon beachtliche Zahlen. Am meisten wurde im Online-Shop das Ticket 1000 (Einnahmen 43.700 Euro) gekauft, gefolgt vom 7-Tages-Ticket (32.004 Euro). Die Angebote gerade für etwas ältere Dauerkunden wurden dagegen wenig genutzt: Das Ticket 2000 im Abo ab neun Uhr brachte im Online-Geschäft gerade mal 223,57 Euro und das Bären-Ticket 546,70 Euro ein.

Konkurrenz durch Handy-App

Für die Evag gilt grundsätzlich: „Wir setzen auf alle Verkaufsformen, die unsere Kunden wollen“, betont Evag-Sprecher Nils Hoffmann. Vom bargeldlosen Bezahlen erhofft sich das Verkehrsunternehmen langfristig, Kosten zu sparen, aber auch Fahrzeiten zu verkürzen und mehr Kunden zu gewinnen.

Warum aber seit dem 29. Februar keine Online-Käufer über die Internetseite der Evag möglich sind, blieb vielen Nutzern unklar. Der TicketShop müsse überarbeitet und neu entwickelt werden, so die Mitteilung an die Kunden. Tatsächlich verlief der der Übergang vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zur Evag nicht wie geplant. Das Online-Projekt stand erst unter der Federführung des VRR und sollte an die einzelnen Verkehrsunternehmen übertragen werden. 19 Betriebe machen schon mit, darunter die Düsseldorfer Rheinbahn und die Bochumer Bogestra, die mit dem Spruch „Stempeln war gestern“ lockt. Essen hinkt hinterher. Zum einen zogen sich die Preisverhandlungen mit dem Anbieter in die Länge, zum anderen bestand die Evag darauf, dass der Kunde alle Möglichkeiten des bargeldlosen Zahlens nutzen kann – vom Bankeinzug über Paypal bis zur Kreditkarte. „Das haben wir jetzt vereinbart. Im Herbst geht es los“, so Hoffmann.

Dann gibt es aber auch noch stärkere Konkurrenz durch die Handy-App, die in der VRR-Version bundesweit bereits über drei Millionen Mal heruntergeladen wurde, womit sich die Zahl in den vergangenen 18 Monaten verdoppelt hatte. Der VRR kündigte für Herbst eine neue App an, die das bargeldlose Zahlen von Tickets noch einfacher machen soll – und die auch von der Evag übernommen wird. Für Nils Hoffmann ist die Smartphone-App das „Bezahlsystem der Zukunft“. Sie sei gegenüber dem Online-Shop „in ihren Entwicklungsmöglichkeiten deutlich überlegen.“