Essen. An vielen Schulen steht schon fest, dass die Abi-Bälle ausfallen. Manche Schüler fürchten, Anzahlungen nicht zurückzubekommen.
Abiturienten in Essen fürchten finanzielle Verluste, weil Abi-Bälle vielerorts auszufallen drohen. Schüler berichten, dass wohl längst nicht jede Anzahlung zurückerstattet wird, die häufig schon im Vorjahr geleistet wurde. Abi-Jahrgänge sammeln rund zwei bis drei Jahre vor den Feierlichkeiten Geld ein, um nach der Zeugnisverleihung kostspielige Bälle und Partys zu veranstalten. Die Erträge kommen unter anderem durch so genannte „Vorfinanzierungs-Partys“ zusammen.
Die Abi-Prüfungen sollen, wie mehrfach berichtet, ab 12. Mai stattfinden – auch wenn dagegen immer noch von einigen Schülern, Lehrern und Eltern protestiert wird. Abiturienten der Gesamtschule Bockmühle fragen sich zum Beispiel, wie Sport-Prüfungen fürs Abi ablaufen sollen, wenn Distanzregeln plötzlich auch bei Ballspielen einzuhalten sind. Anderenorts sind Kandidaten beunruhigt, weil Klausuren in Räumen geschrieben werden sollen, die vermeintlich nicht groß genug sind.
Viele Abiturienten möchten die Prüfungen absolvieren
„Organisatorisch halte ich den Ablauf der Klausuren für kein Problem, vor allem nicht an unseren Berufskollegs“, berichtet Georg Greshake, der Sprecher der Berufsschulleiter in Essen. An den Kollegs findet derzeit der meiste Unterricht statt – rund 70 bis 80 Prozent der Berufskolleg-Schüler müssen seit einer Woche wieder zum Unterricht, weil sie in diesem oder kommenden Jahr eine Prüfung zu absolvieren haben. Dazu zählen auch Abi-Klausuren. Überhaupt gibt es viele Abiturienten, die die Prüfungen trotz des ausgefallenen Unterrichts absolvieren möchten – nicht nur aus Angst, ein reines Durchschnitts-Abi könnte international weniger wert sein. Sondern: „Viele möchten auch mit den Prüfungen ihren Notenschnitt verbessern“, heißt es.
Ungeachtet aller ungelösten Prüfungs-Fragen tun sich für die Abiturienten dieses Jahrgangs zusätzlich ungeahnte Probleme auf: „Wir tappen völlig im Dunkeln, ob wir unseren Abi-Ball feiern können“, berichtet Christoph Reifenrath, Abiturient am Gymnasium Borbeck. In einigen Schulen seien die Bälle bereits abgesagt worden, andere Schulen würden von den Saal-Vermietern hingehalten: Schließlich weiß derzeit niemand so genau, wie lange das Veranstaltungsverbot in NRW noch gilt, und ob bis zum Juni – dann sind die Abibälle terminiert – nicht noch Lockerungen beschlossen werden.
Kleinere Veranstaltungen nicht kostendeckend
„Bei uns möchte der Veranstalter keine Entscheidung treffen was passieren soll, bis politische Entscheidungen fallen“, berichtet Elias Schlossberg, Jahrgangs-Sprecher an der Gesamtschule Holsterhausen. „Sollte eine Ansammlung von mehr als 200 Menschen erlaubt werden, befürchten wir, dass nicht so viele Besucher wie notwendig kommen können, damit wir unsere Kosten decken können.“ Im vergangenen Jahr habe der jetzige Abi-Jahrgang eine vierstellige Summe als Anzahlung geleistet. „Sollte die Veranstaltung nicht möglich sein, würden wir wohl den Vorschuss nicht zurückbekommen“, befürchtet Schlossberg.
Christoph Reifenrath berichtet, dass die Gesamtkosten beim Abi-Ball bei gut und gerne 20.000 Euro liegen – und auch am Gymnasium Borbeck drohe den Abiturienten, dass sie auf einem Teil der Kosten sitzen bleiben. „Natürlich versuchen wir das Beste für alle, sodass man bestenfalls das Geld zurück bekommt und dann wieder fair auf alle aufteilt, jedoch sind wir auch da im Ungewissen.“
Schwer wiegt vor allem die Enttäuschung
Auch am Burggymnasium weiß man noch nichts Konkretes: Schülersprecher Florian Friedewald berichtet, dass derzeit nichts möglich sei, außer abzuwarten – und an der Gesamtschule Bockmühle hat das Festkomitee bereits beschlossen, das Geld, das von den Schülern für die Finanzierung der Feierlichkeiten eingesammelt wurde, zu spenden – an wen, ist noch offen.
Fast schwerer als die finanziellen Risiken wiegt für die Schüler aber die Trauer über den Ausfall aller Feierlichkeiten: „Alles, worauf man sich jahrelang gefreut hat, fällt ins Wasser“, klagt Schüler Christoph Reifenrath vom Gymnasium Borbeck. „Der ganze Lebensabschnitt hat einfach keinen runden Abschluss gefunden, wodurch viele sehr enttäuscht sind.“