Essen. Der Klassiker des WDR-Fernsehens mit Ruhrgebiets-Kabarettist „Jupp“ alias Dr. Ludger Stratmann wird am 7. Mai zum letzten Mal ausgestrahlt.
„Wie ist die Stimmung? Natürlich gut“. Mit diesen vertrauten Worten hat Ruhrpott-Kabarettist Dr. Ludger Stratmann seine Gäste im gleichnamigen WDR-Kneipentheater schon gut 150 Mal begrüßt. Am 7. Mai wird der Kneipen-Comedian sein TV-Lokal, das sich in Wirklichkeit im Kupferdreher Bahnhofs-Restaurant „Lukas“ befindet, zum letzten Mal öffnen. „Ich bin wirklich sehr traurig, dass ich mit dem ‘Stratmanns’ aufhören muss“, gesteht der Fernsehliebling, um sogleich die Begründung hinzuzufügen: „Es geht aus gesundheitlichen Gründen einfach nicht mehr, die Drehtage dauern bis zu zwölf Stunden und das schlaucht unheimlich.“
Mit 15 Dienstjahren gehört Ruhrgebietskabarettist „Jupp“ Stratmann längst zum Inventar seines Heimatsenders. 15 Jahre – das ist in der schnelllebigen, weil quotenfixierten Fernsehwelt eine kleine Ewigkeit. Nun, da der Abschied naht und bald das allerletzte Pils gezapft werden will, durchdringen „Wehmut, Demut und Stolz“ seine Gefühlslage. Adieu sagt der Kabarett-Kneipier nicht nur „einem tollen Format“, einem „wundervollen WDR-Team“ und einem „perfekten Sendeplatz“, sondern insbesondere einem treuen Millionen-Publikum in ganz Deutschland. „Natürlich bin ich stolz, dass es mir gelungen ist, mit viel Erfolg Ruhrgebietstöne ins WDR-Fernsehen gebracht zu haben“, sagt der Kabarettist, der von Hause aus Allgemeinmediziner ist.
Trauriges „Lukas“-Team
Neulich, bei einem Gala-Abend der Kassenärztlichen Vereinigung, habe er lauter ehemalige Kollegen wiedergesehen, die längst die Wonnen des Ruhestands genießen. Ein Wohlfühl-Modus, mit dem auch der 67-Jährige allmählich kokettiert. Im vergangenen Dezember beendete er nach 120 Auftritten seine Abschiedstournee („Dat Schönste“), die ihn in alle Winkel Deutschlands gebracht hatte. Doch auch nach dem Abschied aus dem Kneipentheater gedenkt der Tausendsassa seine Hände immer noch nicht in den Schoß zu legen. „Ich mache weiter in meinem Theater auf Kennedyplatz.“ Mit einem Pensum, das es in sich hat. Mit seiner aktuellen Show „Pathologisch“ betritt Doktor Stratmann sechs bis acht Mal im Monat die Bühne. Die Kartennachfrage ist ungebremst. „Wir sind bis Juli ausverkauft.“
Traurig über das Ende von Jupps Kneipentheater ist auch das „Lukas“-Team um Inhaber André Krämer. „Nach 15 Jahren spüren wir eine familiäre Verbundenheit zu Ludger Stratmann, den Schauspielern sowie den Technikern und Machern hinter den Kulissen“, räumt der „Lukas“-Wirt ein. Für die Aufzeichnung am 13./14. April wird er zum letzten Mal die große Empfangshalle des stolzen wilhelminischen Bahnhofsgebäudes (Baujahr 1898) zur Verfügung stellen.
Prominente Gäste
Pläne für eine Nachfolge-Sendung hegt der Sender übrigens nicht. WDR-Unterhaltungschef Siegmund Grewenig verneigt sich vor Stratmann: „Jupp ist im Herzen des Ruhrgebiets ein einzigartiger Gastgeber gewesen und hat mit dem Kneipentheater stets für intelligente und originelle Unterhaltung aus dem Revier gesorgt.“
In die Wehmut über den nahenden Abschied mischt sich bei Ludger Stratmann auch ein satter Schuss Vorfreude auf den letzten Abend. Schließlich wollen dann langjährige Wegbegleiter und treue Förderer auf ein Frischgezapftes im „Lukas“ vorbeischauen. „Yvonne Willicks hat schon zugesagt, auch Wolfgang Clement, ein guter Freund von mir, sowie WDR-Intendant Tom Buhrow werden unter den Gästen sein.“ Die voraussichtliche Stimmung? Natürlich bestens!