Steele..
Krupp oder Huyssen, Rahn, Beitz oder Baedeker, Grillo, Rehhagel, Krebs oder von Waldthausen. Die Liste derer, die den Namen Essen weit über die Stadtgrenzen hinaus leuchten ließen und lassen, ist länger als lang. Einen Anspruch auf Vollständigkeit wird’s wohl nie geben, einer aber, der hat immer einen Stammplatz sicher. Der Name Kröger, der die lange Geschichte des gleichnamigen Möbelhauses prägte, für Spaßvogel Ludger Stratmann stets „das schönste Einrichtungshaus vonne ganze Welt“.
1884, vor genau 130 Jahren also, da fängt alles an. Kaiser Wilhelm legt in Berlin den Grundstein für das nagelneue Reichstagsgebäude, Deutschland führt im Rahmen der Bismarck’schen Sozialgesetzgebung die Unfallversicherung ein – und in seinem Haus im Eickelkamp 11 im kleinen Steele fertigt und verkauft ein Möbelschreiner mit allerlei Geschick, Geduld und auch Spucke seine ersten Stücke. Ein gewisser Josef Kröger.
Filius Franz macht 1910 daraus das Möbelhaus Kröger, zieht 15 Jahre später wenige Meter weiter um die Ecke bis zur Bochumer Straße, dem neuen Hauptsitz der Firma. Möbel gehen gut und halten lange. Damals kauft man etwa ein Schlafzimmer fürs Leben, weil deutsche Wertarbeit das auch hergibt. Die folgenden 20 Jahre jedoch sind auch geprägt von Verzicht und purer Maloche, und die bleierne Kriegszeit raubt den Menschen ihre Träume und legt irgendwann nahezu alles in Schutt und Asche.
Kleine Junge, großes Interesse
Mittendrin schon zu dieser Zeit: Franz-Josef Kröger, Enkel des Firmengründers und einziger Sohn von Maria und Franz Kröger. Während andere Jungs in den Hinterhöfen mit verknoteten Lumpen Fußball spielen, hat Franz-Josef schon als Steppke von fünf Jahren fast nur Augen für das, was seine Eltern tun. Die Schreinerei, die Möbel. Der Duft von Holzleim und Spänen – das ist von Beginn an seine Welt.
Die Zeit des Wiederaufbaus zehrt, Franz-Josef Kröger aber lässt nicht locker. Auf dem Helmholtzgymnasium macht er eine gute Figur, und obwohl mit 19 noch nicht geschäftsfähig, wie das so unschön heißt, kauft er 1953 an der Bochumer Straße und am Ruhrbruchshof mehrere Geschäftshäuser. Das Ensemble, das halb Essen ab 1959 als Einrichtungshaus Kröger kennen und schätzen lernt. Die Unterschriften unter die Verträge hatte übrigens Vater Franz geleistet.
Der Rest ist Erfolgsstory pur. Man kennt sich in Steele, die Menschen schätzen Kröger, weil er sich nie aus der sozialen Verantwortung stiehlt. Dass man nach jedem Vertrag ein, zwei Schnäpse kippt, passt damals einfach in die Zeit.
Die Firma wächst, es läuft wie auf Schienen, und der Raketenmann, der zum 100-Jährigen 1984 am Dreiringplatz landet, ist fast so werbewirksam wie die grelle Neon-Reklame, die anfangs fast an einen Science-Fiction-Film erinnert.
Doch alles ist irgendwie endlich, denn an diesem Samstag steigt die letzte Schicht im einst so renommierten Haus in Steele. Da die Nachfolge nicht geklärt werden konnte, hat Kröger ausverkauft und vermietet. Mit 80 und schweren Herzens. Er hätte es leichter haben können und eher aussteigen. Tat er aber nicht. Typisch.