Essen-Margarethenhöhe.. Für ein Jahr leiht die Margarethe-Krupp-Stiftung die berühmte Bronzeplastik und weitere Skulpturen an das Ruhr Museum aus. Wir erläutern, warum.
Es ist für Michael Flachmann durchaus ein emotionaler Augenblick, als sich die Säerin, gehalten von zwei Seilen, per Autokran in die Höhe hebt. „Sie ist unsere Margarethe, quasi das Symbol unserer Siedlung“, sagt der Vorstand der Margarethe-Krupp-Stiftung über die berühmte Bronzedame, die am Mittwochnachmittag (6. März) nun schwebend über dem Hauxplatz für einiges Aufsehen bei Spaziergängern und den nach Hause strebenden Schülern der Schule an der Waldlehne sorgt.
Vorsichtig landet die Plastik auf dem Anhänger einer Spezialfirma und wird später am Nachmittag von der Margarethenhöhe aus eine Fahrt durch die Innenstadt unternehmen – Ziel ist das Zollverein-Gelände. „Die Säerin“ wird nämlich das Herzstück der nächsten Sonderausstellung des Ruhr Museums bilden, deren Titel „Aufbruch im Westen. Die Künstlersiedlung Margarethenhöhe“ lautet und im April eröffnet wird. Im Januar 2020 soll sie wieder an ihren alten Standort zurückkehren.
Skulptur stand 85 Jahre auf dem Hauxplatz
Die Bronzeskulptur von Joseph Enseling stand 85 Jahre auf dem Hauxplatz der Margarethenhöhe und wurde zum Gedenken der Stifterin Margarethe Krupp (sie starb 1931) im Jahr 1935 von dem Künstler angefertigt. Sie symbolisiere die fruchtbare Arbeit, die Margarethe Krupp für die Siedlung geleistet hat, erläutert Flachmann.
Sie wegzugeben, schmerze einerseits, gibt Flachmann zu. Andererseits ist der Stiftungs-Vorstand bei der offiziellen Übergabe an Prof. Heinrich Theodor Grütter, Direktor des Ruhr Museums, gleichermaßen stolz darauf, dass „dieses Prunkstück“ nun museale Aufmerksamkeit erlangen wird.
Viele Werke im Essener Stadtbild
Enseling, so betont Theodor Grüter, sei einer der bedeutendsten Bildhauer Deutschlands, der anlässlich des Bauhaus-Jahres nun in der Sonderausstellung geehrt werde. Er habe mit dem „Schatzgräber-brunnen“ am Markt und der „Säerin“ die wohl bekanntesten Kunstwerke auf der Margarethenhöhe geschaffen.
Nach Studien in Düsseldorf und Paris lehrte Joseph Enseling seit 1913 an der Essener Kunstgewerbeschule (später Folkwangschule). Er gestaltete Denkmäler für Kriegsopfer und Verunglückte im Bergbau. 1938 wurde er Professor an der Kunstakademie Düsseldorf; er war u.a. Lehrer von Joseph Beuys. Enselings Biographie reicht vom Wilhelminismus bis in die Bundesrepublik. Viele Werke finden sich noch im Essener Stadtbild.
Aufbruch im Industrierevier
In der Sonderausstellung im Rahmen von „100 Jahre Bauhaus im Westen“ erfolge die Einbindung des Künstlerkreises auf der Margarethenhöhe in den kulturellen Aufbruch im Industrierevier in den 1920er und 1930er Jahren, berichtet Grüter. Die Ausstellung widme sich dem Bau der Siedlung, dem Zusammenleben der Künstler und dem Wirken der Künstlersiedlung im Westen Deutschlands. Die Ausleihe der „Säerin“ sei dabei gut vorbereitet und mit dem Denkmalschutz abgestimmt worden, ergänzt Flachmann.
Neben dieser Skulptur wandern weitere Werke von der Margarethenhöhe ins Ruhr Museum. Die Steinskulptur „Der Spielende Bär“ von Enseling befand sich am Aufgang zur Haupttreppe am Gasthaus zur Margarethenhöhe. Seit der Generalsanierung des Gebäudes ist sie Teil der Ausstellung der Bürgerschaft Margarethenhöhe im Museum am Brückenkopf.
Eine der beiden Katzenskulpturen des Künstlers Will Lammert, die die Bögen des Robert-Schmohl-Platzes schmücken, wurde bereits abmontiert. Auch die Skulptur „Hahn und Huhn“ von Richard Malin, sie befindet sich vor der katholischen Kirche, wird ausgeliehen. „Alle Kunstwerke werden in der Werkstatt auf Zollverein restauriert beziehungsweise die Säerin wird gereinigt“, erläutert Grütter und dankt der Margarethe-Krupp-Stiftung für die Übernahme der Restaurierungs- sowie der Transportkosten.