Essen. Ursprünglich sollte 2019 Baustart für das neue Ikea-Haus an der Bottroper Straße sein. Doch die Pläne wurden jetzt erneut verschoben.
Kommt das neue Ikea-Haus an der Bottroper Straße in Essen oder lässt der Möbelriese seine Neubaupläne ganz fallen? Zwar rollen die Bagger auf dem Baugrundstück im Kruppgürtel an der Ecke Helenenstraße schon seit Monaten. Doch eine Entscheidung hat Ikea immer noch immer nicht gefällt, wie eine Sprecherin auf Nachfrage bestätigte. Ursprünglich sollte das neue Haus im Jahr 2020 eröffnen.
Nun aber hat Ikea das Projekt erneut weiter in die Zukunft geschoben. „Alle großen Bauprojekte liegen auf Eis“, sagte die Ikea-Sprecherin. Ein bis zwei Jahre werde es sicher noch dauern, bis Ikea für den Standort Essen eine Antwort geben könne. „Bis dahin wird es dort keine Bewegung geben“, sagte sie.
Die Pläne für das neue Möbelhaus in Essen hatte Ikea bereits vor anderthalb Jahren eingefroren und auf den Prüfstand gestellt. Entscheidungen wurden seither immer wieder vertagt. Am Ende könnte damit auch ein Entschluss stehen, dass das schwedische Möbelhaus seine Neubaupläne in Essen ganz beerdigt. An anderen Standorten hatte Ikea solche Vorhaben bereits gestrichen. Im April vergangenen Jahres machte das Unternehmen Rückzieher in Bottrop und Castrop-Rauxel und stampfte die dortigen Pläne für die neuen Möbelhäuser ein.
In Berlin experimentiert Ikea mit Innenstadt-Shops
Beobachter halten das auch in Essen für sehr wahrscheinlich. Denn die Zeit der großen Expansionen von Möbelhäusern gerade auf der grünen Wiese sind vorbei. Stattdessen besinnen sich Anbieter wie Ikea wieder auf Innenstädte bzw. innenstadtnahe Lagen. In Berlin probiert Ikea neue City-Formate aus, die stärker auf Erlebnis-Einkauf, Onlinehandel und Digitalisierung setzen. In manchen Läden sollen Kunden beispielsweise nur noch planen können. In anderen soll es nur kleine Möbel wie Regale und Accessoires geben. „Wir fokussieren darauf unsere Investitionen“, sagte die Sprecherin. Die Erfahrungen, die in Berlin gesammelt würden, dienten dann als Entscheidungsgrundlage für alle weiteren Expansionspläne.
Damit würde der heutige Standort an der Altendorfer Straße viel besser zum neuen Konzept von Ikea passen. Er ist innenstadtnah gelegen und verkehrstechnisch gut an den ÖPNV angebunden. Noch vor fünf Jahren hatte Ikea den geplanten Neubau zwar damit begründet, dass das Haus an der Altendorfer Straße mit 13.000 Quadratmetern zu klein geworden sei. Allerdings sind in Zeiten des wachsenden Online-Handels keine so großen Ausstellungs- und vor allem Lagerflächen mehr vonnöten. Von den einst geplanten 25.000 Quadratmeter Verkaufsfläche im Kruppgürtel hatte Ikea deshalb schon vor anderthalb Jahren wieder Abstand genommen.
Auch Essens Planungsverwaltung beobachtet mit Interesse, wie sich Ikea schließlich entscheiden wird. „Wenn man auf die aktuellen Entwicklungen schaut, dann hat Ikea am jetzigen Standort an der Altendorfer Straße eigentlich das Optimum“, sagte Essens Planungsdezernent Hans-Jürgen Best mit Verweis auf die Nähe zur U-Bahn und die gute Erreichbarkeit mit dem Auto. „Deshalb frage ich mich, ob man den Standort nicht lässt, wo er ist.“
Ikea lässt Grundstück an der Bottroper Straße erschließen
Ikea sitzt seit über 25 Jahren an der Altendorfer Straße. Sollte sich das Möbelhaus am Ende tatsächlich dafür entscheiden, dort zu bleiben, dann müsste das Unternehmen in diesen Standort sicher investieren. Denn das Haus gilt nicht mehr als zeitgemäß. Das sei aber so lange nicht geplant, wie eine Entscheidung über den neuen Standort noch aussteht, so die Sprecherin.
An der Bottroper Straße laufen dennoch schon seit vielen Monaten die Arbeiten zur Erschließung. Ikea hatte das 93.000 Quadratmeter große Grundstück von der Thelen-Gruppe gekauft und lässt es derzeit von ihr baureif machen. Dazu gehören u.a. Kanalisation und die Verkehrsanbindung. Nach Informationen dieser Zeitung kostet das Ikea einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Doch was würde passieren, wenn Ikea tatsächlich einen Rückzieher macht? Einfach ein anderes Möbelhaus oder einen Fachmarkt hinsetzen, ginge nicht. Denn das Baurecht dort gilt nur für einen Ikea-Markt. „Wir würden dann erneut prüfen, was an dieser Stelle möglich wäre“, sagte Best.