Essen. Warum Rektor Ulrich Radtke an die Ministerin appelliert, das Geld neu zu verteilen. Denn bislang werben Unis mit höhere Absolventenzahlen mehr Drittmittel ein und werden dafür vom Land belohnt. Ein ungerechter Vorgang, finden viele NRW-Rektoren. Zuletzt musste die UDE 40 Millionen Euro abgeben.

Als die NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze neulich an der Uni zu Gast war und man in schönster Tradition beim Blitzlichtgewitter der Zeitungsfotografen die sogenannten „Zielleistungsvereinbarungen“ unterschrieb, also gemeinsam festmachte, wo es hingehen soll mit den Unis in den nächsten Jahren, da: Fand Ulrich Radtke, Rektor der Uni Duisburg-Essen, ungewöhnlich deutliche Worte zum Thema Geld. „Wir nehmen Sie beim Wort, Frau Ministerin“, sagte er, „und erwarten ein strukturelles Überdenken der historisch gewachsenen Grundfinanzierung der Hochschulen einschließlich der Inkonsistenzen in der leistungsorientierten Mittelverteilung.“

Erwarten. Strukturelles Überdenken. Inkonsistenzen. Doch, das sind deutliche Worte. Auch, wenn sie sich erst mal theoretisch anhören.

220 Milllionen Euro vom Land NRW für die Uni Duisburg-Essen

Das Land NRW hat der Hochschule für das Jahr 2012 etwa 220 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Dies ist der sogenannte „Grundhaushalt“. Minus Miete, denn die Gebäude gehören dem landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb. Es bleiben davon rund 171 Mio Euro für die Uni übrig. Davon muss die Hochschule fast ein Viertel ans Land abgeben für die sogenannte „Leistungsorientierte Mittelvergabe“. Alle NRW-Unis müssen das tun. Das meiste Geld aus diesem Topf bekommen dann jene Unis, die Spitzenwerte erzielen in den Kategorien „Absolventenzahl“, „Drittmitteleinnahmen“ und „Gleichstellung“ bzw. „Diversity“. So soll der Wettbewerb der Unis erhöht werden. Die „Leistungsorientierte Mittelvergabe“ hatte die schwarz-gelbe NRW-Regierung 2006 eingeführt.

Die Uni Duisburg-Essen hat zuletzt 40 Millionen Euro in den großen Topf abgeben müssen, aber 1,7 Millionen Euro weniger herausbekommen. Das heißt: Andere Unis haben höhere Absolventenzahlen und werben mehr Drittmittel ein und werden dafür vom Land belohnt.

Uni ist größter Lehrer-Ausbilder im Land

Alle NRW-Rektoren halten das für ungerecht, denn: „An den Revier-Unis studieren überdurchschnittlich viele Bildungsaufsteiger. Deshalb müssen wir mehr tun, um ihnen einen Abschluss zu ermöglichen. Das wird bei der Mittelvergabe derzeit noch viel zu wenig berücksichtigt.“

Gleiches gelte fürs Einwerben von Drittmitteln: „Die Einwerbung an den Unis lässt sich nicht pauschal über einen Kamm scheren. Technisch stark aufgestellte Hochschulen haben es wesentlich leichter, Forschungsgelder einzuwerben.“ Das sagt Radtke, obwohl sein Haus in den letzten Jahren aufgeholt hat bei den Drittmitteln. Doch die Uni Duisburg-Essen ist eine der größten Lehrer-Ausbilder im Land. Da hat man es schwerer, Forschungsgelder einzuwerben, als wenn man, sagen wir, RWTH Aachen heißt.

Rektor sieht Signale der Hoffnung

220 Millionen als „Grundhaushalt“ bei mehr als 37.000 Studenten. Andere Unis haben weniger Studenten, bekommen aber mehr. Das sind die Ungleichheiten bei der „historisch gewachsenen“ Uni-Finanzierung, die Rektor Radtke angesprochen hat.

Doch er sieht Signale der Hoffnung: Man sei mit der NRW-Ministerin einig, dass das System der Hochschulfinanzierung dringend überarbeitet werden muss.“ Radtke bewertet das als „gute Ausgangslage, um die Modalitäten der zugesagten auskömmlichen Finanzausstattung langfristig gerechter zu gestalten.“

Studis reden Klartext

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Cem (28), 8. Semester VWL: "Am Anfang waren die Vorlesungen total überfüllt. Und manche Klausuren können nur einmal jährlich geschrieben werden, nicht einmal pro Semester. Da verliert man viel Zeit. Dafür ist die PC-Ausstattung in der Bibliothek gut." © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
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Simon (30), 6. Semester WiWi: "Das Bachelor-Studium lässt keinen Platz für etwas anderes. Man muss kontinuierlich lernen, auch am Wochenende, auch abends. Aber ich habe es so gewollt, aus meinem früheren Beruf als Bankkauffrau wollte ich ‘raus." © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Mneg (22), studiert Germanistik in Peking:
Mneg (22), studiert Germanistik in Peking: "Ich bin seit Herbst 2010 hier als Austausch-Studentin. Mir gefällt die Uni gut. Die meisten Kommilitonen sind nett. Also, fast alle. Am besten finde ich die Mensa, das Essen ist spitze." © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
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Japeth (34), 6. Semester WiWi: "Ich bin Vater einer Tochter. Ich habe sie hier an der Uni im Kindergarten. Das ist super. Wäre die Uni nicht so familienfreundlich, hätte ich nicht noch studieren können. In Kamerun habe ich früher in einer Bank gearbeitet." © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
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Malte (25), studiert Primarstufe (Grundschul-Lehramt): "Eigentlich nervt mich gar nichts an der Uni. Ich hätte ganz gern Lehramt nach dem Bachelor-/Master-System studiert, aber das fängt ja erst im Herbst an. Das Verschulte fände ich gut." © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
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Jörn (23), Lehramt Sport und Mathe: "Ich bin froh, dass ich noch das Lehramt-Studium nach alter Art studieren kann. Ich habe mich auch extra darum bemüht, das war für die Wahl des Studienorts entscheidend." © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
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