Essen/Duisburg..
Die Uni Duisburg/Essen ist bei der Exzellenz-Initiative gescheitert. Rektor Ulrich Radtke erklärt, was ihn daran schmerzt – und was nicht. Derzeit arbeite man weiter daran, die Uni als Einheit bundesweit zu positionieren.
Haben Sie Ihre Enttäuschung schon überwunden?
Radtke: Ganz sicher waren wir enttäuscht, denn die eingereichten Anträge waren wirklich qualitativ hochwertig. Wir sehen aber auch das Erreichte.
Was hat Ihre Hochschule denn erreicht?
Die Uni Duisburg-Essen hat in den vergangenen drei Jahren die Summe der Forschungsgelder, die jährlich neu eingeworben werden, von rund 50 auf rund 100 Millionen Euro verdoppelt. Was das Geld angeht, hätte uns ein Erfolg bei der Exzellenz-Initiative also gar nicht so entscheidend weitergebracht.
Aber sechs bis acht Millionen für ein Forschungsvorhaben . . .
. . . sind natürlich eine schöne Summe, aber unter dem Strich ist das für uns nicht entscheidend. Nein, und das ist der Punkt, der für uns schmerzlich ist: Mit einem Erfolg bei der Exzellenz-Initiative erhalten Sie nicht nur Geld für besondere Forschungen oder Einrichtungen, sondern es geht dabei ja vor allem ums Renommee…
…das die Uni Duisburg-Essen, die bundesweit derzeit nicht als Spitzenhochschule wahrgenommen wird, durchaus gebrauchen kann.
Klar, das hätte einen Schub gebracht, das müssen wir realistisch sehen. Wir haben schon immer einzelne Forscher und Forschungsbereiche gehabt, die bundesweit stark beachtet wurden. Und als eine der zehn größten Unis in Deutschland bekommen wir jetzt auch zunehmend internationales Gewicht mit unseren Forschungsleistungen.
Schlägt sich das schon in Ranking-Platzierungen nieder?
Rankings sind nicht so wichtig. Entscheidend ist die Tatsache, dass wegen des umfangreichen Fusionsprozesses die Uni viele Jahre Schwierigkeiten hatte, sich ihrer Größe entsprechend schlagkräftig zu positionieren.
Sie haben entschuldigend erklärt, Ihre Uni sei einfach noch zu jung für einen Erfolg bei der Exzellenz-Initiative. Beide Hochschulen, Duisburg und Essen, sind 1972 gegründet worden. Die jetzt erfolgreichere Uni Bochum ist nur vier Jahre älter.
Die UDE ist Deutschlands jüngste Voll-Universität. Sie ist 2003 aus der Fusion zweier Gesamthochschulen entstanden, also einer Mischform aus Uni und Fachhochschule. Gesamthochschulen waren damals wesentlich schlechter ausgestattet als Voll-Unis.
Sie meinen, die Folgen der Fusion sind immer noch spürbar?
Natürlich. Die Vorbereitungen waren lang, und die Nachwehen dauerten bis zuletzt an. Aber Fusion und Exzellenzinitiative sind für uns jetzt kein Thema mehr. Wir konzentrieren unsere Kräfte auf die weitere Profilierung der Uni und sind schon auf einem guten Weg.
Was heißt das?
Wir sind dabei, die Uni als Einheit bundesweit zu positionieren. 50 Millionen Euro mehr Forschungsgeld pro Jahr bedeuten auch: rund 1000 neue Wissenschaftler, die als Multiplikatoren fungieren und das neue Bild der Uni nach außen tragen. Das ist ganz wichtig für uns. Eine Uni wie Aachen oder Karlsruhe muss sich nie erklären. Wir müssen das schon noch.
Und wann sind Sie Eliteuni?
Es geht nicht darum, dass wir irgendwann dazu in der Lage sind, Nobelpreisträger einzukaufen. Aber wir haben jetzt schon regelmäßig Fälle, in denen Forscher Angebote international renommierter Unis ablehnen – und zu uns kommen oder hier bleiben, weil wir in vielen Fächern stark sind.