Duisburg.

Die Universität Duisburg-Essen (UDE) zählt zu den Hochschulen mit den meisten Deutschland-Stipendiaten bundesweit. Das Förderprogramm der schwarz-gelben Bundesregierung gilt als Prestigeprojekt – und die Kritik daran will nicht verstummen. Uni-Rektor Ulrich Radtke erklärt im Gespräch mit WAZ-Redakteur Martin Spletter, warum er das Stipendium trotz aller negativen Begleiterscheinungen für eine gute Sache hält.

Professor Radtke, bundesweit wird das „Deutschland-Stipendium“, das von Forschungsministerin Schavan initiiert wurde, verschiedentlich als unausgegoren kritisiert. Sie stellen sich jedoch öffentlich schützend vor das Stipendium. Warum?

Professor Ulrich Radtke: Es ist ein hervorragendes Förderinstrument jenseits bereits existierender Programme der Förderung der Besten. Man sollte eine so gute Sache nicht kaputtreden.

Wie viele Studenten an der UDE werden durch das Deutschland-Stipendium gefördert?

Radtke: 377. Damit liegen wir – mit Aachen – sicherlich an der Spitze in Deutschland.

Wie viel Geld erhalten die Stipendiaten?

Radtke: 300 Euro pro Monat für ein Jahr. Die Hälfte zahlt der Bund, die Hälfte ein privater Stifter. Der Förderzeitraum kann verlängert werden bis maximal drei Jahre.

Wer kann sich bewerben?

Radtke: Voraussetzung sind gute Leistungen im Studium und ein erkennbares Engagement darüber hinaus – sozial, gesellschaftlich oder familiär. Zum Beispiel, wenn jemand kranke Verwandte pflegt. Das Stipendium soll auch talentierte Bildungsaufsteiger ansprechen. Die derzeit 377 Stipendiaten haben wir aus über 2000 Bewerbern ausgesucht. Besonders, weil auch Bildungsaufsteiger angesprochen sind, passt das Stipendium sehr gut zu unserer Hochschule, an der rund 50 Prozent der Studenten die ersten in ihrer Familie sind, die eine akademische Laufbahn anstreben. Bundesweit liegt der Schnitt an den Unis nur bei einem Viertel.

Bundesweit werden nur 5300 Studenten statt wie geplant 9000 gefördert. Was ist da falsch gelaufen?

Radtke: Für andere Hochschulen kann ich nicht sprechen. Die Uni Duisburg-Essen betrachtet das Deutschland-Stipendium auch als effektives Hochschul-Marketing. Damit gelingt es uns, gute Studenten an die Uni zu holen – und diese dann auch hier zu halten. Die Stifter werden automatisch zu neuen Partnern der Universität. Das hilft, die Verbindung der Uni zur Gesellschaft zu stärken.

Wie schwer ist es, private Förderer zu finden?

Radtke: Ich habe die persönliche Erfahrung gemacht, dass vor allem Mittelständler besonders offen sind. Viele von ihnen erhoffen sich, den talentierten Nachwuchs auf sich aufmerksam zu machen. Viele erklären sich auch bereit zum Stiften, um dieser Region und der Hochschule etwas Gutes zu tun. Sämtliche Spender werden öffentlich auf den Internet-Seiten der Hochschule genannt.