Essen. Auf Entspannung gegen “Gedankenkreisel“ im Kopf setzt Psychotherapeut Bernd Göhing vom Akademischen Beratungs-Zentrum der Universität Duisburg-Essen. Zu viel Prüfungsangst kann seiner Ansicht nach zum Problem werden. Über 600 Studenten haben sich 2013 an die Psychologische Beratungsstelle gewandt.
Wer kennt es nicht, das flaue Gefühl im Magen vor einer Prüfung, schwitzige Hände und dann immer wieder die Frage: Bin ich auch gut genug vorbereitet? „Ein gewisses Maß an Angst ist gut und mobilisiert Kräfte. Aber zu viel Angst wird zum Problem“, weiß Bernd Göhing, Psychotherapeut vom Akademischen Beratungs-Zentrum (ABZ) der Universität Essen-Duisburg.
Über 600 Studenten haben sich im vergangenen Jahr an die Psychologische Beratungsstelle gewandt. Etwa jeder Dritte kam wegen Prüfungsangst. Doch die Zahl der Studenten, die darunter leiden, ist vermutlich deutlich höher. „Viele schämen sich und denken, sie sind damit allein“, betont Thomas Interbieten, Psychologe vom ABZ. Die Betroffenen versuchten dann, ihre Probleme mit sich selbst auszumachen.
Von einem solchen Verhalten raten Göhing und sein Kollege aber ab. Niemand sollte sich in ein „Schneckenhaus“ zurückziehen, sondern stattdessen Hilfe suchen.
"Studium ist straffer organisiert"
Denn Prüfungsangst bedeute mehr als ein paar Schweißausbrüche am Morgen vor einem Test. So versuchten viele Studenten, ihre Ängste durch extremes Lernen zu kompensieren und gönnten sich keine Pausen, so die Experten. Andere seien wie gelähmt und wüssten nicht, womit sie zuerst anfangen sollten – und machten deshalb gar nichts. „Dies sind aber nur zwei Beispiele. Die Ängste und Verhaltensweisen sind individuell verschieden“, so Interbieten.
Seit 1980 bietet Bernd Göhing die Beratung auf dem Campus in Essen an. Nach der Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge beobachtet er eine steigende Nachfrage: „Das Studium ist straffer organisiert. Klausuren kann man nicht so lange hinausschieben.“ Der Wunsch, das Studium möglichst schnell und gut zu schaffen, schaffe Druck.
Mit regelmäßiger Meditation "Stressniveau senken"
„Es gibt Studenten, die sich ausschließlich über ihre Leistung definieren“, berichtet Interbieten. Eine nicht bestandene Klausur werde da schnell zur Katastrophe. Der Psychologe rät den Studenten, Tages- oder Wochenpläne aufzustellen, die Struktur schaffen. Wichtig sei auch eine klare Trennung zwischen dem Lernen und der Freizeit. „Ohne schlechtes Gewissen Pause zu machen, ist wichtig. Man sollte nicht zu streng mit sich sein“, rät Interbieten.
Zu einer Ruhepause kann auch eine Zen Meditation gehören, die Bernd Göhing anbietet. Dabei sollen sich die Studenten nur auf ihren Körper und ihren Atem konzentrieren, um den „Gedankenkreisel“ im Kopf zu unterbrechen. „Wer das regelmäßig macht, kann das Stressniveau senken“, weiß Göhing.