„Die Wartezeiten auf einen Platz für eine Psychotherapie liegen in Essen mittlerweile bei einem Jahr. Für Migranten, die einen muttersprachlichen Therapeuten suchen, sogar bei bis zu eineinhalb Jahren“, sagt Gabriele Becker, die für die Selbsthilfe-Beratungsstelle Wiese arbeitet. Mit der Reihe „Depression – Wir reden darüber“ will das Essener Bündnis gegen Depression eine Anlaufstelle sein und dazu beitragen, Hilfe- und Ratsuchenden Orientierung zu bieten.
Wie nötig das ist, zweigt die Wiese-Statistik: „Allein im vergangenen Jahr hatten wir rund 580 Anfragen von Menschen, die Selbsthilfegruppen zu den Themen Burnout und Depression gesucht haben“, sagt Becker. Die Motivation, eine offene Gruppe zu suchen, ähnele sich oft: „Die einen wollen nicht zu einem Arzt, weil sie Sorge haben, sie müssten Medikamente nehmen. Andere suchen händeringend nach einem Therapeuten, scheitern jedoch an den langen Wartezeiten.“
Fachvorträge und Erfahrungswerte
So vielleicht erklärt sich der rege Zulauf der Gesprächsreihe, die bereits zum sechsten Mal stattfindet. Rund 60 bis 70 Menschen kommen pro Abend, „in der Spitze waren es auch schon einmal 120.“ Das Muster der Veranstaltungen ist immer gleich. Ein kurzer Fachvortrag, die Möglichkeit zum Gespräch mit Betroffenen, die helfen können, Hemmschwellen abzubauen. „Wenn jemand Angst vor einem Klinikaufenthalt oder dem Besuch beim Psychiater hat und von anderen Betroffenen hört, wie gut ihnen das getan hat, kann das dazu beitragen, Ängste abzubauen.“
Doch wie erkennt man, ob jemand „Schlecht drauf oder depressiv?“ ist; unter diesem Titel steht der erste Vortragsabend, der helfen will, einzuordnen, wo Traurigkeit aufhört und Depression beginnt, welche Anzeichen man ernst nehmen sollte und wann es sinnvoll ist, einen Arzt aufzusuchen (Dienstag, 7. Mai).
„Wege aus dem Tief“ ist der zweite Abend überschrieben, an dem Betroffene von ihrer Erkrankung und ihrem persönlichen Weg aus der Krise berichten, um anderen Betroffenen Mut zu machen und zu zeigen, dass Depressionen heilbar sind (Dienstag, 14. Mai).
„Wie man als Angehöriger mit der Erkrankung umgeht“ wird am dritten Themenabend besprochen, denn dann sollen Hilfsmöglichkeiten aufgezeigt werden und Wege, dem betroffenen Angehörigen weniger hilflos gegenüber zu stehen (Dienstag, 21. Mai).
In türkischer Sprache wird schließlich am vierten Veranstaltungsabend eine Zusammenfassung der drei deutschsprachigen Vortragsabende zu hören sein. Auch hier haben Betroffene Gelegenheit zum Gespräch (Dienstag, 28. Mai).
Die Vorträge sind jeweils von 18 bis 19.30 Uhr im Rathaus Bredeney, Bredeneyer Str. 311, zu hören.