Essen. 30 Jahre nach ihrer Eröffnung hat in diesen Tagen der Abriss der „Oase“ begonnen. Bis Ende Mai soll das voluminöse Bad samt seiner wuchtigen Fundamente weichen – und Platz machen für Wohnungsbau.
Um sieben Minuten nach fünf ist hier drinnen eines schönen Spaßtages die Uhr stehen geblieben, und draußen irgendwie auch: Auf dem Logo über der Eingangstür kündet die stilisierte Palme vor blauer Welle noch von der „Oase“, dabei wissen alle: Seit dreieinhalb Jahren ist das eine Fata Morgana. Denn am 1. April 2010 war Essens erstes Spaßbad Geschichte – nach 26 Jahren, neun Monaten und 23 Tagen.
Stöpsel raus und dann schnell was Neues machen, so dachten die Sport- und Bäderbetriebe damals, doch was in der Folgezeit diskutiert wurde – vom Wellness-Hotel bis zum türkischen Hamam, von der Physio-Praxis bis zur gigantischen Indoor-Kita – hielt dem kritischen zweiten Blick nicht stand. Und so beginnt in diesen Tagen, was eigentlich schon lange diskutiert wurde: der Abriss eines Bäderirrtums.
3.500 Kubikmeter Beton müssen entsorgt werden
Und der wird keine Kleinigkeit: Bis Ende März dürften die städtische Beschäftigungsgesellschaft Essener Arbeit und andere Firmen benötigen, um das 13.000 Quadratmeter große Grundstück im Schatten des Bahndamms von den aufstehenden Bauten zu befreien, zwei weitere Monate sind erforderlich, um dann auch noch die wuchtigen Fundamente aus dem Boden zu holen. Allein 3.500 Kubikmeter Beton sind zu entsorgen.
Da nimmt sich der Auftakt in diesen Tagen eher harmlos aus: Elektrokabel und Stahleinbauten, Holz und andere Materialien werden bei der Entkernung sortiert, was brauchbar schien, landete schon zuvor in anderen städtischen Bädern oder im Ersatzteillager. So finden die Lüftungsaggregate – für Detlev Heine von den Sport- und Bäderbetrieben ein echter „Mercedes“ unter den Anlagen – neue Verwendung im Schwimmzentrum Kettwig, wo sie im nächsten Sommer eingebaut werden. Die Umkleidekabinen landeten derweil im Grugabad und allerlei Instrumente, Motoren, Pumpen, Messegräte im Regal – kann man sicher noch mal gebrauchen.
Jammerschade wird’s um so manches andere Interieur, vom Hinweisschild auf den nächsten Sauna-Aufguss über die kunstvoll gestalteten Steinformationen aus Pappmaschee bis zum hölzernen Sprungturm. Die großformatigen Filterbottiche hätte man gern im Freibad Dellwig („Hesse“) genutzt, doch für die Zwecke dort sind sie schlicht völlig falsch dimensioniert.
Und so werden sie eines schönen Wintertages wohl vom Bagger unsanft herausgerissen, so wie das tadellos geflieste Außenbecken, das erst im Mai 2004 errichtet wurde – als eher schwacher Trost für jene, die dem geschlossenen Freibad West, wenige hundert Meter weiter hinterhertrauerten.
Wenn der 550.000 Euro teure Abriss erledigt ist, soll das Areal als Wohnstandort dienen: mit Ein- und Mehrfamilienhäusern, einer Kindertagesstätte und einem Seniorenheim. Der alte Badespaß ist dann passé, die Zeit, sie bleibt eben nicht stehen.