Essen-Kettwig. Die Geschäftsführung der Kettwiger Grundstücksgesellschaft bekennt sich zur Historie. Schrittweise sollen Gewerbe und Wohnen entwickelt werden.
Was passiert mit dem Gelände der ehemaligen Scheidt’schen Tuchfabrik? Der Plan der Kettwiger Grundstücksgesellschaft von 2011, auf dem 9200 Quadratmeter großen Areal Kreativunternehmen, Kunstateliers und Wohnraum anzusiedeln, schlug fehl. 2016 die Kehrtwende. Ein Investor sollte nun Mietwohnungen realisieren. Doch das steht nicht im Bebauungsplan. Das Jahr 2019 hat die Kettwiger Grundstücksgesellschaft genutzt, um sich neu zu orientieren.
Seit Januar 2019 hat Gabriele Scheidt die Geschäftsführung inne, ihr Bruder Carl Scheidt ist Mitte des Jahres eingestiegen. Zuvor hatte Heinz Schnetger die Kettwiger Grundstücksgesellschaft 14 Jahre lang geleitet. „Wobei meine Schwester klar das operative Geschäft führt“, erläutert Carl Scheidt, der eine Professur am Universitätsklinikum Freiburg inne hat und dort seinen Lebensmittelpunkt sieht.
Gemeinsam sei jedoch die Entscheidung gefallen, „den Altbestand zu behalten“. Es habe zuvor durchaus die Überlegung gegeben, diesen zur Gänze zu verkaufen, doch davon sei man im Überlegungsprozess abgerückt. „Das ist ein Bekenntnis zu Kettwig und zu unserer Historie als Familienunternehmen“, betont Gabriele Scheidt.
Im Rahmen des Bebauungsplanes bleiben
Bekennen wolle man sich überdies zum bestehenden Bebauungsplan (B-Plan) für die bis zur Ruhr reichende Fläche. „Im Rahmen des B-Planes wollen wir die Gebäude erhalten und schrittweise revitalisieren“, sagt Gabriele Scheidt. Wobei die Idee vom Kreativ-Quartier hier durchaus nicht vom Tisch sei, ergänzt Carl Scheidt, nur eben nicht in der Entschiedenheit. In diesem Sinne habe die Grundstücksgesellschaft im Laufe dieses Jahres weitere gewerbliche Mieter finden können.
Neben einer Eventmanagement-Agentur und einer Altenpflege habe beispielsweise ein Food-Fotograf sein Atelier im sogenannten Energiehof des denkmalgeschützten Fabrikteils eingerichtet. „Er nutzt den ehemaligen Kunstraum“, informiert die Geschäftsführerin.
Umzug des Büros für 2020 geplant
Gabriele Scheidt hat ihr Büro nach wie vor in der Kirchfeldstraße. Für 2020, so sagt sie, könne sie sich aber gut vorstellen, „dass wir unser Büro ebenfalls an die Ringstraße verlegen“. Angepeilt für den Umzug ist die zweite Jahreshälfte 2020. Sie finde das Ensemble sehr reizvoll, zumal es immer wieder Neues zu entdecken gebe.
Beispielsweise wurde im Energiehof ein alter Öltank entfernt. Das dahinter liegende Gebäude umfasst zwar nur 70 bis 80 Quadratmeter, „es hat aber durch eine zehn Meter hohe Empore einen ganz eigenen Charme“. Die zugemauerten Fenster wurden freigelegt. „Daraus kann etwas sehr Schönes entstehen“, ist sich die 60-Jährige sicher.
Wollboden bietet Entwicklungsmöglichkeiten
Auch die Brache, die sich an der Straße Am Wollboden auftut, würde die Gesellschaft gern bebaut sehen. Wie, das werde im kommenden Jahr angegangen.
Entwicklungsmöglichkeiten biete überdies der Wollboden an der Bachstraße. „Wir könnten uns eine Mischung aus Wohnungen und Gewerbe vorstellen“, so Gabriele Scheidt. Doch das sei noch etwas Zukunftsmusik über 2020 hinaus.