Essen. Deutlich hat Essens Gesundheitsdezernent die Ungeimpften aufgefordert, sich impfen zu lassen. Indes sollen Impfstellen ausgebaut werden.
In Zeiten rasant steigender Corona-Fallzahlen hat das NRW-Gesundheitsministerium Kreise und kreisfreie Städte dazu aufgerufen, „mobile Impfungen sowie zusätzliche Impfstellen“ zu schaffen. Die Stadt Essen reagiert auf diese Anforderung, indem die erfolgreichen Impfaktionen in den Stadtteilen weiter in den Fokus gerückt werden sollen.
„Wir machen sehr gute Erfahrungen mit den dezentralen Impfaktionen, insbesondere in Verbindung mit den vorhandenen (städtischen) Strukturen im Hintergrund“, teilt Stadtsprecherin Silke Lenz auf Anfrage mit. Nun können die Impfaktionen mit „mehr Personal ausgestattet“ werden, außerdem sollen „bestimmte Impfaktionen öfter stattfinden“. Bisher konnte die Stadt pro Aktion beispielsweise bis zu sechs Impf-Ärztinnen und -Ärzte einsetzen, nun sind es maximal 13 – beim tatsächlichen Einsatz komme es immer auf die Gegebenheiten vor Ort an.
Impfstellen: Booster-Impfungen nicht nur für Ü70
Was den Ausbau der Impfstellen angeht, möchte man bei der Stadt die Angebote ausbauen, die laut Lenz „bisher schon gut und erfolgreich laufen“ und bei denen „wir bestimmte Zielgruppen erreichen, die wir erreichen möchten“. Konkret möchte man zum Beispiel die Impfaktion bei der AOK in der Grünen Mitte nicht mehr alle zwei Wochen, sondern in jeder Woche stattfinden lassen. Ein „Add-On“ soll der neue Impfbus sein.
Das Gesundheitsministerium verspricht sich vom Ausbau der Impfstellen vor Ort, „die Geschwindigkeit in der Durchführung der Auffrischungsimpfungen zu erhöhen“. In einer Mitteilung heißt es aus Düsseldorf: „Die niedergelassene Ärzteschaft macht einen guten Job. Gemeinsam schaffen wir aber mehr.“
Abweichend von der Empfehlung der Ständige Impfkommission (Stiko) soll es in NRW nun grundsätzlich möglich sein, eine Booster-Impfung zu erhalten – „nach Ablauf von sechs Monaten nach Abschluss der ersten Impfserie“. Die Stiko empfiehlt dieses Vorgehen bisher nur für Personen ab 70 Jahren.
Nicht nur Auffrischungsimpfungen im Fokus
Bei der Stadt stehen nicht nur diese Auffrischungsimpfungen im Mittelpunkt, sondern auch die Erstimpfungen. Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel hat am Mittwochabend einen erneuten und eindringlichen Appell an die noch ungeimpften Essenerinnen und Essener gerichtet. Trotz der verhärteten Fronten zwischen Geimpften und Impf-Verweigern müssten alle Geimpften im Freundes- und Familienkreis weiter Überzeugungsarbeit leisten.
„Die nächsten Wochen und Monaten werden für nichtgeimpfte Essenerinnen und Essener gefährlich. Leib und Leben sind in Gefahr“, schreibt Renzel auf seiner persönlichen Facebook-Seite. „Die Pandemie ist in Essen nicht vorbei.“
Renzel warnt: „Leib und Leben der Ungeimpften ist in Gefahr“
Renzel geht zudem davon aus, dass NRW in Kürze eine 2G-Regel für Freizeit-Aktivitäten verordnen wird. „Die Gefahr besteht darin, dass Geimpfte bei 2G meinen, sie sind nicht mehr Teil der Pandemie“, schreibt der Gesundheitsdezernent. „Aber auch Geimpfte können sich infizieren und das Virus weitergeben. In den letzten drei Monaten sind 30 % aller Neuinfektionen sogenannte Impfdurchbrüche.“
Deshalb müsse auch weiterhin kontinuierlich und konsequent getestet werden. 2G sei „nicht der Garant oder das ultimative Instrument zur Eindämmung der Pandemie, sondern nur die klare und unmissverständliche Aufforderung, nicht Geimpfte zur Impfung zu bewegen“.
Renzel: „2G ist die Aufforderung, nicht Geimpfte zur Impfung zu bewegen“
Klar sei, dass Geimpfte bei einer Infektion deutlich seltener an schweren Krankheitsverläufen litten. Renzel prognostiziert: „Es ist nur ein Frage der Zeit in den nächsten Wochen, dass sich Menschen die bisher nicht impfen haben lassen, infizieren und die Gefahr besteht sehr schwer zu erkranken.“
Trotz der aktuell rasant steigenden Corona-Infektionen (Inzidenz: 139,9) bewegt sich die Zahl der Essenerinnen und Essener im Krankenhaus noch auf relativ geringem Niveau. Aktuell werden laut Angaben der Stadt 45 Bürgerinnen und Bürger stationär im Krankenhaus in Verbindung mit Corona behandelt, davon 11 auf der Intensivstation. Vor genau einem Jahr (Inzidenz: 179,5) wurden 133 stationär behandelt, davon 22 intensivmedizinisch.