Essen-Nordviertel. Die Serie mit mehreren Mülltonnenbränden im Essener Eltingviertel hat die Bewohner zuletzt stark verunsichert. So soll ihnen geholfen werden.

Immer wieder brennen im Essener Eltingviertel die Mülltonnen. Drei Brände innerhalb einer Woche musste die Feuerwehr bereits im Februar löschen, einen weiteren gab es am 7. März. Auch Fahrräder und eine Dixie-Toilette standen schon in Flammen. Anwohner waren zuletzt verängstigt, fühlten sich verunsichert. Mit verschiedenen Aktionen soll jetzt für Ruhe im Viertel gesorgt werden.

Papiertonnen im Eltingviertel abgeschafft, Vonovia will Bewegungsmelder installieren

Der Hinterhof an der Beisingstraße ist wahrlich keine Augenweide. Knapp ein Dutzend große schwarze Mülltonnen stehen eingezäunt im vorderen Bereich, blaue Tonnen gibt es seit den Feuerwehreinsätzen im Februar nicht mehr – Papier brennt zu gut. Sämtliche Sträucher und Büsche drumherum wurden entfernt, was bleibt ist trockene Erde. Der letzte Brand im Durchgang zur Straße hat die Hausfassade zerstört, die Fensterscheibe zur unbewohnten Wohnung darüber ist zerborsten, der Rahmen kohlrabenschwarz. Der Durchgang selbst ist zur Straße hin mit einem Tor verschlossen.

Paul Hendricksen vom ISSAB und Vonovia-Regionalleiter Ralf Feuersenger in dem betroffenen Hof im Essener Eltingviertel.
Paul Hendricksen vom ISSAB und Vonovia-Regionalleiter Ralf Feuersenger in dem betroffenen Hof im Essener Eltingviertel. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Rund 15 Häuser stehen in einem Karree um diesen Hof, in dem es zuletzt immer wieder gebrannt hat. „Abends ist es hier absolut dunkel“, erklärt Quartiershausmeisterin Sabrina Schrang. Für das subjektive Sicherheitsempfinden der Bewohner ist das nicht zuträglich. Schrang zeigt auf ein orangefarbenes Rohr, was aus der Erde ragt: Dort will die Wohnungsgesellschaft Vonovia jetzt einen Bewegungsmelder installieren, die Kabel seien bereits verlegt. Das Licht soll mögliche Brandstifter abschrecken.

Sicherheitsdienst im Eltingviertel präsent

Auch der Zugang zum Hof soll erschwert werden. Es gibt nämlich noch ein weiteres Törchen, das soll jetzt mit einem automatischen Schließmechanismus aufgerüstet werden. Am Törchen selbst prangt seit einigen Tagen das Werbeschild einer Sicherheitsfirma. An die können sich die Anwohner direkt wenden, es dient aber ebenfalls zur Abschreckung. Der Sicherheitsdienst ist hier jetzt regelmäßig präsent. Außerdem hängen in einigen Hauseingängen Feuerlöscher – eine Anregung, die Vonovia von den Anwohnern nach den ersten Bränden aufgenommen hat.

„Die Menschen hier wollen wissen, wie es weitergeht, wer der Täter ist, wann es aufhört“, erklärt Vonovia-Regionalleiter Ralf Feuersenger. Die Antworten kennt er genauso wenig wie die Polizei, die wegen Brandstiftung ermittelt. Abgesehen von Licht, Feuerlöschern und Sicherheitsdienst setzt Vonovia, ebenso wie die Quartiershausmeister der CSE (Caritas-SkF-Essen gGmbh) und Paul Hendricksen vom Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung (ISSAB) hauptsächlich auf eine aktive Nachbarschaft: „Quartiere, wo man die Bewohner verliert, sind Problemquartiere“, weiß CSE-Sozialarbeiter Thomas Rüth aus jahrzehntelanger Erfahrung.

Anwohner im Eltingviertel können bei Hofgesprächen Fragen loswerden

Gleichzeitig sei eine gemeinsame Sorge ein verbindendes Element, die Brandserie sei ein Beispiel dafür. Ab nächster Woche laden die Beteiligten jetzt zu Hofgesprächen ein. Dabei soll es auch, aber nicht nur um die Mülltonnenbrände gehen. Anwohner können Fragen stellen, aber auch Anregungen und Kritik loswerden.

Das Eltingviertel

Das nördlich der Innenstadt gelegene Eltingviertel verdankt seinen Namen dem Unternehmer Hermann Elting. Der Sägewerksbesitzer ließ das Wohnquartier Ende des 19. Jahrhunderts in der Nähe der Zeche Victoria Mathias errichten.Innerhalb von 20 Jahren entstand eine Siedlung aus Mietshäusern im Gründerzeitstil, von denen einige noch erhalten sind. Vonovia vermietet rund 1300 Wohnungen im Eltingviertel.

„Die Leute mit ins Boot zu holen, ist eine super Idee“, findet Fabian Beeren, der in einem der Häuser an der Beisingstraße wohnt und sich zuletzt über mangelndes Engagement von Vonovia beklagt hatte. „Die Situation ist jetzt besser, es passiert etwas“, so Beeren. Die Idee der Verantwortlichen: Wenn die Menschen mehr aufeinander achten, miteinander sprechen, sich im Quartier engagieren und gleichzeitig von den Institutionen unterstützt werden, stärkt das die Gemeinschaft. Und die ist im Eltingviertel umtriebig: Viele Nationen kommen zusammen, wenn auf dem Eltingplatz Nachbarschaftsfeste gefeiert werden, wenn es um die Umgestaltung desselben geht und die Straßen beim Lichterfest illuminiert werden. Darauf soll jetzt aufgebaut werden: „Dann spricht man vielleicht auch mal jemanden an, der mit einem Feuerzeug hantiert“, hofft Paul Hendricksen vom ISSAB und Thomas Rüth erinnert daran, bei entsprechenden Beobachtungen unbedingt die Polizei anzurufen.

Das erste Hofgespräch findet im sogenannten Eltinghof statt. Der Ort, wo es in der vergangenen Woche gebrannt hat. Der Ort, den rosafarbene Laternen abends hell beleuchten. Am Mittwoch, 23. März, sind Anwohner um 18.30 Uhr dort willkommen. Paul Hendricksen: „Dann warten wir auf die Zeitumstellung Ende des Monats und im besten Fall auf den Bewegungsmelder, damit das zweite Hofgespräch an der Beisingstraße nicht im Dunkeln stattfinden muss.“