Essen-Altenessen. Barfußschuhe gibt es in Essen bei den Minimauken. Darum verkaufen die Inhaber die Ware im Keller und nicht im Ladenlokal, etwa im Allee-Center.
Barfußschuh-Fans werden in Altenessen bei den Minimauken fündig. Knapp ein Jahr nach der Eröffnung verkauft das Ehepaar Erdmann diese noch immer in ihrem Kellershop. Die Betreiber erklären, warum die Suche nach einem passenden Ladenlokal schwierig ist.
Haupt-Zielgruppe von Barfußschuhen kommt eher aus dem Essener Süden
„Wir haben noch nicht das Richtige gefunden“, erklärt Moritz Erdmann, der das Geschäft zusammen mit seiner Frau Vanessa betreibt. Er selbst kommt aus Altenessen, ist dort verwurzelt und auch die beiden Kinder besuchen Einrichtungen im Stadtteil. Ein Umzug des Ladenlokals nach Rüttenscheid oder Werden, wie einmal die Überlegung war, ist aufgrund der beiden noch kleinen Kinder eher schwierig, auch wenn die Haupt-Zielgruppe von Barfußschuhen eher nicht aus Altenessen komme. Die Erfahrung zeige jedoch: „Die machen sich für gute Schuhe auch auf den Weg zu uns.“
Das Geschäft laufe gut, online und vor Ort. Mittlerweile verkaufen die Minimauken auch große Mauken: „Die Eltern probieren bei uns oftmals Barfußschuhe an, um diese auszuprobieren und finden das gut“, so Erdmann, dessen Ziel ist, dass es langfristig weniger ungesunde Kinderfüße gibt. „Kinderfüße stecken meistens in zu kleinen Schuhen. Der Barfußschuh bildet die natürliche Fußform ab und ermöglicht ein gesundes Wachstum“, erklärt Vanessa Erdmann, die sowohl die Schuhe als auch die Füße ihrer Kunden ausmisst. Auch aus diesem Grund verkaufe sie lieber vor Ort. Die Retourenquote bei Online-Käufen sei ziemlich hoch, trotz Vermessung der Schuhe und möglichst detaillierter Beschreibung. „Die Wahrheit sieht man erst am Fuß“, so Vanessa Erdmann, die die Namen der Modelle alle auswendig kennt.
Es gibt Schuhe in bunten Farben, mit Schnürsenkeln oder Klettverschluss. Sie sind leicht, biegsam, haben Null-Absatz und sind vorne breit geschnitten. Beim Tragen erinnern sie an das Barfußlaufen. Was vor ein paar Jahren noch im Öko-Klischee angesiedelt war, wird laut Moritz Erdmann jetzt hipper.
Öffnungszeiten im Allee-Center bieten wenig Flexibilität
Der Platz im „Souterrain“, wie der 35-Jährige es lieber nennen möchte, sei mit 15 Quadratmetern plus Lagerfläche zwar begrenzt, biete aber Flexibilität: „Wenn wir ins Allee-Center gehen würden, müssten wir täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet haben“, weiß Erdmann, hinzu kämen die verkaufsoffenen Sonntage. Das schrecke ihn ab. Gerade während der Pandemie bräuchten sie als Eltern noch mehr Flexibilität, da die Kinder oft unverhofft zu Hause betreut werden müssten.
Leerstehende Ladenlokale sind wahrlich keine Mangelware in Altenessen. Doch die Krux sei zudem: Morgens sind die jungen Kunden und Kundinnen in Schule und Kindergarten. „Da können wir den Laden eigentlich zu lassen“, so Erdmann. Nachmittags müssten sie hingegen ihre eigenen Kinder betreuen und bräuchten entsprechend Aushilfen, um das Geschäft zu stemmen. Dafür müssten sie endgültig den Schritt vom Hobby-Nebengewerbe in die Selbstständigkeit wagen. Bei der unklaren Entwicklung der dauerhaften Nachfrage nach Barfußschuhen und der geringen Marge ein finanzielles Risiko.
Barfußschuhe noch eine Nische
Webinar mit Kinderphysiotherapeutin
Die Stoppenberger Kinderphysiotherapeutin Nina Holtkamp berät Familien zu den Kinderschuhen. Lange war sie in der Kinderklinik des Uniklinikums Essen tätig, mittlerweile arbeitet sie in einer Praxis. Fußfehlstellungen bei Kindern kennt sie aus dem Arbeitsalltag. Als „Kinderphysio Nina“ vermittelt sie online jetzt das nötige Wissen, um Fehlstellungen zu vermeiden. „Die meisten Kinder haben eigentlich gesunde Füße, aber durch falsche Schuhe kann man viel kaputt machen“, sagt Holtkamp. Termine veröffentlicht sie auf Instagram @kinderphysionina und unter kinderphysionina.de. Der nächste Kurs findet online statt am Donnerstag, 10 März, ab 20 Uhr.
Beide wissen: Barfußschuhe sind noch eine große Nische. „10 bis 15 Prozent der Kinder tragen Barfußschuhe“, schätzt Moritz Erdmann. Das liege nicht am Preis, der vergleichbar sei mit anderen Schuhen, sondern an der Aufklärung: „Eltern wissen nicht, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihrem Kind bei der natürlichen Fußentwicklung schaden, wenn es einen steifen Schuh trägt, höher ist, als mit einem Barfußschuh.“ Vor diesem Hintergrund wünscht er sich eigentlich auch Laufkundschaft – das würde dem Thema mehr Akzeptanz verleihen.
Die Frühjahrssaison startet das Paar jetzt in ihrem Souterrain-Shop, wo sich die Schuhe stapeln. Mehr als ein Kunde oder eine Kundin plus Kind und Verkäufer passen aber nicht hinein, deswegen gibt es keine regulären Öffnungszeiten, sondern individuelle Terminabsprachen.