Essen. Im Februar nahm die Polizei rumänische Frauen in einem Hotel in Rüttenscheid fest. Der Verdacht: Hier hatte sich ein illegales Bordell etabliert.
Drei Wochen, nachdem die Polizei einen illegalen Bordell-Betrieb in einem Hotel mitten in Rüttenscheid ausgehoben hat, muss der Betreiber 5000 Euro Bußgeld bezahlen, weil er gegen die Corona-Schutzverordnung verstoßen hat. Gegen andere Männer und Frauen, die die Polizei vor Ort antraf, wurden Verfahren wegen illegaler Prostitution eingeleitet.
Das „Brunnen-Hotel“ liegt an einer belebten Kreuzung zwischen Rüttenscheid und Südviertel – hier treffen fünf Straßen zusammen, die Cäcilien-, Friederiken-, Paulinen-, Klara- und Vöcklinghauser. Hier ist Essen quirliger Kiez: Schulkinder stehen an der Bushaltestelle, Senioren kommen mit bepackten Tüten aus dem „Edeka“, hier war lange Zeit die Kneipe „Soul Hellcafé“. Der Isenbergplatz mit seinen Kneipen ist gleich um die Ecke, und die Gründerzeitfassaden vermitteln Großstadt-Gefühl.
Verhütungsmittel und Lebensmittel in den Hotelzimmern
Und mittendrin tun sich Abgründe auf. Am 9. Februar nahm die Polizei im „Brunnen-Hotel“ sechs rumänische Frauen fest, sie sind zwischen 20 und 34 Jahre alt, außerdem drei rumänische Männer. Die Zimmer, berichtete damals die Polizei, seien „augenscheinlich für sexuelle Dienstleistungen hergerichtet“ gewesen. Der Betreiber, der das Hotel gepachtet hat, gab Medienberichten zufolge an, von nichts zu wissen. Man fand Verhütungsmittel und Lebensmittel – alles sah so aus, als hätte sich dort dauerhaft ein illegales Bordell etabliert.
Was ganz gut zu der Befürchtung passt, die derzeit in den regulären Rotlicht-Betrieben um sich greift: Weil die Bordelle wegen Corona geschlossen sind, verlagert sich die Prostitution ins Private. Das war schon im ersten Lockdown so, im Frühjahr 2020, als Prostituierte neben dem geschlossenen Straßenstrich nachts in Uni-Räume eindrangen, um dort Geld zu verdienen.
Jetzt ist der Schauplatz eine ziemlich abgewohnt wirkende Herberge, die trotz passabler Lage ihre guten Tage augenscheinlich hinter sich hat.
Hotel ist jetzt geschlossen
Das „Brunnen-Hotel“ ist geschlossen. An den Eingangstüren klebt ein Zettel: Wegen Corona dürfe man keine Gäste aufnehmen, ist zu lesen. Bei Fragen möge man den Geschäftsführer anrufen. Wer die angegebene Handy-Nummer wählt, bekommt einen Mann an die Strippe, der sofort sagt, er wisse von nichts, und er sei nur der Hausmeister, und das Ganze liege vor Gericht, man könne nichts sagen.
Auch das Ordnungsamt der Stadt kann nicht berichten, seit wann die Freier im „Brunnen-Hotel“ ein- und ausgehen. Das wissen aber jene Leute, die hier jeden Tag arbeiten. Der Mitarbeiter eines Betriebs in der Nachbarschaft berichtet: „Seit November geht das so. Die Männer suchen den Hotel-Eingang und kommen irgendwann zu uns rein, weil der Empfang nicht besetzt ist.“ Dann wählen sie eine Handy-Nummer, dann kommt eine Prostituierte aus dem Haus, lässt den Freier hinein, „und 20 Minuten später steht der nächste Mann vor der Tür.“
Ein Nachbar berichtet von schwarzen Limousinen mit fremden Kennzeichen, die abends vorfahren. Von Männern, die Frauen weiße Plastiktüten reichen, die Frauen verschwänden sofort wieder im Hotel. Die Polizei berichtet, es seien auch geringe Mengen Drogen gefunden worden in den Zimmern des „Brunnen-Hotels“.
Nutzerkommentare sind niederschmetternd
Dabei gibt das Hotel weiter vor, ein ganz normaler Betrieb zu sein: Im Internet kann man jederzeit Übernachtungen buchen, für 39 Euro. „Die eleganten Zimmer sind hell eingerichtet und verfügen über einen Flachbild-Sat-TV und ein Bügeleisen“, heißt es online.
Dabei sind die Bewertungen, die viele Gäste hinterlassen haben, niederschmetternd: „Zimmer dunkel, schlechte Beleuchtung, Gardine aus der Schiene gerissen, Wandlampe am Bett defekt und von der Wand gerissen, Bad absolut inakzeptabel, Boden schmutzig, besonders um die Toilette herum, Ablagen staubig, Halter fürs Toilettenpapier defekt, Dusche schmutzig, Shampoo alle, kein Personal präsent.“ Ein anderer Kunde bringt es so auf den Punkt: „Nie wieder!“
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