Essener Norden. Aldi und Lidl finanzieren im Essener Norden Ampeln vor ihren Discountern. Der Verkehr soll entzerrt werden. Die Essener sind aber genervt.
Der Discounter Aldi hat vor knapp einem Jahr eine neue Filiale in Essen-Karnap eröffnet. Um den Kunden die Zufahrt möglichst bequem zu gestalten, finanzierte das Unternehmen auch gleich eine Ampel. Im Umkehrschluss zehren derzeit vier Ampeln auf 400 Metern an den Nerven der Autofahrer – und auch der Fußgänger, die Sorge haben, sicher über die Straße oder zur U-Bahn-Haltestelle zu kommen. Tatsächlich hat es in diesem Bereich der Karnaper Straße in den vergangenen drei Monaten acht Unfälle gegeben.
Ein paar Kilometer weiter zeigt sich das gleiche Bild: An der Altenessener Straße errichtet Lidl eine Ampel, auch hier reihen sich auf 400 Metern vier Ampeln. Das sorgt schon jetzt für Ärger.
Autofahrer stehen auf der Karnaper Straße in Essen im Stau
Zwischen dem Karnaper Markt und dem Aldi-Markt gegenüber der Stinnesstraße stehen Autofahrer im Dauerstau. In der Mitte der Straße ist zudem eine U-Bahn-Haltestelle. Anwohnerin Nicole Odorizzi schaut sich das Spektakel tagtäglich von ihrem Badezimmerfenster an: „Autofahrer, die aus Richtung Altenessen kommen, sind der Meinung sie müssen noch auf die Kreuzung durchhuschen, obwohl die Baustellenampel rot ist, dann kommen noch die Autos links von der Boyer Straße.“ Die Kreuzung sei somit verstopft und für Fußgänger lebensgefährlich, weil die Überwege nicht mehr frei seien. Sie appelliert an die Autofahrer: „Bitte lasst die Kreuzung frei, wenn man sieht, es geht nicht weiter. Ihr spielt mit dem Leben anderer.“
Bisher ist es nach Angaben der Polizei bei Blechschäden geblieben. Dreimal hat es im September und Oktober an der Ecke zur Boyer Straße gekracht, ein weiteres Mal an der nächsten Ampel, die Fußgängern den Zugang zur U-Bahn-Haltestelle ermöglicht. Auch bei vier weiteren Unfällen im Bereich der Ampel-Strecke blieb es laut Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato bei Sachschäden.
Aldi-Einfahrt in Essen nicht ohne Ampel zu regeln
Jörg Herold von der ausführenden Essener Baufirma Traffic System Consulting (TSC) erklärt, dass die Verkehrsbelastung am Knotenpunkt der Aldi-Einmündung nicht ohne Ampel zu regeln sei, daher sei schon vor den eigentlichen Bauarbeiten eine Baustellenampel aufgestellt worden. Im nächsten Schritt musste laut Herold eine Kabeltrasse und ein Verteilerschrank seitens des Energieversorgers versetzt werden. Jetzt soll die Kreuzung mit der Stinnesstraße so umgestaltet werden, dass sie nicht mehr versetzt ist. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis Januar andauern.
Ein paar Kilometer weiter Richtung Süden bietet sich den Autofahrern ein ähnliches Bild, nur dass hier mit Lidl ein anderer Discounter baut. An der Altenessener Straße 289 ist die Neueröffnung für Mitte Dezember geplant. Auch hier soll die Blechlawine besser gesteuert werden: Linksabbiegern, die Richtung Norden fahren, sollen es so leichter haben, auf den Parkplatz zu kommen. Außerdem soll der Streifen verhindern, dass sich der Verkehr auf der Hauptfahrbahn zu sehr staut. Die grüne Welle soll laut Stadt weiterhin gewährleistet sein.
Beim Milchhof Kutel setzt man darauf, dass Menschen andere Verkehrsmittel nutzen
Das dürfte Verkehrsteilnehmer freuen, denn im Umkehrschluss wird es auf der Altenessener Straße in Zukunft auch vier Ampeln auf 400 Metern geben. Die Ampeldichte führt jedoch zu Ärger, vor allem bei den Anwohnern. Diese sind auch deswegen nicht begeistert von der neuen Ampel, weil der Parkstreifen vor den Hausnummern 248 bis 266 dafür wegfällt. Die Stellplätze sollen auf dem Parkplatz von Lidl und Trink und Spare kompensiert werden und explizit als solche ausgewiesen werden. Auch der Gehweg an der Altenessener Straße wird schmaler.
Ob weitere Ampeln das Verkehrschaos in Altenessen und Karnap besonders im Berufsverkehr entzerren, wird sich zeigen. Aldi und Lidl sind im Puzzle der Verkehrsplaner kleine Teile: In ein paar Jahren soll der Milchhof Kutel mit Wohnungen, Hotel, Büros und Gewerbe neu bebaut werden. Dort setzt man bisher weniger auf neue Ampeln und mehr darauf, dass die Menschen auf andere Verkehrsmittel umsteigen.