Essen. Der Betrieb des Weihnachtsmarkts ist trotz ansteigender Inzidenzen verantwortbar, so der OB. Warum das Vorpreschen einzelner Städte falsch sei.
Angesichts steigender Inzidenzen, überlasteter Krankenhäuser und der neuartigen Omikron-Variante gibt es in einigen Städten bereits Forderungen nach der Schließung der Weihnachtsmärkte. Das hatte zuletzt beispielsweise die FDP in Duisburg gefordert.
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Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen lehnt es aber ausdrücklich ab, von sich aus die Corona-Maßnahmen auf Essener Stadtgebiet zu verschärfen und den Weihnachtsmarkt abzubrechen oder dort eine Maskenpflicht zu erlassen. „Ich unterscheide weiterhin zwischen drinnen und draußen, und alle Aerosole-Forscher geben mir da auch recht“, sagte Kufen auf Anfrage.
Essens OB sagte, er habe sich am Sonntagabend selbst am Kennedyplatz ein Bild gemacht und den Weihnachtsmarkt besucht. Es seien deutlich weniger Besucher dort als in früheren Jahren, außerdem seien die Stände mit genügend Abstand verteilt. Er halte den Betrieb des Weihnachtsmarktes daher für verantwortbar.
Das sieht auch Richard Röhrhoff so, der Forderungen wie die der Duisburger FDP als „nicht faktenbasiert“ und „emotional“ kritisiert. „Unter ein Prozent der Leute sind ohne Nachweis“, sagt der Chef der Essen Marketing GmbH (EMG) über Stichprobenkontrollen, die auf dem Weihnachtsmarkt durchgeführt werden, auf dem 2G gilt. Ähnlich wie OB Kufen, verweist auch Röhrhoff auf den Fakt, dass der Weihnachtsmarkt draußen stattfindet.
Den Wochenendeindruck des Oberbürgermeisters, dass deutlich weniger Besucher in der Innenstadt unterwegs waren, bestätigt Röhrhoff: „In Relation zu 2019 lagen wir am Wochenende deutlich darunter.“
Klare Meinung auf dem Essener Weihnachtsmarkt
Zwischen den Buden in der Innenstadt ist die Meinung der meisten Besucherinnen und Besucher am Montagmittag klar: Der Weihnachtsmarkt soll geöffnet bleiben. „Die Händler haben ja letztes Jahr schon nichts verdient“, meint Thorsten aus Essen, der seinen Nachnamen nicht nennen möchte und gemeinsam mit Brigitta unterwegs ist. Wie die meisten, die wochentags über den Weihnachtsmarkt schlendern, haben die beiden bewusst einen Zeitpunkt gewählt, zu dem es kein Gedränge gibt. „Es gehört ja auch immer noch Eigenverantwortung dazu“, meint Brigitta. „Wenn wir gesehen hätten, dass es zu voll ist, wären wir wieder gefahren und wann anders wiedergekommen.“
In Weihnachtsstimmung wollen auch Ursula und Udo Richter aus Hattingen kommen. Abends wäre es ihnen zu trubelig, tagsüber fühlen sie sich sicher genug. „Wir sind Rentner und können es uns einteilen“, sagt Ursula Richter. „Es ist ein zweischneidiges Schwert, einerseits finde ich die Bilder nicht gut, die ich abends im Fernsehen sehe. Andererseits sollen die Händler ja auch endlich wieder etwas verdienen können.“
Umsatz bescheren einer der Glühweinbuden drei Freundinnen bei einem gemeinsamen Ausflug, der im vergangenen Jahr nicht möglich war. Das einzige Manko aus ihrer Sicht: Obwohl auf dem Weihnachtsmarkt die 2G-Regel gilt, seien sie nicht kontrolliert worden. Diese Erfahrung machen auch zwei Männer aus Ostwestfalen und Münster, die beruflich in Essen sind und ihre Mittagspause auf dem Weihnachtsmarkt verbringen. Trotzdem fühlten sie sich sicher, sagen sie, von einer Schließung halten sie nichts.
Kufen kritisiert Vorpreschen einzelner Städte bei Corona-Maßnahmen
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen hält das Vorpreschen einzelner Städte, was Corona-Maßnahmen anbelangt, generell für falsch, weil auf diese Weise nur ein Flickenteppich unterschiedlicher Regeln entsteht, der für Verwirrung sorge. „Vom Land NRW erwarte ich ein einheitliches Vorgehen und einheitliche Maßnahmen.“ Essen werde dann selbstverständlich das tun, was vom Land aus guten Gründen vorgegeben werde.
Zum möglichen Fall der Coronavirus-Variante Omikron in Essen sagte Kufen: „Es gibt noch viele Fragezeichen rund um die neue Variante.“ Das Ergebnis zum Essener Verdachtsfall liege am Dienstag, (30. 11.) vor.