Essener Norden. Wohneigentum in Essen ist begehrt – und zwar auch im Norden. Bei den Immobilien-Preisen zeigt sich jedoch eine große Spannbreite.

  • Immobilien werden in Stadtteilen wie Rüttenscheid öfter gesucht. Öfter vermittelt werden sie jedoch im Essener Norden.
  • Die Immobilienpreise liegen im Schnitt im Süden bei 1000 Euro pro Quadratmeter höher als im Norden der Stadt.
  • Mehr Neubauprojekte würden die Schere schließen, erklärt Georg Meintrup vom Immobilien-Center der Sparkasse im Interview.

Der Essener Norden hat mitunter keinen allzu guten Ruf. Immobilien werden daher nach Angaben der Sparkasse beispielsweise in Stadtteilen wie Rüttenscheid öfter gesucht. Öfter vermittelt werden sie jedoch im Norden. Woran das liegt und wie sich das Nord-Süd-Gefälle bei den Preisen zeigt, erklärt Georg Meintrup, Geschäftsführer des Immobilien-Centers „S Immobilien GmbH“ der Sparkasse Essen im Interview.

Nachfrage nach Wohnraum in Essen ist deutlich oberhalb des Angebots

Wie hoch ist die Nachfrage nach Wohnungen und Eigentum im Essener Norden?

Bei der Sparkasse gibt es eine Interessensdatei, für die sich jeder registrieren kann. Diese umfasst derzeit rund 8000 Suchanfragen. 10 bis 15 Prozent davon sind im Essener Norden verortet. Für Rüttenscheid wird definitiv mehr gesucht, aber wir vermitteln mehr im Norden.

Warum wird in Rüttenscheid weniger Wohnraum vermittelt als im Essener Norden?

Zum einen gibt es in den nördlichen Stadtteilen mehr Wohnraum und die Wohndichte ist dort auch höher, insbesondere beim Geschossbau. Pro Jahr vermitteln wir 40 bis 50 Einheiten, also Wohnungen oder Häuser zum Verkauf im Norden und rund 20 bis 25 in Rüttenscheid. Insgesamt wechseln im Jahr in Essen unter unserer Begleitung 300 bis 350 Immobilien den Besitzer.

Warum ziehen die Menschen dann doch in den Norden?

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Die Nachfrage nach Wohnraum in Essen ist deutlich oberhalb des Angebots. Viele erweitern also nach einer Weile ihren Such-Radius und schauen dann doch mal, was es nördlich der A40 gibt.

Interesse an Neubaugebieten im Essener Norden

Ziehen denn eher Familien oder Paare oder Alleinstehende in den Norden?

Derzeit werden vermehrt Drei- und Vierzimmerwohnungen gesucht. Seit der Coronapandemie brauchen die Familien oft nicht nur Kinder-, sondern auch Arbeitszimmer. Diese Wohnungen gibt es eher im Norden als im Süden. Andere wollen natürlich auch im Norden wohnen, weil sie dort bereits verwurzelt sind und ihre Familie dort in mehreren Generationen wohnt. Wiederum andere sind interessiert an Neubaugebieten, die dort geplant sind.

Können Sie anhand Ihrer Datei erkennen, wie beliebt Immobilien im Essener Norden sind?

Die Vermarktungsgeschwindigkeit ist extrem schnell, auch für Objekte nördlich der A40. Wenn wir eine Angebots-Mail an unsere Kunden und Kundinnen aus der Datei schicken, melden sich oft innerhalb von einer Stunde 30 bis 40 Interessenten. Über zwei Drittel der Angebote landen niemals auf Plattformen wie Immobilienscout.

Wie haben sich die Preise in den nördlichen Stadtteilen in den vergangenen Jahren entwickelt?

Bei Bestandswohnungen lag der Quadratmeterpreis im Jahr 2019 noch bei 1800 Euro im Durchschnitt, jetzt sind es rund 2200 Euro. Im Neubau lagen die Preise vor drei Jahren bei 2500 Euro und jetzt bei 3550 Euro. Diese Preissteigerung von über 40 Prozent liegt zum einen an der Preissteigerung bei Baumaterialien, aber auch die Grundstückspreise sind extrem gestiegen.

Immobilienpreise im Süden 1000 Euro pro Quadratmeter über jenen im Norden

Was zeigt sich, wenn man den Preisvergleich zu südlichen Stadtteilen in Essen anstellt?

Die Grundstückspreise im Essener Norden erreichen nicht das gleiche Niveau wie im Süden. Daher liegen die Immobilienpreise nach unserer Marktbeobachtung im Süden durchschnittlich 1000 Euro pro Quadratmeter über jenen im Norden, wenn wir von Bestandsimmobilien sprechen, und 800 bis 900 Euro bei Neubauten.

Ist der Unterschied bei Miet-Objekten auch so groß?

Stadtweit liegt die Miete im Durchschnitt bei 8,20 Euro pro Quadratmeter bei einer Wiedervermietung im Bestand und 11,60 Euro pro Quadratmeter bei Neubauten. Im Norden zahlt man zwischen 5,50 und 7,50 Euro im Bestand und zwischen 9,50 und 11,50 Euro im Neubau.

Das ist ja eine extreme Schere, die sich da zeigt. Kann die irgendwie geschlossen werden?

Es gab diesen Unterschied schon immer. Würde es mehr Neubauprojekte im Norden geben, würde sich das vielleicht bessern. Wenn zum Beispiel an der Heßlerstraße, wie geplant, Einfamilienhäuser gebaut werden, wertet das auch das Umfeld auf und die Preise könnten steigen. Gleiches gilt für das Bauprojekt am ehemaligen Baggerübungsplatz an der Bäuminghausstraße und dem Kutel-Gelände. Der Essener Norden hat definitiv Entwicklungsperspektiven.