Essen-Rüttenscheid. Nun äußert sich die Stadt Essen doch zu den Gründen, die zum Abbau von Sitzbänken in der Rüttenscheider Einkaufsmeile geführt haben.
Der Abbau von städtischen Sitzbänken am Rüttenscheider Stern hatte im Stadtteil zu allerlei Gerüchten geführt. Nun hat die Stadt auf unsere Anfrage reagiert und erklärt, dass sich in jüngster Zeit die Beschwerden über Menschen gehäuft hätten, die augenscheinlich obdachlos oder der Trinkerszene zuzuordnen seien. Daher habe man eingegriffen. Nebenbei seien die abmontierten Bänke auch sanierungsbedürftig, sagt Stadtsprecherin Silke Lenz.
Lage hat sich laut Stadt in jüngster Zeit verschärft
Kaufleute haben sich demnach an die Stadt gewandt, aber auch Passanten wiederholt ihren Unmut bekundet. Die Schilderungen gingen, so Lenz, einher mit den Berichten des Kommunalen Ordnungsdienstes. Der beobachtete zudem, dass im unmittelbaren Umfeld der Sitzbänke (Ecke Rü/Zweigertstraße) immer wieder große Mengen Müll, herumlagen, oftmals sei der Bereich von Glasscherben übersät gewesen.
Dass sich die Leute aus Szene nun genau für diesem Treffpunkt entschieden haben, hänge eng mit den angrenzenden Geschäften zusammen: Neben einem Lebensmitteldiscounter finden sich dort auch zahlreiche Lokale mit to-go-Angeboten. Eine zunehmende Zahl von Bettlern habe sich wohl erhofft, hier auch während des Lockdowns, milde Gaben von Passanten zu erhalten. Petra Fuhrmann von der Essener Diakonie, die sich um Obdachlose kümmert, bestätigt, dass durchaus Fälle von „aggressivem Betteln“ bekannt seien und Streetworker sich um solche Vorfälle kümmern würden.
Die Probleme seien, wie Silke Lenz erklärt, nicht nur unter Woche, sondern auch am Wochenende aufgetreten. In den vergangenen Monaten habe sich die Lage immer weiter zugespitzt. Der Versuch, die Entwicklung mit einer verstärkten Präsenz des Ordnungsdienstes zu stoppen, habe „nicht den gewünschten Erfolg gebracht“. Daher habe man sich entschieden, die Bänke abzubauen, schließlich befänden sich diese mitten auf der Rüttenscheider Einkaufsmeile.
Vermehrt Polizeieinsätze im Bereich des Rüttenscheider Sterns
Aufgrund ähnlicher Schwierigkeiten habe die Stadt in der Vergangenheit auch schon an anderer Stelle, beispielsweise am Willy-Brandt-Platz Bänke abgebaut. Für den Rüttenscheider Stern stellt die Sprecherin allerdings in Aussicht, dass die Sitzgelegenheiten wieder dorthin zurückkehren können. Das werde aber erst geschehen, wenn man sie rundumerneuert habe und wie „vergleichbare Sitzgelegenheiten in der Innenstadt“ ein moderneres, ansprechenderes Design bekommen hätten.
Anlieger wie Sterne-Koch Nelson Müller, dessen Restaurant Schote an der Kreuzung liegt, sagen, dass sich die Lage seit dem Entfernen der Bänke deutlich entspannt habe. In der Vergangenheit sei es aufgrund von Tätlichkeiten und Übergriffen sehr häufig auch zu Polizeieinsätzen gekommen. Ein Polizeisprecher hatte gegenüber dieser Zeitung bestätigt, dass Beamte zuletzt am Stern vermehrt im Einsatz waren, eine genaue Zahl zu Vorfällen an besagter Stelle gebe die Statistik allerdings nicht her.