Essen-Rüttenscheid. In der Einkaufsmeile von Essen-Rüttenscheid hat die Stadt Sitzbänke abbauen lassen. Das stößt auf Kritik - in sozialen Medien und bei Politikern.
In vielen Städten werden zusätzlich Sitzbänke aufgestellt, um die Aufenthaltsqualität zu steigern. An der Rüttenscheider Straße wurden jetzt Bänke entfernt. Das stößt bei Bürgern, in der Politik und sozialen Netzwerken auf Protest.
Kritiker sehen vor allem Nachteile für ältere Menschen und die Aufenthaltsqualität
Bezirksvertreterin Elke Zeeb findet deutliche Worte: „Wir fühlen uns übergangen.“ Die Grünen-Politikerin kommentiert den Abbau von vier Sitzbänken nahe des Rüttenscheider Sterns Abzweig Zweigerstraße in unmittelbarer Nähe eines Lebensmitteldiscounters.
Die Verwaltung hätte das Stadtteilparlament informieren müssen, ärgert sich die Rüttenscheiderin. Denn den Sitzgelegenheiten werden nach ihren Worten in diesen Zeiten dringender denn je gebraucht. Hier könnten gerade auch ältere Leute auf ihrem Einkaufsweg mal verschnaufen. Anderweitig einen Zwischenstopp einzulegen, sei zudem angesichts der noch immer geschlossenen Außengastronomie kaum möglich.
Die Seniorenbeauftragte für den Bezirk II, Barbara Hofmann, schlägt in die gleiche Kerbe. „Ich bedauere den Abbau sehr. Gerade ältere Menschen sind doch sehr froh über solche Bänke in einer Einkaufsmeile.“ Dass sie nun einfach entfernt worden seien, quasi über Nacht, halte sie für völlig inakzeptabel.
In den sozialen Netzwerken hagelte es auch heftige Kritik. Die Aufenthaltsqualität leide doch massiv, wenn die Bänke mir nichts dir nichts verschwinden würden. Ein Nutzer erinnert daran, dass es lange gedauert habe, bis überhaupt Bänke aufgestellt wurden. Mit dem Abbau sei es aber offensichtlich umso schneller gegangen.
Allerlei Mutmaßungen über die Beweggründe für den Abbau der Bänke
Über die Beweggründe der Stadt schießen allerlei Mutmaßungen ins Kraut. Die Bänke in Nähe des Rüttenscheider Sterns seien marode gewesen, heißt es unter anderem. Wiederholt ist aber auch zu hören, Einzelhändler seien bei der Stadtspitze vorstellig geworden, weil die Bänke vor allem Publikum aus der Trinkerszene angelockt habe. Mehrfach sei es zu Pöbeleien gekommen, was wiederum den wiederholten Einsatz von Polizei und kommunalem Ordnungsdienst provoziert habe.
Andere Stimmen kontern, die Sache mit der Trinkerszene sei total aufgebauscht. Kaufleute hätten einfach darauf reagiert, dass manche Leute den Anblick als lästig empfinden und um ihnen einen Gefallen zu tun, hätten sie sich dann an die Stadt gewandt. Selbst, wenn es dort Vorfälle gegeben habe, sieht die Seniorenbeauftragte darin noch lange keinen Grund, die Sitzgelegenheiten einfach abzubauen. Dann handele es sich doch um soziale Probleme, für die anderweitig Lösungen gefunden werden müssten.
Die Stadt hüllt sich derweil in Schweigen. Mehrfache Nachfragen zu den Beweggründen, die Bänke zu entfernen, blieben unbeantwortet. Ob die Polizei vermehrt aus besagten Gründen im Einsatz war, bleibt offen. Das gebe die Statistik nicht her, so ein Sprecher.
Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR) berichtet wiederum, dass es nach Aussagen von Anliegern seit dem Abbau der Bänke dort deutlich ruhiger geworden sei. Aber man müsse schon genau prüfen, ob ausreichend Sitzgelegenheiten vorhanden seien. Im weiteren Umfeld gebe es allerdings noch eine ganze Reihe von Bänken.