Essen. Gute Nachrichten für Essener Spitzenköche: Der Michelin hat zwei Restaurants mit dem begehrten Stern ausgezeichnet. Ein Lokal wurde gestrichen.
Mitten in der schlimmen Krise der Gastronomie hat der Gourmetführer „Guide Michelin“ am Freitag etwas Glanz auf die Gesichter der leidgeprüften Spitzenköche gezaubert. Bei der im Internet ausgestrahlten Vergabe der begehrten Michelin-Sterne hatten auch Essener Kochkünstler Grund zur Freude. Der Guide Michelin bestätigte die Sterne für Nelson Müller („Schote“) und Knut Hannappel. Gestrichen wurde der Stern für das schon seit einem Jahr geschlossene Laurushaus im Schloss Hugenpoet, Küchenchefin Erika Bergheim übernimmt demnächst ein neues Restaurant.
Nelson Müller freut sich über die Auszeichnung in den schwierigen Pandemie-Zeiten besonders. „Die Corona-Krise erfordert von uns größte Flexibilität“, sagt der durch viele TV-Kochshows bekannte Essener Gastronom. Beim ersten Lockdown vor einem Jahr seien Lieferketten jäh unterbrochen worden und wichtige Waren nicht mehr greifbar gewesen. Das habe sich inzwischen gebessert, dennoch sehne das Team die Rückkehr zur Normalität herbei.
Die Entscheidung, das Spitzenrestaurant „Schote“ mit seinem Bistro „Müllers“ am Rüttenscheider Stern unter einem Dach vereint zu haben, habe sich als goldrichtig erwiesen. „Das hat Ressourcen und neue Kreativität freigesetzt“, sagt Müller. „Jetzt kann ich enger mit dem Team arbeiten und bin näher an den Gästen.“
Knut Hannappel: „Wir sind glücklich, dass wir den Stern behalten haben“
„Wir sind super glücklich, dass wir den Stern behalten haben“, sagte Knut Hannappel am Freitagmittag. Der Inhaber und sein Küchenchef Tobias Weyers prägen die kulinarische Handschrift des Sterne-Restaurants.
Im vergangenen Jahr ist das Hannappel zum ersten Mal vom Michelin geadelt worden. Gerne wäre der Essener Koch damals zur Preisverleihung samt Gala nach Hamburg gefahren, um sich den begehrten Stern abzuholen. Wegen der Corona-Krise musste das Event jedoch ausfallen.
Michelin-Inspektoren aus dem Ausland halfen als Testesser
Die meisten Restaurants hatten im letzten Jahr wegen der Corona-Krise nur zu zwei Drittel der normalen Zeit geöffnet. Trotzdem sei es dem Guide Michelin gelungen, die Restaurants zu testen und die Qualitätsstandards zu halten, hieß es am Freitag.„Mit der Unterstützung internationaler Inspektoren konnten wir diese Phase intensiv für die Testessen nutzen“, erklärt Ralf Flinkenflügel, Guide Michelin-Direktor für Deutschland und Schweiz. Sein Appell an die Feinschmecker: „Besuchen Sie Restaurants, sobald dies wieder möglich ist.“
Auch danach versalzte Corona dem frischgekürten Spitzenkoch das leckere Essen. „Als die Nachricht mit dem Michelin-Stern rauskam, explodierten die Reservierungen“, berichtet Knut Hannappel. Mindestens sieben Wochen wäre das im Stadtteil Horst gelegene Top-Restaurant ausgebucht gewesen. Doch dann kam der erste Lockdown, das Hannappel musste schließen. „Das war bitter, ich musste 1500 Gästen absagen.“
Wie viele andere Restaurants auch hat sich das Sternelokal inzwischen auf den Außer-Haus-Verkauf spezialisiert.
Außerdem konnten sie den Stillstand nutzen, um das Hannappel ohne größere Einschränkungen zu renovieren. Anfang Januar sei das komplette Interieur ausgetauscht worden. „Wir haben neue Stühle und Tische, neues Besteck und Gläser“, sagt Hannappel.
Ein kleiner Wermutstropfen für Essen: Rivale Dortmund, das neue Sterne hinzugewonnen hat, liegt im direkten Städtevergleich in der Gesamtwertung vorn.