Essen-Heisingen. Zu hohes Tempo in der Kurve und das Missachten von Rotlicht: Anwohner der Heisinger Straße beklagen gefährliche Situationen und fordern Abhilfe.
Es sei purer Zufall, dass bislang keine Passanten auf dem Gehweg erheblich verletzt oder gar getötet worden seien, da sind sich Anwohner der Heisinger Straße einig. Sie meinen die Situation im Bereich der Kurve in Höhe Uhlenstraße samt Fußgängerampel – diese beobachteten sie täglich. Sie haben diese Beobachtungen sowie Unfälle seit 2012 aufgelistet und sich mit ihren Forderung etwa nach Geschwindigkeitskontrollen an Politik und Stadt gewandt. Eine Lösung ist bislang nicht in Sicht.
Nach einem schweren Unfall ist in der Kurve (ehemals Lützenrath) bereits vor Jahren Tempo 30 eingeführt worden – im Gegensatz zur weiteren Kurve in Fahrtrichtung Heisingen, wo es bereits zu mehreren Unfällen gekommen ist, da Fahrzeuge von der Fahrbahn abkommen und im angrenzenden Waldstück landen.
Nicht jeder Autofahrer halte sich an Tempo 30
„Allerdings hält sich an dieses Tempo 30 längst nicht jeder“, beschreiben die Anwohner. Einen schweren Unfall habe es im Januar gegeben, als eine Fahrerein gegen den Ampelmasten fuhr. Dieser sei herausgerissen worden und sei erneuert worden. „Er landete neben zahlreichen anderen Teilen auf meinem Grundstück“, sagt ein Heisinger und weist auf Schäden an der Fassade hin.
Dass manch andere, weniger dramatische Unfälle nicht in der Polizeistatistik (zwei Unfälle seit 2012) verzeichnet seien, führen die Anwohner darauf zurück, dass möglicherweise nicht immer der Notruf gewählt werde. Manch einer, der auf dem Bürgersteig oder dem Grünstreifen lande, fahre möglicherweise weiter, mutmaßen sie.
Anwohner beobachten gefährliche Situationen aus dem Küchenfenster
An brenzligen Situation mangele es nämlich nicht, sagt sie und meinen auch die Fußgängerampel, an der regelmäßig Schulkinder die Heisinger Straße querten. Und mancher könne aus seinem Küchenfenster beobachten, dass manche Autofahrer bei Rot sehr knapp zum Stehen kämen, andere missachteten es. Und so drängen die Familien schon im Interesse der Kinder, die Stadt möge endlich auf diese Gefahren reagieren.
Zu den Vorschlägen der Anwohner zählen mobile Geschwindigkeitsüberwachung, eine Schutzplanke, die Gehweg und auch Grundstücke der Häuser sichere sowie die Verlängerung der Grünphase für Fußgänger, um den Kindern Zeit und Möglichkeit zu geben, sich zu vergewissern, ob heranfahrende Autos tatsächlich stehen bleiben, um erst dann noch in der Grünphase die Straßenseite wechseln zu können.
Lange Liste mit Vorschlägen für mehr Sicherheit
OB reagiert auf die Situation an der Heisinger Straße
Oberbürgermeister Thomas Kufen wendet sich in einem Schreiben an die betroffenen Anwohner der Heisinger Straße. Er erläutert wie auch die städtische Mitarbeiterin vor Ort, dass etwa mobile Geschwindigkeitsmessung in Kurven nicht möglich seien. Von der Unfallkommission habe er zudem erfahren, dass dieser Streckenabschnitt für die Kommission seit Beginn der Aufzeichnungen 2001 noch nie relevant gewesen sei. Dafür müsse es eine bestimmte Anzahl schwerer Unfälle nach festgelegten Kategorien (mit Toten, Schwerverletzten, erheblichem Sachschaden) in einem Zeitraum von einem Jahr gegeben haben. Glücklicherweise sei diese Zahl nicht erreicht worden.
Unbestritten sei aber, dass es die erwähnten Unfälle aufgrund zu hoher Geschwindigkeit gegeben habe, schreibt der OB weiter an die Anwohner. „Dies ist aber kein Einzelfall und kommt im gesamten Stadtgebiet vor“, heißt es in dem Schreiben und auch, dass Leitplanken üblicherweise wegen der örtlichen Gegebenheiten und des Charakters innerstädtischer Straßen nicht eingebaut würden. Ausnahmen gebe es, wo eine Unfallhäufigkeit das erfordere.
„Selbstverständlich liegt uns die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, gerade der Kinder, sehr am Herzen. Daher werden wir auch zukünftig Geschwindigkeitskontrollen auf der Heisinger Straße durchführen und die gesamte Verkehrssituation dort weiter genau beobachten“, versichert Thomas Kufen.
Bei einem Ortstermin mit Stadt und Politik wurden auch digitale Geschwindigkeitstafeln, Gummileitpfosten (um die beiden Fahrbahnen zu trennen und so das gefährliche Kurvenschneiden zu unterbinden), gelbe Warnblinklampen, um auf den oft unterschätzten Gefahrenpunkt hinzuweisen sowie für Kurven geeignete Radarmessungen eingefordert. Selbst die Veränderung des Straßenverlaufs, um die kurve zu entschärfen, wurde als Idee aufgenommen, allerdings auch als aufwendigste Variante. Da die Straße aber 2021/22 ohnehin zwischen Elsaßstraße und Petzelsberg umgestaltet werde (Ausbau mit gemeinsamen Geh- und Radweg), sollte auch diese Option geprüft werden.
Bereits beim Termin vor Ort wies jedoch eine Mitarbeiterin der Stadt darauf hin, dass die Geschwindigkeit bereits reduziert und das Fußgänger-Grün durch erneutes drücken um acht Sekunden verlängert werden können. Mobile Tempokontrollen seien bislang aus „messtechnischen Gründen in engen Kurven nicht möglich“. Ohnehin würden alle Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit nicht greifen, so lange es Autofahrer gebe, die sich an diese Vorschriften nicht hielten.
Anwohner wollen die Situation nicht hinnehmen
Die Anwohner wollen die Situation nicht hinnehmen, sind überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis Schlimmeres mit unbeteiligten Passanten passiere. „Muss erst noch ein Mensch zu Schaden kommen, bis hier jemand reagiert“, fragt ein Anwohner und gesteht, dass sich einige die Wohnlage samt Verkehrssituation so gefährlich nicht vorgestellt hätten – sie hoffen weiter auf Abhilfe.