Essen-Katernberg. Wegen einer Rattenplage ist ein Haus in Essen im Mai vergangenen Jahres geräumt worden. Jetzt kehren die Mieter zurück. So soll es weitergehen.
Das Ordnungsamt hatte im Mai vergangenen Jahres eine Problemimmobilie in Katernberg räumen lassen. Grund für die Räumung war laut Stadt „eine enorme Ablagerung von organischem Müll und ein damit einhergehender Rattenbefall“. 36 Mieter und Mieterinnen mussten damals das Haus umgehend verlassen. Vor einigen Tagen durften die ersten Familien zurückkehren.
Videos zeigten, wie sich Ratten im Hinterhof des Essener Hauses getummelt hatten
Nachbarn hatten damals gemeldet, dass sich im Hinterhof etliche Müllsäcke gestapelt hatten, Videos zeigten, wie sich Ratten im Unrat tummeln. Es bestand nach Angaben der Stadt die Gefahr, dass es durch die Ablagerung enormer Mengen von organischem Müll zu einer Keimverschleppung in den direkten Lebens- und Wohnbereichen der Anwohner kommen könnte.
Eine ungünstige Situation auch für die Betreiber des Lebensmittelmarktes im rechten und die Betreiber einer mittlerweile geschlossenen Reinigung im linken Nachbarhaus. Beides verträgt sich nicht gut mit einer Rattenplage.
In Essener Problemhaus fand Anfang des Jahres Reinigung und Desinfektion statt
Es dauerte mehr als sechs Wochen und die Androhung eines Zwangsgeldes seitens der Stadt, bis der Eigentümer sich um die Entfernung der Müllsäcke gekümmert hatte. Weitere acht Monate später fand jetzt auch die abschließende Reinigung und Desinfektion statt, somit können die Mieter, die überwiegend aus Osteuropa stammen, zurück in ihre Wohnungen. „Die Dachgeschosswohnung bleibt vorerst unbewohnbar, da der Eigentümer die Heizung nicht hat reparieren lassen“, erklärt Jacqueline Schröder vom Stadtpresseamt.
Bisher hatten die Mieter in einem Übergangswohnheim der Stadt gewohnt oder sich eine neue Bleibe gesucht. „Eine der Familien ist eine Straße weiter gezogen und da sehr glücklich“, weiß Johannes Maas, Vorsitzender des Katernberger Werberings. Einige hatten aber immer wieder den Wunsch geäußert, dass sie zurück zur Katernberger Straße wollen. Und dieser Wunsch ist jetzt in Erfüllung gegangen.
Essener Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten hilft Familien
Zukunft-Bildungswerk will ins Nachbarhaus
Die Reinigung im Nachbarhaus, Katernberger Straße 4, ist seit einiger Zeit geschlossen. Turgay Tahtabaş überlegt, die Räumlichkeiten für das Zukunft Bildungswerk zu nutzen. „An unserem Standort an der Katernberger Straße 8 haben wir Platzmangel und könnten unsere Aktivitäten dort gut ausweiten“, so der Leiter der Einrichtung. Damit löst er großen Zuspruch bei den Nachbarn aus, die die Angebote der Einrichtung oft nutzen, aber auch beim Katernberger Werbering: „Das würde die Ecke extrem aufwerten“, erklärt der Vorsitzende, Johannes Maas, der weiß, dass dort zunächst ein Kiosk einziehen sollte. Die letzten Verhandlungen für die 120 Quadratmeter laufen noch, ab Mai könnte es dann losgehen.Das Zukunft Bildungswerk finanziert diverse Hilfen für Kinder über das Bildungs- und Teilhabepaket. Dazu gehören Nachhilfe, Musikprojekte und auch Deutschkurse für die Eltern. Zum Angebot zählen zudem Leseförderung, Elternberatung und Spielgruppen für Kinder, die noch keinen Kita-Platz haben. Das Bildungswerk ist als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt.
Betreut werden die Familien jetzt unter anderem vom Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten (VKJ). Wehret den Anfängen lautet das Motto. VKJ-Mitarbeiter Daniel Suciu hat gleich bei seinem ersten Besuch in der Wohnung Flyer zum Thema Müllentsorgung mitgebracht und erklärt, wo die Tonnen stehen und wie der Müll zu trennen ist. „Wir wollen die Familien gut hier in Deutschland integrieren“, erklärt der 19-jährige Suciu, der selbst aus Rumänien stammt und vor zehn Jahren nach Deutschland gekommen ist. „Wir sprechen die gleiche Sprache und so fühlen die sich sofort unterstützt“, sagt Suciu, der nicht nur bei Sprachproblemen hilft, sondern die Mieter und Mieterinnen auch bei Behördengängen unterstützt, den Kindern bei schulischen Angelegenheiten unter die Arme greift und mit dem Hauseigentümer in Kontakt steht.
Der hat keinen allzuguten Ruf in der Nachbarschaft. Gerüchten zufolge soll er kurz vor der Räumung noch drei Monatsmieten von einzelnen Mietern eingezogen haben. „Wir wären froh, wenn der Inhaber wechseln würde“, erklärt Maas und spricht damit auch für die Nachbarn, die damals unter der Rattenplage litten. Auch die Stadt erklärt: „Der Ankauf des Hauses wurde geprüft. Es handelt sich allerdings um eine Eigentümergemeinschaft, was den Ankauf sehr schwierig gestaltet.“