Essen-Katernberg. Vier Wochen nach der Hausräumung in Essen türmt sich Müll im Hinterhof. Die Ratten haben sich vermehrt. Die Stadt hat eine letzte Frist gesetzt.
Die Stadt hat das Haus an der Katernberger Straße 2 vor vier Wochen geräumt. Anlass war, dass sich hunderte Müllsäcke im Hinterhof gestapelt hatten, die bereits von Ratten durchwühlt wurden. Dem Eigentümer wurde eine Frist von vier Wochen gesetzt. Bis dahin sollte das Grundstück „professionell entwest“ werden. Diese Frist ist jetzt abgelaufen und der Müll liegt noch immer dort. Nur die Ratten haben sich vermehrt.
Zwei tote Ratten von Terrasse entfernt
Ein Rattenweibchen laut Umweltbundesamt kann bis zu sechsmal im Jahr durchschnittlich jeweils acht Junge zur Welt bringen, die nach zwei Monaten geschlechtsreif werden und sich selber fortpflanzen können - exponentielles Wachstum vom Feinsten, wenn man bedenkt, dass der Müll dort bereits seit mindestens sechs Wochen liegt. „Die laufen auch durch unseren Garten“, beklagt sich eine Nachbarin, die bereits zwei tote Tiere von ihrer Terrasse entfernen musste. „Die rennen uns beim Grillen zwischen den Füßen rum.“ Nicht nur die Vermehrung der Tiere sei ein Problem; mit der Hitze habe sich der Gestank aus den Müllsäcken verstärkt und abgesehen von den Ratten hätte sie mittlerweile auch ein massives Fliegenproblem.
Grund der Räumung im Mai laut Stadt: „Es bestand die Gefahr, dass es durch die Ablagerung enormer Mengen von organischem Müll zu einer Keimverschleppung in den direkten Lebens- und Wohnbereichen der Anwohner kommen könnte.“
Müll an Essener Problemimmobilie schwer zugänglich
Die 55-Jährige, die anonym bleiben möchte, hat sich mit einigen Nachbarn und Geschäftsleuten zusammengeschlossen, um die Situation im Blick zu haben. „Der Eigentümer ist nicht zu erreichen“, so die Katernbergerin. Gerüchten zufolge soll er kurz vor der Räumung noch drei Monatsmieten von einzelnen seiner überwiegend aus Osteuropa stammenden Mietern eingezogen haben.
Die Nachbarn tauschen sich untereinander aus und haben die Situation im wahrsten Sinne im Blick. Die Häuser an der Katernberger Straße stehen schließlich dicht an dicht, nicht wenige haben freien Blick auf die Müllsäcke, die in einem Hinterhof auf dem Anbau eines Hauses liegen und somit schwer zugänglich sind. „Ich würde anbieten, das die Säcke durch unseren Garten getragen werden könnten,“ so die 55-Jährige. Auch einen möglichen Containerstandort haben die Nachbarn schon im Blick - aber der Eigentümer scheint kein Interesse an der Entsorgung zu haben.
Stadt hat Frist für Eigentümer um zehn Tage verlängert
Silke Lenz, Pressesprecherin der Stadt, bestätigt, dass die 36 Mieter - darunter teilweise Familien mit Kindern - bisher nicht in ihre Wohnungen zurückkönnen: „Die Immobilie kann nicht freigegeben werden.“
Die Vier-Wochen-Frist ist seit Donnerstag abgelaufen. Der Eigentümer habe jetzt noch einmal zehn Tage Zeit, den Müll zu entsorgen und das Grundstück zu reinigen. Passiert das nicht, drohen ihm mindestens 5000 Euro Strafe und die Stadt übernimmt die Entsorgung des Unrats und die Entfernung des Rattenkots - ebenfalls auf Kosten des Eigentümers. Der Fall könnte sich dann weiter in die Länge ziehen, wenn der Vermieter die Kosten nicht begleicht. Dann muss er laut Silke Lenz im nächsten Schritt mit Pfändungen und Zwangsvollstreckungen rechnen: „Solche Verfahren dauern mitunter sehr lange.“
Einige Mieter durften zwischendurch ein paar private Dinge aus ihren Wohnungen holen, aber nicht wieder einziehen. Sie sind privat oder in Ersatzwohnungen der Stadt untergekommen. Nach Angaben von Silke Lenz hätten Kollegen von Ordnungsamt und Bauaufsicht zwischenzeitlich Kontrollen durchgeführt. Bei verwahrlosten Gebäuden käme es oft auch zu Problemen mit der Statik oder massiven Schäden an der Bausubstanz.
Für die Nachbarn ist die Situation äußerst unbefriedigend. „Das kann man sich gar nicht vorstellen, dass da echt jemand den Müll in großen Säcken aus dem Fenster wirft, aber ich habe es mit eigenen Augen gesehen und ich dachte, mich trifft der Schlag“, erzählt die 55-Jährige. Sie habe mittlerweile Sorge, nachts die Fenster aufzulassen, aus Angst, die Ratten kommen in ihr Schlafzimmer - „obwohl die ja eigentlich nebenan das Schlaraffenland haben“.