Essen/Wesel. Die 40-jährige Annabelle Brandes soll den Personalbereich aus dem Mammut-Dezernat von Christian Kromberg übernehmen. Die Politik scheint einig.

Auf der Suche nach einer Personalchefin für ihre mehr als 10.000 städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die Stadt Essen, oder besser: die von ihr beauftragte Beratungsfirma, am Niederrhein fündig geworden. Die Wahl fällt auf Annabelle Brandes, derzeit Beigeordnete für die Bereiche Zentrale Dienste und Gebäudeservice in Wesel und – obwohl erst 40 Jahre alt – ausgesprochen erfahren im Personal-Management.

Brandes soll dem Vernehmen nach bereits in der Februar-Sitzung des Stadtrates gewählt werden, wobei ihr dort eine große Mehrheit sicher scheint. Denn neben der schwarz-grünen Rats-Koalition wollen wohl auch Politiker aus anderen Parteien der studierten Diplomfachwirtin und Sozialwissenschaftlerin ihr Vertrauen schenken – nicht zuletzt Essens Sozialdemokraten, denn Annabelle Brandes hat das SPD-Parteibuch.

Der „Kampf um die guten Leute“ ist auch unter den Kommunen längst entbrannt

Mehr noch als den Genossen fühle sie sich aber ihrer Arbeit verpflichtet, so versicherte Brandes nach Angaben von Teilnehmern bei der Vorstellungsrunde, in der sie mit ihrer großen Erfahrung in der Personalverantwortung an unterschiedlichen Standorten der Agentur für Arbeit punkten konnte: Nach Stationen in Hagen und Nürnberg, Köln und Dortmund kletterte sie vor knapp drei Jahren erneut eine Stufe in der Karriereleiter herauf, übernahm an der Seite der dortigen Bürgermeisterin Ulrike Westkamp eines von drei Dezernaten.

Die zweite Frau im Verwaltungsvorstand

Mit Annabelle Brandes, die für Personal, Allgemeine Verwaltung und Digitalisierung zuständig sein wird, zieht nach Simone Raskob von den Grünen (Umwelt, Verkehr und Sport), die zweite Frau in den achtköpfigen Verwaltungsvorstand ein.Und dazu, was viele überraschen dürfte, zum dritten Mal jemand mit SPD-Parteibuch: Auch Muchtar Al Ghusain (Jugend, Bildung und Kultur) und Martin Harter (Stadtplanung und Bauen) sind Sozialdemokraten.Ihnen sitzen vier Christdemokraten gegenüber: Oberbürgermeister Thomas Kufen, Kämmerer Gerhard Grabenkamp, Stadtdirektor Peter Renzel (Soziales, Arbeit und Gesundheit) und Christian Kromberg (Recht, öffentliche Sicherheit und Ordnung)

In Essen wird es eines von sieben sein, eigens geschaffen, weil Oberbürgermeister Thomas Kufen wie auch die Spitzen der Politik mehr als bisher ein Augenmerk auf die Personal-Entwicklung legen wollen. Der „Kampf um die guten Leute“, er ist auch unter den Kommunen längst entbrannt, zumal sich in den kommenden Jahren tausende Noch-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in den Ruhestand verabschieden werden.

Im Internet-Auftritt der Stadt ist der Platz für die Dezernentin bereits freigeräumt

Daneben wachsen die Herausforderungen in der Digitalisierung, die an der Schnittstelle zur Bürgerschaft ganz neue Aufgaben aufwirft. Kein Wunder, dass die Stadtspitze, die schon vor zweieinhalb Jahren mit einer Frau an der Personalspitze liebäugelte, jetzt Tempo machen will. Im Internet-Auftritt der Stadt ist der Platz für Brandes bereits freigeräumt, Geschäftsbereich 1, „Personal, Allgemeine Verwaltung und Digitalisierung“, derzeit allerdings versehen mit dem Kürzel „N.N.“ – noch zu benennen.

Auch ohne Personalverantwortung hat Christian Kromberg noch gut zu tun: Nicht zuletzt die Corona-Krise bescherte dem Rechts- und Ordnungs-Dezernenten ganz neue Aufgaben der Krisenvorbereitung.
Auch ohne Personalverantwortung hat Christian Kromberg noch gut zu tun: Nicht zuletzt die Corona-Krise bescherte dem Rechts- und Ordnungs-Dezernenten ganz neue Aufgaben der Krisenvorbereitung. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Bislang war Christian Kromberg (CDU) für diese Bereiche zuständig. Auch noch zuständig, muss man wohl sagen, denn der 55-Jährige Beigeordnete, einst Leiter des OB-Büros von Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger, kümmert sich in seinem Mammut-Dezernat mit rund 3000 Beschäftigten obendrein um die Felder Recht, öffentliche Sicherheit und Ordnung – all jene Bereiche, denen nicht zuletzt im Zuge der Corona-Krise mehr Bedeutung zukommt denn je.

Wann Annabelle Brandes den Posten antreten kann, ist noch ungewiss

Ihm werde also sicher nicht langweilig werden, signalisierte Kromberg, der erst Mitte 2019 für eine zweite achtjährige Amtszeit wiedergewählt wurde, jüngst augenzwinkernd. Wann Annabelle Brandes ihm die Personalverantwortung abnehmen kann, ist gleichwohl noch ungewiss: Erst die Wahl, heißt es, dann werde man sehen, wie schnell Wesel sie gehen lässt.