Duisburg. Die Großbaustelle für die A40-Rheinbrücke in Duisburg dauert länger und wird deutlich teurer. Warum das so ist und welche Arbeiten jetzt anstehen.

Die neue A40-Rheinbrücke in Duisburg ist schon über ein Jahr alt. Bis auch ihr Zwilling steht, wird sie kurz vor der Einschulung sein: 2027 peilen die Bauunternehmen für das zweite Bauwerk an, 2028 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein.

Bis dahin wird noch viel Geld in die Hand genommen, denn der Bund hat eine rund 14-prozentige Kostensteigerung abgesegnet, sagt Knut Ewald, der Projektleiter der Deges, die den Bau realisiert. Die XXL-Baustelle wurde nach einer Erhöhung 2020 mit 596 Millionen Euro taxiert, jetzt wird sie voraussichtlich 691 Millionen Euro kosten. Als der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer 2019 den ersten Spatenstich setzte, waren noch 360 Millionen Euro veranschlagt. Die Kosten für das Brückenpaar haben sich binnen sechs Jahren also fast verdoppelt.

A40-Rheinbrücke: Kosten haben sich fast verdoppelt

Dass eine Corona-Pandemie die Welt erschüttern würde, ebenso ein Angriffskrieg gegen die Ukraine, das war da nicht absehbar. Beides führte zu erheblichen Kostensteigerungen, vor allem bei Stahl und Asphalt. Der Baupreisindex für Straßen und Brücken sei seit 2020 um fast 40 Prozent gestiegen, sagt Ewald.

Zusätzliche oder geänderte Leistungen hätten im Verlaufe des Projekts ebenfalls zu Mehrkosten geführt. Wie berichtet, hat etwa Asbestfund den Abbruch der alten Rheinbrücke verzögert und aufwändiger gemacht.

Arbeiten für die zweite Rheinbrücke laufen parallel zum Abriss

Auch wenn die alte Rheinbrücke noch nicht komplett abgerissen ist und Platz gemacht hat für die zweite Brücke, so laufen parallel doch schon erste Arbeiten seit November. Stand jetzt soll der Zwillingsbau Anfang 2027 fertig sein.

Die Zeit, die die Asbestfunde in der alten Brücke zusätzlich kosteten, werde man nicht einholen, relativiert Ewald. Aber durch parallele Arbeiten und gute Vorbereitung wolle man zumindest zusätzliche Behinderungen vermeiden. Die ARGE rund um Hochtief habe schon beim ersten Brückenbauwerk „nahe am Optimum“ gearbeitet. Auch wenn viele Schritte nun bekannt sind und man auf bekanntem Terrain arbeite, würden die Abläufe nicht wesentlich schneller werden.

Ab 2026 schiebt sich die neue Brücke Stück für Stück über den Rhein

Wenn die neuen Widerlager an den Rheinufern stehen, sollen darüber die ersten Brückenteile im Längsverschub in Position gebracht werden. Bis 50 Meter über dem Rhein wird sich die immer länger werdende Stahlkonstruktion selbst halten können. Dann werden die Pylone mit ihren Halteseilen gebraucht. Während sie langsam in die Höhe wachsen, kommt wieder der eigens entwickelte Freivorschub zum Tragen.

Wer sich erinnert: Das sind diese gelben Großgerüste, die 30 Meter breite Stahlteile frei schwebend über dem Rhein vor den bereits montierten Stahlelementen in Position bringen, um sie anschweißen zu können. Damit wird es frühestens Anfang 2026 losgehen, sagt Ewald.

Die alte A40 Brücke in Duisburg ist weg
Die alte A40 Brücke in Duisburg ist bald Geschichte. Projektleiter Knut Ewald von der Deges hofft, dass die Großbaustelle 2028 abgeschlossen ist. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

80 Prozent der Stahlteile sind bereits vor Ort

Westlich der Duisburger Straße ist eine große Freifläche entstanden, sozusagen in der Schlaufe der Autobahnabfahrt Homberg: Hier wird die Gründungsebene für das Widerlager der zweiten Brücke vorbereitet. Dahinter werden bereits Stahlelemente angeliefert und montiert, die später den Brückenkorpus bilden. Rund 80 Prozent der benötigten Teile sind bereits angeliefert und lagern in der Nähe, sagt Ewald.

Nach und nach werden sie mit Schwertransportern zur Baustelle gebracht. Die „leichteren“ Elemente bringen es auf rund 60 Tonnen. An fetten Flaschenzügen werden sie von den Lastern gehoben und in der Luft in die richtige Position gedreht. Aus drei Stahlelementen wird ein 30 Meter breites Brückenteil zusammengeschweißt, Aufhängungen für die Seile bereits inklusive.

Ebenfalls am Rande der Duisburger Straße entsteht noch eine Beschichtungshalle, in der auch bei Regen trockenen Fußes, vor allem unter höchsten Sicherheitsstandards geschweißt und gearbeitet werden kann.

Die alte A40 Brücke in Duisburg ist weg
In der Schleife der Ausfahrt Homberg neben der A40 Brücke wird das Baufeld für das neue Widerlager der zweiten Rheinbrücke vorbereitet. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Komplette Schrägseilbrücke wird um über 14 Meter verschoben

Mitte 2027 soll der komplette Verkehr auf das neue Zwillingsbauwerk verlegt werden. Dann folgt noch ein besonderes Highlight der Ingenieurskunst: Die erste Brücke, auch Südstrombrücke genannt, wird 14,40 Meter Richtung Norden an das zweite Bauwerk herangeschoben. Hochtief betont, dass eine komplette Schrägseilbrücke noch nie in dieser Form bewegt worden sei.

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2028 soll das Mammutprojekt abgeschlossen sein und der Verkehr läuft endlich achtspurig über beide Brücken. Das wird eine Punktlandung, denn die Deges und Knut Ewald werden dann ein paar Kilometer rheinaufwärts mit der konkreten Planung und dem Bau der Krefeld-Uerdinger Brücke befasst sein.

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