Duisburg. Der Herrenausstatter Holt schließt für immer. Damit verliert Duisburg ein Fachgeschäft. Ein Grund für das Aus ist der Niedergang des Sonnenwalls.

Generationen von Duisburgern haben sich bei Holt eingekleidet. Herren fanden hier Hemden, Hosen, Socken und natürlich Anzüge für besondere Anlässe. Nach 62 Jahren ist nun aber Schluss: Das Traditionsgeschäft am Sonnenwall schließt für immer.

Auf den Bügeln hing in all den Jahren feiner Zwirn. Ein paar Westen, Jacketts und Einstecktücher sind jetzt noch übrig. Bis zum Monatsende gibt es Rabatte auf den Restbestand. Am 31. Januar endet das Kapitel Holt in der Innenstadt. Für das Ladenlokal wird ein Makler einen Nachmieter suchen.

Herrenausstatter Holt: Traditionsgeschäft am Sonnenwall schließt

Auch die Spieler vom MSV gehörten zu den „Holt“-Kunden.
Auch die Spieler vom MSV gehörten zu den „Holt“-Kunden. © Holt | RR

Gegründet wurde der Ausstatter 1962 von Horst Holt. Haffke, Harders und Holt waren seinerzeit die großen Mode-Namen in der Innenstadt. Kunden kamen nicht nur aus Duisburg. „Vieles lief über Mundpropaganda“, erinnert sich einer der beiden verbliebenen Mitarbeiter, die namentlich nicht genannt werden wollen. In früheren Zeiten gab es auch eine Abteilung für Bräute, doch zuletzt hatte sich das Geschäft wieder auf Herrenmode spezialisiert.

„Wir wollen uns durch Qualität von der Konkurrenz absetzen. In Duisburg scheuen wir keinen Vergleich“, erläuterte Stefan Holt vor einigen Jahren das Konzept. Er hatte das Geschäft 1997 weiter ausgebaut und die Hochzeitsmode mit ins Programm genommen. Als das Kaufhaus „Sinn & Leffers“ schloss, wechselte einer der langjährigen Mitarbeiter in den Familienbetrieb. Die Kunden schätzten die gute Beratung, den Service und dass man beispielsweise einen Kaffee serviert bekam.

Duisburger Sänger und MSV-Spieler gehörten zu den Kunden

Stefan Holt war bestens vernetzt. Er engagierte sich bei DSC Preußen in Duissern. Zu den Kunden gehörten ebenso die MSV-Spieler, die ihre Ausgeh-Anzüge von Holt trugen. Auch die Mitglieder des Stadtwerke-Chors hatten sich ausstatten lassen.  

Besonders gefragt war die Bräutigam-Mode. Fachleute berieten die Ehemänner in spe. Meist waren die Herren entschlussfreudiger als die Damen. „Man konnte nie sagen, wie lange es dauert, deshalb haben wir auch keine Termine gemacht“, beschreibt einer der Mitarbeiter. Aber viele hatten sich nach einer Stunde entschieden und stießen dann im „Köpi“ an der Düsseldorfer Straße auf den gelungenen Kauf an.

Alles muss raus: Aktuell findet bei Holt am Duisburger Sonnenwall noch der Ausverkauf statt.
Alles muss raus: Aktuell findet bei Holt am Duisburger Sonnenwall noch der Ausverkauf statt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Standort-Wechsel zum Sonnenwall: Umfeld hat sich verändert

2019 wechselte der Laden den Standort. Von der Kuhstraße ging es zum Sonnenwall. Über die Zustände rund um die Pavillons hatte sich Holt regelmäßig beschwert und die Stadt darauf hingewiesen, dass sich etwas tun müsse. Der Sonnenwall war noch gepflegter. „Wir hatten hier einen guten Kontakt, zum Beispiel zum Rosso Piccanto. Der eine oder andere, der dort draußen saß, ist später noch zu uns gekommen“, erzählt ein Mitarbeiter.

Doch das Restaurant ist längst geschlossen. Immer mehr Fachgeschäfte machen dicht. Stattdessen gibt es am Sonnenwall nun Bubble Tea und Nagelstudios. Die einstige Prachtstraße hat sich verändert und so richtig fehlt dem Team der Glaube, dass sich die Situation verbessern wird.

Zudem war früh klar, dass Sohn Philipp Holt das Geschäft nicht übernehmen möchte und einen anderen beruflichen Weg einschlägt. Ein altes Bild, das auf einem Regal hinter der Kasse steht, zeigt die drei Generationen. „Ich bin in dem Geschäft aufgewachsen und habe gesehen, wie sich die Lage und die Arbeit verändert hat“, begründet Holt junior seine Entscheidung.

Drei Generationen auf einem Bild: Horst Holt gründete das Geschäft in den 1960er Jahren. Stefan Holt erweiterte das Sortiment in den 1990er Jahren. Philipp Holt hat allerdings einen anderen beruflichen Weg eingeschlagen.
Drei Generationen auf einem Bild: Horst Holt gründete das Geschäft in den 1960er Jahren. Stefan Holt erweiterte das Sortiment in den 1990er Jahren. Philipp Holt hat allerdings einen anderen beruflichen Weg eingeschlagen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Stammkunden teilen ihre Erinnerungen

Ende 2024 verkündete das Team, dass es mit dem Geschäft nicht mehr weiter gehe und startete den Ausverkauf. Etliche Stammkunden kamen noch einmal vorbei. Viele erzählen den Mitarbeitern gerne, zu welchen Anlässen sie die schicke Kleidung ausführen oder welche Erinnerungen sie mit dem Anzug verbinden. „Als Verkäufer ist man hier auch immer ein bisschen Psychologe“, weiß einer der Mitarbeiter und lächelt. Er geht nach all den Jahren in den Ruhestand. Ein Kollege wird sich einen neuen Job suchen.