Duisburg. Bei einer Prinzenkürung der Extraklasse übernahm Holger II. das höchste Duisburger Narrenamt. Warum es in der Mercatorhalle auch politisch wurde.
Was für eine Prinzenkürung! 1000 Gäste des Gala-Abends in der ausverkauften Mercatorhalle jubelten dem neuen Prinzen zu. Und Holger II. wusste gar nicht mehr, wo er mit seinen Gefühlen hin sollte. Er lachte, weinte, zappelte und versprühte wild Energie. Dabei ist Duisburgs neuer Prinz 62 und sechsfacher Großvater.
In der ersten Hälfte seines Lebens spielte Fußball die Hauptrolle. Mit 17 Jahren wurde Andrees Schiedsrichter. Dann entdeckte er den Karneval, oder umgekehrt. 1994 trat Holger in die KG Rote Funken ein. Seitdem wollte er auch Prinz werden. Immer wieder brachte er sich für das höchste närrische Amt ins Gespräch. Mehrfach war er schon ganz nah dran. Doch erst 2024 wurde der überzeugte Karnevalist und Familienmensch wirklich gewählt.

An der Seite des Prinzen: Ein bunt zusammengesetzter Hofstaat
„30 Jahre habe ich darauf gewartet“, sagt der vom grandiosen Einzug in die Halle begeisterte Andrees. „Danke, dass ihr mich so empfangen habt. Ihr seid der Wahnsinn.“ Seine Hofmarschälle hat er in seiner Altersgruppe gefunden. Detlef Schumacher (61) von der KG Rote Funken, der bei Thyssenkrupp Steel arbeitet, und der Werbetechniker Mirko Beel (58) von der Stadtgarde Duisburg werden der Tollität bis Aschermittwoch zur Seite stehen.
Die vier tanzenden Pagen sind dafür deutlich jünger. Sonst wären wohl mehr als zwei Ärzte nötig, um den Hofstaat medizinisch zu betreuen. Jana, Katharina, Manou und Maxime kommen aus vier verschiedenen Duisburger Karnevalsgesellschaften. Narretei verbindet.

Prinz singt über Duisburg, den Karneval und sich
Die Lieder des Prinzen sind Liebeserklärungen an Duisburg und den Karneval. Und Holger II. kokettiert kräftig mit seinem Alter. „Man nennt ihn jetzt Prinz Holger, sein Traum wird endlich wahr. Man nennt ihn jetzt Prinz Holger, er wart‘ schon 30 Jahr“, singt er zu Udo Jürgens Titel „Mit 66 Jahren“. Das werden die Duisburger Karnevalisten bald auswendig mitsingen.
Michael Jansen, Präsident des Hauptausschuss Duisburger Karneval, präsentierte rund um die Inthronisierung ein vor allem musikalisches Programm. Die personalstarken „Swinging Funfares“ bliesen dem Publikum die Ohren frei. „Kempes Feinest“ bot kölsche Mundart kombiniert mit ziemlich harten Bässen. Die „Rabaue“ lieferten ihre bekannten Titel.
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Schwerpunkt des Programms lag bei musikalischen Beiträgen
Für die karnevalistische Tradition war die Prinzengarde Duisburg zuständig, die auch im 88. Jahr ihres Bestehens den Prinz mit Pauken und Trompeten begleitete. Akrobatischen Gardetanz steuerten „De Hoppemötzjer“ aus Köln bei. Sie ernteten dafür eine wohl verdiente Rakete.
Dem einen oder anderen mag ein humoristischer Beitrag gefehlt haben. Allerdings ist die Prinzenkürung dafür wohl nicht mehr die richtige Veranstaltung. Das Publikum hörte schon bei der kurzen Ansprache von Oberbürgermeister Sören Link, der mit seiner Familie die Rückreise aus einem Kurzurlaub in Österreich schon um 4 Uhr morgens antrat, um pünktlich bei der Prinzenkürung sein zu können, nicht hin.
Und auch Michael Jansen musste über ein ständiges Gemurmel in der Halle hinweg brüllen. Dabei hatte er etwas zu sagen. Jansen betonte, dass der Karneval gerade in diesen Zeiten nötiger denn je sei. Und er machte noch einmal auf das Sessionsmotto aufmerksam: Helau heißt willkommen! „Der Duisburger Karneval hat viele Farben“, erläuterte Jansen. „Braun gehört nicht dazu.“