Duisburg. Das Hochwasser hat am Sonntag in Duisburg seinen Scheitelpunkt erreicht. Hier gibt es spektakuläre Bilder. Was Betroffene berichten. Wo es brenzlig wurde.

Der Gnadenhof im Duisburg-Rheinhausen hatte einen Notfallplan: Sollte das aktuelle Rhein-Hochwasser für die Pferde und Esel gefährlich werden, hätten andere Höfe den Tieren Unterschlupf gewährt. „Alles über 9,80 Meter ist schlimm für uns“, sagt Christian Holtkamp und zeigt auf die Ställe, die dem Rhein am nächsten sind. „Dann steht das Wasser bis zur Unterkante der Ställe.“ So weit ist es zum Glück aber nicht gekommen.

Hochwasserlage vom Rheinhotel am Rhein in Duisburg
Am Sonntagmorgen hat der Rhein-Pegel mit 8,72 Meter seinen Höchststand in Duisburg erreicht. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Am frühen Sonntagmorgen erreichte das Hochwasser mit 8,72 Metern seinen Höchststand in Duisburg. Im Laufe des Sonntags fällt der Pegel langsam, aber stetig. Bevor sich die Mitarbeiter des Tiergnadenhofs von Hans und Renate Zolopa aber so richtig entspannen konnten, musste sie noch eben verhindern, dass die zehn Ponys sich in die Fluten stürzen können.

Hochwasserlage auf dem Tiergnadenhof und Jugendfarm e.V. am Rhein in Duisburg
Schwimmen gehen ist nicht drin. Also vertreiben sich die Ponys die Zeit mit futtern. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Alle Pferde können schwimmen. Aber Ponys sind ein bisschen verrückt und lieben Wasser“, lacht Holtkamp. Im Augenblick ist ihre Wiese ein riesiger Swimmingpool. Leider kein ungefährlicher: „Die Tiere könnten sich in den Stromlitzen, die sich momentan unter im Wasser befinden, verheddern und ertrinken.“

Hochwasserlage auf dem Tiergnadenhof und Jugendfarm e.V. am Rhein in Duisburg
Die Wiesen vor dem Gnadenhof in Rheinhausen stehen komplett unter Wasser. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Hochwasserlage auf dem Tiergnadenhof und Jugendfarm e.V. am Rhein in Duisburg
Im Notfall hätten andere Ställe die Pferde und Esel des Gnadenhofes aufgenommen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Rhein-Hochwasser steigt in Duisburg auf 8,72 Meter – jetzt sinkt der Pegel wieder

Bei einem der Sommerhochwasser 2024 hatten sich einige Ponys ein Bad gegönnt. „Vorneweg unser Oreo, direkt dahinter sein Kumpel Lou“, erinnert sich der Oberhausener. Immerhin hören beide auf ihren Namen und die Mitarbeiter konnten sie wieder erfolgreich an Land pfeifen. Damit das nicht noch einmal passiert, hat Holtkamp den Zugang zur Wiese dicht gemacht.

Hochwasserlage auf dem Tiergnadenhof und Jugendfarm e.V. am Rhein in Duisburg
Das Wasser reicht bis an den Zaun des offenen Stalls. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Ortswechsel: Jens Schmidt steht mit einer Tasse Kaffee auf der Terrasse des Hotels „Rheingarten“ in Homberg und genießt den spektakulären Ausblick auf das Rheinhochwasser. Die Rheinorange ist vom Wasser umflutet, Schiffe fahren vorbei, selbst die Wolken bieten ein tolles Schauspiel. Schmidt ist gebürtiger Moerser, wohnt aber schon einige Jahre auf der nordfriesischen Halbinsel Nordstrand.

„Wenn ich in die Heimat komme, um Freunde zu besuchen, buche ich im Rheingarten immer ein Zimmer mit Rheinblick“, erzählt er. Keine Frage, er kann sich nicht sattsehen an der Szenerie, die noch faszinierender ist als in weniger nassen Zeiten.

Hochwasserlage vom Rheinhotel am Rhein in Duisburg
Der Rhein hat beachtliche Ausmaße angenommen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Hochwasserlage vom Rheinhotel am Rhein in Duisburg
Die Landmarke „Rheinorange“ ist aktuell eher eine Wassermarke. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Nur eine Frau ist an diesem Morgen ein wenig beunruhigt. „Das Hochwasser sieht für mich ganz schön gefährlich aus“, sagt Saros Sawasdee. Dabei ist die Lage weit vom höchsten Wasserstand der letzten 35 Jahre entfernt. Den erreichte der Strom am 31. Januar 1995 mit 11,66 Metern. Die Thailänderin hat lange in Augsburg gelebt. Vor einem Jahr ist sie nach Moers gezogen, im Rheingarten arbeitet sie erst seit drei Wochen. Es ist ihr erstes Hochwasser. „Ich habe gerade ein Video gemacht, um es meinem Mann zu zeigen.“

Hochwasser am Rhein
Auch die Mühlenweide in Ruhrort hat Land unter. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Rezeptionsleiter Ömer Tartici ist schon seit Tagen die Gelassenheit in Person. Er ist seit 2005 im Hotel tätig und hat schon ganz andere Rheinhochwasser miterlebt. „Bei einem sind bei jeder leichten Welle Geröll und Äste ins Hotel geschwappt“, erinnert er sich.

Und noch jemand ist „total entspannt“: Sven Wagner von den Wirtschaftsbetrieben Duisburg. Er hat den Notdienst übernommen und sagt der Redaktion am frühen Nachmittag. „Es ist nichts passiert und jetzt haben wir ja schon wieder einen fallenden Pegel.“ Die 15 noch gesperrten Fußgänger- und Fahrradwege würden am Montag nach und nach wieder freigegeben. „Wir bauen die Sperren ab, wenn 6,40 Meter unterschritten werden.“

Hochwasser am Rhein
Spaziergänger am Sonntagvormittag. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND
Hochwasser am Rhein
Eine Duisburgerin genießt den ungewohnten Ausblick. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND
Hochwasser am Rhein
Mit dem Rad ging es noch. Trockenen Fußes wäre man hier nicht mehr durchgekommen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND
Hochwasser am Rhein
Hochwasser-Idylle in Duisburg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND
Hochwasser am Rhein
Das Hochwasser geht jetzt ganz langsam Zentimeter für Zentimeter zurück. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND