Duisburg. Das Hochwasser hat am Sonntag in Duisburg seinen Scheitelpunkt erreicht. Hier gibt es spektakuläre Bilder. Was Betroffene berichten. Wo es brenzlig wurde.
Der Gnadenhof im Duisburg-Rheinhausen hatte einen Notfallplan: Sollte das aktuelle Rhein-Hochwasser für die Pferde und Esel gefährlich werden, hätten andere Höfe den Tieren Unterschlupf gewährt. „Alles über 9,80 Meter ist schlimm für uns“, sagt Christian Holtkamp und zeigt auf die Ställe, die dem Rhein am nächsten sind. „Dann steht das Wasser bis zur Unterkante der Ställe.“ So weit ist es zum Glück aber nicht gekommen.
Am frühen Sonntagmorgen erreichte das Hochwasser mit 8,72 Metern seinen Höchststand in Duisburg. Im Laufe des Sonntags fällt der Pegel langsam, aber stetig. Bevor sich die Mitarbeiter des Tiergnadenhofs von Hans und Renate Zolopa aber so richtig entspannen konnten, musste sie noch eben verhindern, dass die zehn Ponys sich in die Fluten stürzen können.
„Alle Pferde können schwimmen. Aber Ponys sind ein bisschen verrückt und lieben Wasser“, lacht Holtkamp. Im Augenblick ist ihre Wiese ein riesiger Swimmingpool. Leider kein ungefährlicher: „Die Tiere könnten sich in den Stromlitzen, die sich momentan unter im Wasser befinden, verheddern und ertrinken.“
Rhein-Hochwasser steigt in Duisburg auf 8,72 Meter – jetzt sinkt der Pegel wieder
Bei einem der Sommerhochwasser 2024 hatten sich einige Ponys ein Bad gegönnt. „Vorneweg unser Oreo, direkt dahinter sein Kumpel Lou“, erinnert sich der Oberhausener. Immerhin hören beide auf ihren Namen und die Mitarbeiter konnten sie wieder erfolgreich an Land pfeifen. Damit das nicht noch einmal passiert, hat Holtkamp den Zugang zur Wiese dicht gemacht.
Ortswechsel: Jens Schmidt steht mit einer Tasse Kaffee auf der Terrasse des Hotels „Rheingarten“ in Homberg und genießt den spektakulären Ausblick auf das Rheinhochwasser. Die Rheinorange ist vom Wasser umflutet, Schiffe fahren vorbei, selbst die Wolken bieten ein tolles Schauspiel. Schmidt ist gebürtiger Moerser, wohnt aber schon einige Jahre auf der nordfriesischen Halbinsel Nordstrand.
„Wenn ich in die Heimat komme, um Freunde zu besuchen, buche ich im Rheingarten immer ein Zimmer mit Rheinblick“, erzählt er. Keine Frage, er kann sich nicht sattsehen an der Szenerie, die noch faszinierender ist als in weniger nassen Zeiten.
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Nur eine Frau ist an diesem Morgen ein wenig beunruhigt. „Das Hochwasser sieht für mich ganz schön gefährlich aus“, sagt Saros Sawasdee. Dabei ist die Lage weit vom höchsten Wasserstand der letzten 35 Jahre entfernt. Den erreichte der Strom am 31. Januar 1995 mit 11,66 Metern. Die Thailänderin hat lange in Augsburg gelebt. Vor einem Jahr ist sie nach Moers gezogen, im Rheingarten arbeitet sie erst seit drei Wochen. Es ist ihr erstes Hochwasser. „Ich habe gerade ein Video gemacht, um es meinem Mann zu zeigen.“
Rezeptionsleiter Ömer Tartici ist schon seit Tagen die Gelassenheit in Person. Er ist seit 2005 im Hotel tätig und hat schon ganz andere Rheinhochwasser miterlebt. „Bei einem sind bei jeder leichten Welle Geröll und Äste ins Hotel geschwappt“, erinnert er sich.
Und noch jemand ist „total entspannt“: Sven Wagner von den Wirtschaftsbetrieben Duisburg. Er hat den Notdienst übernommen und sagt der Redaktion am frühen Nachmittag. „Es ist nichts passiert und jetzt haben wir ja schon wieder einen fallenden Pegel.“ Die 15 noch gesperrten Fußgänger- und Fahrradwege würden am Montag nach und nach wieder freigegeben. „Wir bauen die Sperren ab, wenn 6,40 Meter unterschritten werden.“