Duisburg. Die Zahl der Jugendlichen, die in Duisburg eine Ausbildung abbrechen, ist erschreckend. Diese Erkenntnisse offenbaren ein düsteres Bild am Ausbildungsmarkt.

Trotz allenthalben beklagten Fachkräftemangels sinkt die Zahl der Lehrstellen und Ausbildungsverträge in Duisburg. Für das Jahr 2024 zählte die Agentur für Arbeit 2658 Neuabschlüsse, das sind 357 weniger als 2018, als noch 3015 junge Duisburgerinnen und Duisburger eine Ausbildung begannen. Im Jahr 2023 waren es 2817. „Erschreckend“ nennt Agentur-Geschäftsführer Marcus Zimmermann die Erkenntnis, dass fast jeder dritte Vertrag vorzeitig aufgelöst wird.

Eine weitere schlechte Nachricht: Auch die Zahl der betrieblichen Ausbildungsstellen ist seit 2019 von 3102 um 570 auf 2532 gesunken. Mit Erklärungen tut sich Zimmermann schwer: „Ein Grund ist wohl auch, dass viele Betriebe resigniert haben und nicht mehr ausbilden, weil sie zu lange keine oder keine geeigneten Bewerbungen bekommen haben.“

Trotz hoher Nachfrage viele unbesetzte Lehrstellen in Duisburg

Zwar ist auch die Zahl der Jugendlichen seit 2019 um etwa den gleichen Wert auf 3186 gesunken. Es bleibt aber damit beim alten Duisburger Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Dennoch blieben im vergangenen Herbst 380 Lehrstellen unbesetzt, obwohl es 155 unversorgte Jugendliche gab.

„Die Erwartungshaltung der Bewerber passt zu oft nicht zu den eigenen Fähigkeiten und den Anforderungen der Berufe“, schildert Zimmermann die Erfahrungen der Berufsberater aus jährlich rund 6000 Beratungsgesprächen in den Schulen. Die alte Weisheit „Ohne Fleiß kein Preis“ werde in zu vielen Elternhäusern nicht mehr vermittelt.

Resignation dürfe dennoch keine Option sein, betont der Agentur-Geschäftsführer: „Wir können uns keine anderen Jugendlichen backen.“ Es gelte, künftig noch stärker auf Betriebspraktika zu setzen, damit die Mädchen und Jungen verschiedene Berufe kennenlernen.

Marcus Zimmermann (links), Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, sieht die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt mit Sorge. Rechts im Bild: Jobcenter-Leiter Frank Böttcher.
Marcus Zimmermann (links), Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, sieht die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt mit Sorge. Rechts im Bild: Jobcenter-Leiter Frank Böttcher. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Im Handwerk 14 Prozent weniger Ausbildungsverträge als in 2023

Traditionell schwer tut sich trotz aller eigenen Bemühungen das Handwerk. Im Jahr 2024 schlossen die Duisburger Betriebe 441 Ausbildungsverträge ab – ein Minus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „In ausgewählten Berufen, etwa bei Malern und Lackierern, ist es dramatisch“, sagt Zimmermann.

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Auch bei den Ausbildungsabbrüchen hat das Handwerk mit 43,3 Prozent die „rote Laterne“ des Jahres 2024. In Industrie und Handel beendeten 31,1 Prozent der Azubis ihre Ausbildung nicht, 29,2 Prozent warfen in den freien Berufen vorzeitig hin. Die niedrigste Quote verzeichnet der öffentliche Dienst mit 3,4 Prozent.

Junge Zuwanderer: Potenzial für die Duisburger Unternehmen

Ein Hoffnungsschimmer für den Ausbildungsmarkt: Durch Zuwanderung wächst das Interesse an Ausbildung. Während die Zahl der deutschen Bewerber (2334) stagnierte stieg die der Bewerber mit ausländischem Pass um 119 auf 852. Davon stammen 362 aus den stärksten Asyl-Herkunftsländern (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien), 242 aus der EU und 23 aus der Ukraine.

Dieses Potenzial hat auch die Handwerkskammer längst erkannt und bemüht sich verstärkt, diese Jugendlichen für die Betriebe zu gewinnen. Die Demografie spricht dafür, weiter auf diese Gruppe zu setzen: Die Zahl der deutschen Jugendlichen (15-25 Jahre) sank im vergangenen Jahr in Duisburg um 290, die Zahl der jungen Frauen und Männer mit ausländischem Pass stieg um die gleiche Zahl an.