Duisburg. Martha kämpfte in einem Kanal an der Sechs-Seen-Platte um ihr Leben. Die Feuerwehr Duisburg rettete die Hündin. Die Rechnung sorgt für Ärger.
Ihre Stimme gerät ins Stocken, wenn Beate Beyler von den Ereignissen des 7. Mai 2024 erzählt. Zusammen mit ihrer Zwillingsschwester war die Duisburgerin an der Sechs-Seen-Platte spazieren, als sie plötzlich ihren kleinen Mischlingshund Martha nicht mehr sah. Der Hund war in ein Kanalrohr zwischen Wambach- und Böllertsee gesogen worden.
Nur durch eine große Rettungsaktion der Feuerwehr Duisburg konnte ihr Liebling gerettet werden. Kurz vor Weihnachten kam dann die Rechnung: 2757,07 Euro kostet der Feuerwehreinsatz. „Es ist gar nicht die Höhe der Rechnung, die mich ärgert“, so die Hundebesitzerin. „Es geht um die Situation und die Sicherheit an diesem See.“
Rückblick: Große Rettungsaktion der Duisburger Feuerwehr im Mai 2024 an der Sechs-Seen-Platte
Das war geschehen: „Wir waren zusammen spazieren, als Martha plötzlich weg war. Sie ist total wasserscheu, deswegen war ich mir sicher, dass sie nicht freiwillig in den See gesprungen ist“, erzählt die 64-Jährige. „Auf einer Bank am Ufer des Böllertsees saß ein Mann“, erinnert sich Beate Beyler. „Er konnte kaum Deutsch, hat aber immer wieder aufs Wasser gezeigt und ‚wau wau‘ gesagt.“
Ohne zu zögern, sprang sie daraufhin ins Wasser und suchte nach ihrem kleinen Hund. Vergebens. „Wir haben den Kanal aufgrund des Hochwassers erst gar nicht gesehen“, sagt sie. Wenig später war klar, Martha wurde durch den Sog in den Kanal, der sich zwischen Böllert- und Wambachsee befindet, gezogen. „Sie hat es geschafft, ihren Kopf in dem Rohr über Wasser zu halten, kam aber alleine nicht mehr heraus. Wir konnten sie nur hören, aber nicht sehen. Das war schrecklich.“
Augenzeugen des Unglücks hatten zwischenzeitlich die Feuerwehr gerufen. Nach umfangreichen Erkundungen konnten die Einsatzkräfte vor Ort einen Schieber betätigen und das Tier lokalisieren. Von zwei Seiten aus wurde die Rettung vorbereitet. Auf der einen Seite wurde schweres Gerät eingesetzt, um den Kanal zu öffnen. Gleichzeitig schaffte es ein Feuerwehrtaucher zu dem Hund vorzudringen und ihn nach zweieinhalb Stunden durch den Kanal zurück ans Tageslicht zu bringen.
„Wir haben uns bei der Feuerwehr bedankt, alle waren so nett und hilfsbereit“, erinnert sich die Duisburgerin. „Und alle waren sich einig: Wir hatten keine Schuld!“ Die Stelle sei weder gesichert gewesen noch habe es Hinweisschilder gegeben. „Die hat die Stadt Duisburg erst später aufgestellt“, so die Duisburgerin.
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Aus dem Grund war auch der Schock über die Rechnung der Stadt Duisburg groß. „Es geht mir gar nicht um die Höhe der Summe“, wiederholt Beate Beyler. „Es geht mir darum, dass die Stelle am See nicht gesichert war. Der Wasserspielplatz ist direkt daneben. Es hätte auch ein Kind angesogen werden können.“
Stadt Duisburg: Sicherung des Hundes liegt in der Verantwortung des Halters
Ob der Bereich an dem See nun gesichert ist, oder nicht: „Unabhängig einer Sicherung obliegt es in der Verantwortung des Halters, den Hund stets im Einwirkungsbereich zu führen“, heißt es seitens der Stadt Duisburg. Stadtsprecher Falko Firlus erklärt dazu: „Zudem zählt der Uferbereich an den Seen zu den Bereichen, in denen Hunde angeleint sein müssen. Zumindest dann, wenn, wie in diesem Fall, kein erkennbarer Weg angelegt ist.“ Gleiches gelte natürlich auch für die Aufsichtspflicht bei Kindern: „Es gilt ein Badeverbot an der Sechs-Seen-Platte und abgesehen davon sollten Kinder nicht unbeaufsichtigt an einer solchen Stelle spielen.“
Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg haben sich nach eingehender Prüfung gegen eine Absicherung mit einem Gitter entschieden. „Es besteht dort die Gefahr, dass sich Äste und andere Naturmaterialien in den Gittern verfangen und diese verstopfen könnten, was zu einer Staubildung im See führen würde. Ein Abfluss des Sees muss jedoch zwingend gewährleistet sein, um Überschwemmungen zu vermeiden“, erklärt Firlus weiter. Zusätzlich zu den bestehenden Badeverbots-Schildern haben die Wirtschaftsbetriebe Piktogramm-Schilder mit Hinweisen auf die Sogwirkung aufgestellt.
An gleicher Stelle – zwischen Wambachsee und Böllertsee – war wenige Monate vorher, an Heiligabend 2023, ein kleiner Hund ertrunken. Auch er war während des Hochwassers in den Kanal gesogen worden. Der Mischling konnte aber nur noch tot geborgen werden.
Kostenbeispiele für Feuerwehreinsätze der Stadt Duisburg
Der Standardeinsatz, um zum Beispiel eine Katze von einem Baum zu holen, kostet in der Regel zwischen 175,44 Euro (halbe Stunde Einsatz) und 350,88 Euro, wenn nur eine Drehleiter mit zwei Feuerwehrleuten ausrückt und der Einsatz nicht länger als eine Stunde dauert. „Sollte es notwendig sein, weitere Einsatzmittel und -kräfte hinzuzuziehen, können die Kosten schnell steigen und leicht auch einen vierstelligen Betrag erreichen“, sagt der Stadtsprecher.
Die Kosten für die Hunderettung aus dem See von 2757,02 Euro setzt sich aus mehreren Posten zusammen. 834,12 Euro berechnet die Stadt Duisburg für den Einsatz von vier Beamten im mittleren Dienst für insgesamt neunmal 30 Minuten. 581,94 Euro stellt die Stadt Duisburg für ein Fahrzeug über 12 Tonnen für ebenfalls neun Zeiteinheiten (jeweils 30 Minuten) in Rechnung. Vier weitere Fahrzeuge (Einsatzleiterwagen, Kranwagen, Hilfeleistungslöschfahrzug und Rettungswagen) kommen bei sieben Abrechnungseinheiten auf insgesamt 1.147,03 Euro. Ein weiteres Fahrzeug bei dem Einsatz berechnet die Stadt Duisburg mit 193,98 Eueo (3 Abrechnunsgeinheiten).
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Im Gegensatz zu Tierrettungen – Feuerwehreinsätze im Zusammenhang mit Wildtieren können nicht abgerechnet werden, da es keinen Tierhalter gibt – sind Menschenrettungen gemäß des Gesetzes über Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz grundsätzlich kostenfrei. Eine Ausnahme wäre beispielsweise, wenn sich jemand selbst vorsätzlich oder grob fahrlässig in Gefahr bringt.