Duisburg. Viele der Gäste gingen früher ins „Old Daddy“ – und haben nun die neue Duisburger Partyreihe für sich entdeckt. Schon bald steigt die nächste „Fete“.

Der DJ ist über 50 und die meisten Besucher sind es auch: Vor einem Jahr hat ein Duisburger Partykomitee die „Fete“ ins Leben gerufen – eine Party für die „Boomer“-Generation. Und siehe da: Die Älteren wollen genauso ausgehen wie die Jüngeren. Oder wie Dirk Franzmann alias DJ Franz sagt: „Feiern muss, tanzen kann“. Am 3. Januar packt er wieder kiloweise Vinyl und zwei prall gefüllte Festplatten ein, denn dann wird im Stapeltor der erste Geburtstag der Reihe gefeiert.

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Eigentlich ist Franzmann vor einem Jahr eher spontan zu dem Auftrag bei der „Fete“ gekommen. Der 56-Jährige arbeitet tagsüber als Sozialarbeiter für das Jugendamt. An den Wochenenden legt er manchmal auf, hat zum Beispiel die Modenschauen vom Café Glück schon musikalisch untermalt. Zwei Wochen, bevor die erste Party steigen sollte, gab’s noch niemanden, der sich an den Plattenteller stellen sollte. Eine Bekannte, die auch bei der Feten-Organisation half, sprach ihn an „und ich konnte mir das direkt gut vorstellen.“

Duisburger „Feten“-Publikum war früher im „Old Daddy“

Das soziokulturelle Zentrum „Stapeltor“ soll nicht nur ein Treffpunkt für Jüngere sein.
Das soziokulturelle Zentrum „Stapeltor“ soll nicht nur ein Treffpunkt für Jüngere sein. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Im Programm hat er beispielsweise den alternativen Club-Sound der 1980er Jahre. The Cure oder Nirvana, Depeche Mode geht auch – oder mal ein Hit von Udo Jürgens. „Es gibt ja Schlager und Schlager“, findet Franzmann. Dass sich der Musik-Geschmack der Älteren verändert habe, könne man auch schon an WDR 4 hören, wo heute ganz andere Musik gespielt werde. Er und viele „Feten“-Besucher waren früher im „Old Daddy“. Aber das gibt es ja nicht mehr.

„Es hat einfach etwas gefehlt, wo wir hingehen können“, erklärt Gina Bieberich. Eine Ausweiskontrolle gibt’s nicht, aber die meisten Besucher sind schon ein paar Jahrzehnte auf der Welt. „Das Stapeltor soll nicht nur ein Ort für Jugendliche sein, sondern auch für Ältere“, betont Mit-Organisator Christian Otto. Manchmal bringen Mütter auch ihre Ü30-Kinder mit. „Es gibt Leute, die können nicht mehr gut laufen. Die werden dann begleitet und sind trotzdem froh, dass sie mal raus kommen, Leute sehen und Musik hören“, weiß Christian Otto. Also machen es sich die Party-Macher so nett wie früher im Party-Keller. Auf den Tischen drapieren sie Salzstangen und Blümchen. Jeder kann schwofen wie er möchte, sich aber auch mal in Ruhe hinsetzen.  

„Es hat einfach etwas gefehlt, wo wir hingehen können.““

Gina Bieberich erklärt, warum sie und die anderen die „Boomer“-Party organisieren.

In einer Zeit vor Corona gab es mal die Silberfuchs-Connection von Peter Schiel und Jürgen Voß. Das Baba Su ist längst Geschichte und das DJ-Duo unternahm vor kurzem einen neuen Anlauf, die Silberfüchse wieder aufleben zu lassen. „Das ergänzt sich“, findet Gina Bieberich. Und DJ Franz meint: „Bei uns läuft andere Musik. Charts werden hier nicht gespielt.“

Live-Session ist Teil des Abends

Ein weitere Besonderheit der „Fete“: Neben Musik von Platte gibt es auch immer ein kleines Konzert. Die Organisatoren sind gut vernetzt und haben schon einige namhafte Duisburger Bands wie die „Reenactmens“ oder die „24/7 Fuck Ups“. Die bringen ihr eigenes Publikum mit, das dann später in der Regel zum Feiern bleibt. „Wir starten immer um 19.30 Uhr mit Unterhaltungsmusik“, beschreibt Franzmann. Die Lieder laufen also eher im Hintergrund, man kann noch ein Schwätzchen halten. Etwa später startet dann die Live-Session und nach dem Konzert wird getanzt. Um 1 Uhr nachts ist in der Regel alles vorbei. „Mit Abbau und Aufräumen sind wir nicht vor halb drei Zuhause“, sagt DJ Franz, der genauso wie die anderen alles ehrenamtlich macht und nur eine kleine Aufwandsentschädigung für seinen Party-Einsatz bekommt.

Der Eintritt, zehn Euro, geht ans Stapeltor und hilft, das soziokulturelle Zentrum zu finanzieren.

Die nächste Party findet am 3. Januar statt. Dann tritt „Rebelle“ auf. Sie spielen Rock und Blues. Am 7. Februar ist Sebastian Dey und „die kriminelle Vereinigung“ zu Gast.

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