Duisburg. Für die „Urbane Zukunft Ruhr“ engagiert sich auch Stefan Heselschwerdt (Drees & Sommer). Wie er auf das Hochfeld-Projekt blickt und was es Neues gibt.

Der Anspruch ist hoch: In zehn Jahren soll die „Urbane Zukunft Ruhr“ Hochfeld vom „Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf“ zu einem Vorzeige-Stadtteil im Ruhrgebiet machen. Kompetente Unterstützung gibt’s dabei von Stefan Heselschwerdt, Partner des international tätigen Beratungsunternehmens Drees & Sommer am Standort Köln. Was bringt ihn nach Duisburg und wie blickt er auf den Stadtteil?

„Wie wir etwas zurückgeben können an Gesellschaft und Umwelt, ist eine Frage, die für uns eine große Rolle spielt“, sagt Heselschwerdt. Deshalb unterhalten Drees & Sommer (Jahresumsatz: rund 570 Millionen Euro) eine eigene Stiftung. Das Projekt des Initiativkreises Ruhr in Hochfeld passe, hier sei seine Expertise gefragt. „Eine Geldspende wäre uns zu anonym gewesen.“

Drees & Sommer: Workshop zur Gebäudeentwicklung in Duisburg geplant

Also macht der Bauingenieur in Hochfeld, was er am besten kann: Sich an Projekten der Stadtentwicklung beteiligen. Sanieren im Bestand, allenthalben ein großes Thema in der Architektur und der Bauwirtschaft, treibt auch Stefan Heselschwerdt um. „Wir werden Anfang 2025 einen Workshop zum Thema Gebäude-Entwicklung anbieten.“ Für Drees & Sommer beschäftigt er sich unter anderem mit der Zukunft des Harenberg-Centers (HCC) in Dortmund und mit dem Umbau des einstigen Kölner Arbeitsamtes für die Justizverwaltung.

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Wie Hochfeld mit dem Entwicklungsbereich auf dem einstigen Drahtwerksareal zwischen Rhein und Wörthstraße zusammenwachsen kann, ist für den Baufachmann eine spannende Frage. Auf der Brache entstehen die Gartenausstellung IGA 2027 und das neue Wohnquartier „Rheinort“. „Ich war zuletzt viel in den USA unterwegs. In Großstädten gibt es große Unterschiede zwischen alt und neu, arm und reich oft zwischen zwei Blocks. Dort ist das akzeptiert, hier haben wir einen anderen Anspruch.“

Stefan Heselschwerdt (l.), Partner und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Drees & Sommer, engagiert sich in Hochfeld für die „Urbane Zukunft Ruhr“. Das Bild zeigt ihn im Rheinpark mit den Geschäftsführern Ibrahim Yetim (m.) und Nils-Christoph Ebsen (r.).
Stefan Heselschwerdt (l.), Partner und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Drees & Sommer, engagiert sich in Hochfeld für die „Urbane Zukunft Ruhr“. Das Bild zeigt ihn im Rheinpark mit den Geschäftsführern Ibrahim Yetim (m.) und Nils-Christoph Ebsen (r.). © FUNKE Foto Services | Martin Ahlers

Entscheidend, sagt Heselschwerdt, sei die Entwicklung der Schnittstelle zu einem Bereich, in dem die Menschen aus beiden Ortsteilen zusammenfinden. „Es muss einen Gemeinwohl-orientierten Bezug haben, rentierlich sein, tunlichst eine grüne Komponente haben.“

Ausbildungswerkstatt für Handwerker könnte nach Hochfeld kommen

Ein Gebäude, das zu einem solchen Begegnungsort werden könnte, ist die ehemalige Siemens-Verwaltung an der Wörthstraße 100: nach jahrelangem Leerstand verkommen zu einem verwahrlosten „Lost Place“, aber mit guter Substanz.

Mittlerweile gehört die Immobilien der Stadt, und mittlerweile reifen auch Pläne für eine Folgenutzung. Eine Ruine gegenüber dem IGA-Eingang wäre eine schlechte Visitenkarte. Auch für die oberen Etagen gibt es nun wohl eine Perspektive. „Ein großer Ruhrgebietskonzern prüft dort die Unterbringung der Ausbildung für seine Handwerker“, erklärt Nils Christoph Ebsen, Geschäftsführer von „Urbane Zukunft Ruhr“ neben Ibrahim Yetim. Die Entscheidung werde bald fallen.

Urbane Zukunft Ruhr: Kräfte im Ortsteil mobilisieren

Die Aufwertung von Hochfeld im Zuge der IGA dürfe und werde nicht zu einer Verdrängung der Menschen im Stadtteil führen, sagt Yetim. Es gelte vielmehr, Perspektiven für die Integration der Menschen im „Ankommensstadtteil“ zu schaffen: „Mit einer Bildungsoffensive kann man viel Gutes bewirken.“ Eine große Lehrwerkstatt, die Ausbildungs- und Arbeitsplätze schafft, wäre da ein wichtiger Anfang.

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Ziel sei es, über Ankauf und Sanierung von weiteren Immobilien Entwicklungen anzustoßen. „Wir versuchen, das mit der Gebag hinzubekommen, es gibt aber durchaus auch Interesse in Hochfeld selbst“, berichten Ebsen und Yetim. Sie stellen aber auch fest: Was jenseits der Wörthstraße und in Alt-Hochfeld alles passieren soll, sei noch zu wenig bekannt.

„Die Gastronomen in Hochfeld wissen noch nicht, was bei der IGA passiert“

„Die Gastronomen wissen es noch nicht. Wir müssen deshalb darüber reden, um die Kräfte des Stadtteils zu entwickeln und es möglich machen, dass sie mitmachen.“ Dabei „kann man nicht mal eben den Schalter umlegen“, sind die beiden Geschäftsführer einig, „das ist eine Entwicklung, die Zeit braucht.“

Auch der kritische Blick auf die Strukturen der Hilfen, die Hochfeld zuteilwerden, sei notwendig, findet Nils Christoph-Ebsen: „Wir haben eine große Akteurslandschaft. Dennoch gibt es Lücken, aber auch ein Überangebot, das zur Konkurrenz unter den Trägern und Ineffizienz führt.“ Es gelte deshalb, „Parameter zu finden, die langfristig funktionieren“.

>> INVESTOREN UND HOCHFELD: EIN SCHWIERIGES THEMA

  • Parallel zur den Bodenarbeiten für das IGA-Areal läuft auf der benachbarten Fläche zwischen Brücke der Solidarität, Rhein und Wörthstraße die Bodenaufbereitung der Stahl-Brache.
  • Auf der 2,4 Hektar großen Brache entwickelt die  DLE Land Development GmbH ein urbanes Arbeits- und Wohnquartier, Arbeitstitel: Rheinort.
  • Nach der Baureifmachung müssen sich Investoren für Wohnungsbau (auf 70 % der Fläche) und Gewerbe (30 %) finden. Auch eine Grundschule und eine Kita sollen dort entstehen.
  • Auf der Südseite von Rheinpark und Kultushafen will die Münchner ZAR Real Estate auf dem Alga-Gelände das spektakuläre Wohnprojekt „Algarve“ realisieren.
  • Angesichts der schweren Krise, von der sich die Bauwirtschaft gerade erholt, ist eine Realisierung bis zum IGA-Start bei beiden Projekten unwahrscheinlich.
  • Wohnbau-Projekte stehen derzeit noch nicht im Fokus privater Investoren, sagt Drees & Sommer-Geschäftsführer Stefan Heselschwerdt: „Ein großes Thema sind gerade Digitalparks, etwa im rheinischen Braunkohle-Revier.“