Duisburg. Damit Cannabis Social Clubs loslegen dürfen, brauchen sie einen Präventionsbeauftragten. In Duisburg wurden die nun ausgebildet. Worauf müssen sie achten?

Seit Juli 2024 dürfen Cannabis-Anbauclubs, sogenannte Cannabis Social Clubs, in Deutschland die berauschenden Pflanzen anbauen und verkaufen – theoretisch. Praktisch braucht es für jeden Club eine Genehmigung, die im Bürokratieland Deutschland natürlich an bestimmte Bedingungen geknüpft ist.

Eine davon: In jedem Club muss es einen Präventionsbeauftragten geben, denn auch wenn es nun legal ist, bleibt Marihuana eine Droge, deren Konsum zu Abhängigkeit und negativen Nebenwirkungen führen kann. Gemeinsam mit Cathrin Ernst und Hasan Turhan von der Mülheimer Ginko-Stiftung hat der Suchthilfeverbund Duisburg jetzt mit der Ausbildung dieser Beauftragten begonnen. Aber was lernen die in den Seminaren überhaupt?

Präventionsbeauftragte in Cannabis-Clubs: Ansprechpartner für Mitglieder

„In erster Linie dient der Beauftragte im Club als Ansprechpartner, wenn Menschen Probleme mit ihrem Konsum entwickeln“, erklärt Timo Bartkowiak, der in Duisburg die Fachstelle Suchtvorbeugung und Jugendsuchtberatung leitet. Genauso soll der Beauftragte aber auch Mitglieder aktiv ansprechen, „zum Beispiel, wenn die abgeholte Menge immer mehr wird und derjenige nicht mehr so richtig fit wirkt.“

Um die Anzeichen schädlichen Konsums zu erkennen, haben die 15 Teilnehmer an drei Tagen gelernt, worauf es zu achten gilt. Neben den rechtlichen Grundlagen des Cannabis-Gesetzes klärt der Suchthilfeverbund auch über die Substanz Cannabis auf, „über positive wie auch negative Effekte von Cannabis“, so Bartkowiak.

Das sind Anzeichen für Cannabis-Sucht und-Missbrauch

Zentrale Fragen sind dann vor allem: Ab wann beginnt Abhängigkeit? Welche Formen missbräuchlichen Konsums gibt es? „Dann geht es im nächsten Schritt darum, wie die Beauftragten Mitglieder ansprechen können, wie sie die Gespräche führen können.“

Timo Bartkowiak vom Suchthilfeverbund Duisburg erklärt, worauf die Präventionsbeauftragten von Cannabis-Clubs achten müssen.

„Konsum NIE zur Problemlösung“

Timo Bartkowiak
Suchthilfeverbund Duisburg

Anzeichen für missbräuchlichen Konsum seien zum Beispiel eine konstant steigende Menge der Pflanze, die sich ein Mitglied abholt, sagt Timo Bartkowiak. „Wenn Leute, die vorher redselig waren, sich immer mehr zurückziehen, kann das auch ein Hinweis sein. Eher selten, aber trotzdem möglich, ist, dass es auch optische Veränderungen gibt, dass Leute ‚schlunziger‘ werden, unzuverlässiger. Oder die Mitglieder wenden sich mit ihren Konsumproblemen aktiv an den Präventionsbeauftragten.“

Was ist „gesunder“ Konsum?

Einen einfachen Job haben die Beauftragten jedenfalls nicht, denn ein „Punkt X“, ab dem missbräuchlicher Konsum oder Sucht beginnt, lässt sich nicht definieren. „Es gibt Leute, die konsumieren so, wie andere abends ihr Feierabendbier trinken und die wunderbar alles geregelt kriegen“, sagt Timo Bartkowiak. Gesundheitsförderlich sei natürlich auch „gesunder“ Konsum nicht, „das ist Konsum nie.“

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Grundsätzlich rät der Suchthilfeverbund deswegen von täglichem Konsum ab. „Wir sagen immer: Konsum am besten zu besonderen Gelegenheiten, wenn wirklich alles passt.“ Die vielleicht wichtigste Faustregel aber, erklärt Bartkowiak: „Konsum NIE zur Problemlösung. Der Konsum darf nicht zur Gewöhnung werden, zum Beispiel, um Stress zu reduzieren. Man sollte sich möglichst breit aufstellen, dann darf Konsum auch ein Mosaiksteinchen sein.“

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Und wenn ein Präventionsbeauftragter nun mit einem Mitglied ins Gespräch gekommen ist – was passiert dann? „Es gilt dann erstmal, eine Beziehung zu der Person aufzubauen. Die Beauftragten bieten selber Hilfe an, verweisen aber auch auf lokale Beratungsstellen. Sie können das Mitglied dann auch zu unseren Sprechstunden begleiten, eine anonyme Fallbesprechung am Telefon ist auch möglich.“