Duisburg. Jonathan Bork geht am Gymnasium in die 10. Klasse – dabei ist er erst 13 Jahre alt. Und jetzt ist er auch Duisburgs jüngster Student. So tickt er.
Jonathan Bork ist ein Systemsprenger, aber im positiven Sinne: Der 13-Jährige startet als jüngster Student Duisburgs ein Frühstudium an der Universität Duisburg-Essen. Parallel besucht er am Landfermann-Gymnasium die 10. Klasse. Wenn alles nach Plan läuft, könnte er Abitur und Physikstudium gleichzeitig abschließen. „Technisch gesehen ist das jedenfalls möglich“, sagt der Schüler-Student gelassen. In den Bachelorstudiengang will er mit Beginn der Oberstufe wechseln.
Um so jung schon in der 10 zu landen, sprang er mal eben von der siebten in die neunte Klasse. Dafür musste er sich Japanisch und Latein selbst beibringen und nebenbei das Wissen der anderen Fächer aus zwei Jahren nacharbeiten. Was offenbar kein Problem war, die neunte Klasse beendete er mit einem Notenschnitt von 2,0. „Das nächste Zeugnis wird wieder besser“, sagt der 13-Jährige zuversichtlich.
Jüngster Student in Duisburg hat einen IQ von 145
So ein Doppelsprung ist auch für einen Hochbegabten mit einem IQ von 145 keine Selbstverständlichkeit. Und eine Herausforderung für das Bildungssystem. Schulleiter Christof Haering betont, dass er beeindruckt ist von dem, was sein Schüler schafft und leistet. „Jonathans Erfolg zeigt, dass diese Option bei ihm die richtige Idee war.“
Jonathan hat eben „Bock auf Physik!“ Und er findet es richtig gut, dass er in diesem Schuljahr alle drei Naturwissenschaften im Stundenplan hat: „Da kann ich im schulischen Kontext noch was lernen, was mir helfen könnte.“ Psychologie hätte ihn auch interessiert, aus dem Fachbereich konnte er aber für das Frühstudium nichts wählen. Stattdessen will er in die Ingenieurswissenschaften reinschnuppern, da wird was zum Thema Logik angeboten.
Der Teenager, der oft wie ein Erwachsener spricht, hat keine Angst vor großen Themen oder wichtigen Menschen. Er will nichts weniger als das Bildungssystem revolutionieren, hybride Schule möglich machen, auch wenn er selbst nicht mehr davon profitieren wird.
Sein Konzept sieht vor, dass sich Schüler in ihren starken Fächern mehr selbst erarbeiten, auch daheim, und die Lehrer mehr Zeit haben, den schwächeren Kindern zu helfen. Für Jonathan eine Win-win-Situation, Menschen wie er müssen sich nicht langweilen, alle anderen bekommen die Unterstützung, die sie verdienen. Das sei Inklusion im besten Sinne, denn Schüler mit Behinderung, neurodivergente Kinder (mit ADHS oder Autismus z.b.), Mobbing-Opfer oder eben Hochintelligente wie er hätten mehr Bildungschancen, könnten zwischen Präsenzzeiten und Selbstlernmodus wechseln.
Aufregung vor der ersten Vorlesung im Hörsaal
Für seinen Kampf gegen das „heilige Schulsystem“, wie es Jonathan ironisch nennt, hat er schon viele einflussreiche Entscheider aus Politik und Wissenschaft getroffen, an Podiumsdiskussionen, Bildungsmessen und Konferenzen teilgenommen. Das Landfermann unterstütze ihn sehr, stelle ihn frei für seine Auftritte bei der Didacta oder beim Forum Bildung Digitalisierung.
Aber vor seiner ersten Vorlesung war er trotzdem aufgeregt, „und dann war der Raum leer“, erzählt er lachend. Dass der Termin kurzfristig ausfiel, hatte er nicht mitbekommen, das Informations-Netzwerk muss erst wachsen. In dieser Woche also ein neuer Versuch für die erste aller Vorlesungen: Grundlagen der Physik. „Das hat superviel Spaß gemacht, war aber auch ungewohnt, in so einem großen Audimax-Ding.“
Die mathematischen Aspekte waren „herausfordernd, diese Kenntnisse habe ich einfach noch nicht erworben“. Unproblematisch, findet der Schüler: „Jetzt weiß ich, was ich nachholen muss, das werde ich mir schnell erschließen können.“ Sind ja Herbstferien, er hat also Zeit dafür. Und Lust. Auch der Professor habe mit ihm gesprochen, ihm Tipps gegeben. Trotz Hochbegabung muss Jonathan sich übrigens auch für Klassenarbeiten vorbereiten, wie alle anderen, „aber ich verstehe die Zusammenhänge vielleicht schneller“.
Bleibt da überhaupt Zeit für Freizeit? Da nickt Jonathan heftig. Er treffe sich mit Freunden am Stall bei seinem Pony, spiele mit anderen online Minecraft. Und sein bester Kumpel sei „ein Nerd“ wie er selbst, „wir können stundenlang über Geschichtsthemen diskutieren, aktuell zum Beispiel über den Ersten Weltkrieg oder die NS-Diktatur“.
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>>FRÜHSTUDIUM AN DER UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN
- Schüler können in der Regel ab Klasse 10 im Rahmen des Frühstudiums Vorlesungen an der Universität Duisburg-Essen besuchen. Die Mehrheit studiert am Campus Essen.
- Im letzten Semester haben 51 Schülerinnen (45 Prozent) und Schüler die Uni besucht, bevorzugte Fächer: Mathematik, Humanmedizin, Wirtschaftsinformatik und Maschinenbau. Aus Duisburg stammten zwölf Frühstudierende, der jüngste war 14 Jahre alt, der überwiegende Teil 16 und 17 Jahre.
- Weitere Infos stehen auf der Internetseite der Uni: www.uni-due.de/abz/studieninteressierte/fruehstudium.php