Duisburg. Räuber haben Uli Parchem in seiner Gaststätte „Haus Stapelmann“ überfallen. Der Duisburger spricht jetzt über die Attacke und steht vor einem Problem.

Der brutale Überfall hat die Menschen in Meiderich-Berg geschockt. Wie er die Tat erlebte, hat der Duisburger Gastwirt Uli Parchem seit Montag gefühlt schon tausendmal erzählt. Erst der Polizei, dann Freunden, Verwandten und auch den Stammgästen seiner Gaststätte „Haus Stapelmann“.

Dabei kann er kaum etwas über den Vorfall sagen. „Ich habe direkt einen vor die Fresse bekommen und hatte einen Knockout“, sagt der 63-Jährige im Gespräch mit der Redaktion.

Allerdings muss er gar nicht viel erzählen. Die Attacke hat deutliche Spuren hinterlassen: Seine Nase ist gebrochen, mit mehreren Stichen genäht und hat einen dicken Bluterguss. „Ein paar Rippen“ hat er sich geprellt, als er nach dem K.O.-Schlag auf den Fußboden stürzte. Aber diese Blessuren sind unterm Pullover verborgen.

Brutaler Angriff im „Haus Stapelmann“: Räuber schlagen Duisburger Gastwirt sofort bewusstlos

Als Uli Parchem in der Nacht auf Montag, 7. Oktober, die letzte Runde ausschenkt, ist seine Aushilfe längst im Feierabend. Er verabschiedet die letzten Gäste und schließt danach sein Lokal an der Horststraße ab. Kurz darauf klopft es am Haupteingang. Da hat wohl ein Kunde etwas vergessen und ist zurückgekommen, denkt er. Ohne Argwohn öffnet er die Tür „und habe direkt den Gong gekriegt“. Nicht mit der Faust, sondern mit einer Schlagwaffe, reimt er sich später zusammen.

Räuber haben Uli Parchem beim Überfall auf seine Duisburger Gaststätte „Haus Stapelmann“ die Nase gebrochen und niedergeschlagen.
Räuber haben Uli Parchem beim Überfall auf seine Duisburger Gaststätte „Haus Stapelmann“ die Nase gebrochen und niedergeschlagen. © Haus Stapelmann | Uli Parchem

Er kommt wieder zu sich, ist noch benommen und wird von einem der Täter auf den Boden gedrückt. Ein Komplize oder mehrere („Ich tippe auf drei Täter, drei Männer“) brechen währenddessen die Glücksspielautomaten auf und leeren seine Kasse. Dann stehlen sie seinen Kneipenschlüssel, schließen ihn im „Haus Stapelmann“ ein und flüchten.

„Riesige Solidarität“ in Duisburg für den verletzten Gastronomen

Das Handy haben die Räuber ihm gelassen, und der Wirt ruft gegen 1.20 Uhr die Polizei. Die Beamten „waren extrem schnell da“, berichtet Uli Parchem. Um ihm zu helfen, wollten die Polizisten zunächst den Haupteingang aufbrechen. Vergebens. Über den Nebeneingang schaffen die Polizisten es schließlich, den Untermeidericher zu befreien. Der Rettungsdienst bringt ihn ins Krankenhaus, aber der Verletzte kommt in derselben Nacht noch nach Hause.

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Der Angriff spricht sich im Stadtteil schnell herum, und nach der brutalen Attacke erlebt der 63-Jährigen eine „riesige Solidarität“. Auf der Straße wird er neuerdings ganz oft angesprochen und aufgemuntert. Seit dem Überfall bekommt er „Whatsapp-Nachrichten ohne Ende“ und viele Duisburger und Duisburgerinnen kündigen sich an, um mit ihm auf seine Genesung anzustoßen.

Haus Stapelmann darf zunächst nicht wieder öffnen: Der Grund ist überraschend

Doch er darf seine Gaststätte aktuell nicht wieder öffnen. Das liegt nicht an der Spurensicherung der Kripo. Auch nicht am finanziellen Schaden. Mit höchstens 1000 Euro plus dem Automatengeld seien die Angreifer entkommen. „Mir fehlt eine Fluchttür“, erläutert Parchem. Durch den vergeblichen Versuch der Polizei, den verschlossenen Haupteingang aufzubrechen, sei die Tür beschädigt worden und lasse sich nicht mehr richtig öffnen. Ohne Notausgang keine Wiedereröffnung. Wie lang das dauert? Das will er zügig mit seiner Versicherung klären und hofft natürlich auf eine schnellstmögliche Reparatur.

Gastwirt Uli Parchem darf seine Gaststätte Haus Stapelmann vorerst nicht mehr öffnen. Solange seine Eingangstür nicht repariert ist, gibt es Probleme mit dem Brandschutz.
Gastwirt Uli Parchem darf seine Gaststätte Haus Stapelmann vorerst nicht mehr öffnen. Solange seine Eingangstür nicht repariert ist, gibt es Probleme mit dem Brandschutz. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Derweil genießt der Wirt den Zuspruch aus Duisburg und nimmt Komplimente, er sei „der weltbeste Koch“ und das Haus Stapelmann „die beste Kneipe überhaupt“, gerne an. Und er erzählt vom Überfall und von seinem Knockout, immer und immer wieder. Dabei behält er sich aber seinen Humor, beendet seine Schilderung über die besagte Nacht etwa so: „Wenn noch Gäste hier gewesen wären, dann hätten die Typen alt ausgesehen. Meine Gäste lassen sich nichts gefallen.“

Allerdings wird er oft schnell wieder ernst. Er ist sich „sehr sicher“, dass seine Angreifer das Haus Stapelmann beobachtet hatten, bevor sie nachts bei ihm klopften. Sie mussten, schließt Parchem, also ziemlich genau gewusst haben, dass er alleine war.

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Zuvor sei er noch nie ausgeraubt worden. Der Angst vor künftigen Überfällen will sich der gelernte Koch jedoch nicht ergeben. Er will weiter hinter der Theke stehen und Bier zapfen, bis seine Kundschaft spätabends oder nachts keinen Durst mehr hat. „Natürlich werde ich jetzt vorsichtiger sein“, betont er. Zwar lehnt er Pfefferspray ab, wenn ihm das seine Bekannten in die Hand drücken wollen. Aber er denkt über Kameras und andere Sicherheitsmaßnahmen nach.

Dass die Kripo die unbekannten Täter ermittelt, daran glaubt Uli Parchem nicht. Es gibt einen anderen Schluss in seinen Erzählungen voller Gewalt, Knockouts und Hilflosigkeit. Einen klitzekleinen Sieg: Das Geld der Sparclubs haben die Räuber nicht gefunden.

>> Die Kriminalpolizei sucht Zeugen

  • Die Kriminalpolizei ermittelt zu dem Überfall auf das Haus Stapelmann (Horststraße 50).
  • Der Notruf ging in der Nacht auf Montag, 7. Oktober, gegen 1.20 Uhr ein. Die Kripo sucht Zeuginnen oder Zeugen, die Angaben zu den Unbekannten machen können oder vielleicht auch ein verdächtiges Fahrzeug gesehen haben. Sie möchten sich bitte telefonisch beim Kriminalkommissariat 13 unter 0203 2800 melden.