Marxloh. . Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) zeichnet ein Projekt von Grillo und Aurubis aus. Zusammenarbeit sichert in Marxloh 40 Arbeitsplätze.
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat ein gemeinsames Projekt der Grillo-Werke und der Firma Aurubis aus Lünen ausgezeichnet. Beim diesjährigen Verbandswettbewerb ging es um Kreislaufwirtschaft. Ihn gewannen die beiden Unternehmen in NRW und erreichten im Bund den zweiten Platz. Der größte Gewinn ist jedoch, dass dieses Langzeitprojekt die Zukunft der Zinksulfatanlage in Marxloh gesichert hat und damit auch zahlreiche Arbeitsplätze. Zudem gibt es auch dem Partner Aurubis Planungssicherheit.
Die Grillo-Werke und Aurubis hatten die grundsätzliche Idee, ein Kreislaufsystem für Wertstoffe zu schaffen, um hohe Deponiekosten für Abfallprodukte zu sparen und wertvolle Metalle wie Zink, Blei, Kupfer und Zinn wieder in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen. Eine Firma sollte die Nebenprodukte der jeweils anderen nutzen.
Der Kreislauf beginnt in Lünen
Der Kreislauf beginnt in Lünen: Bei der Kupferverhüttung von Aurubis entsteht als Nebenprodukt Zinkoxid. Das ist ein weißer Filterstaub, der Grillo als Rohstoff für die Herstellung von Zinksulfat dient, das unter anderem für Tierfutter und Dünger benutzt wird. Die größte Herausforderung, um die Idee umzusetzen, waren jedoch die Bestandteile des zinkhaltigen Filterstaubs, den Grillo bekommt.
„Das Zinkoxid enthält etwa 50 Prozent Zink, das wir bei Grillo brauchen, um ein hochwertiges Zinksulfat daraus zu gewinnen“, sagt Dr. Oliver Groß, der Leiter der Sulfat-Abteilung. Zu finden seien in dem Zinkoxid auch weitere Metalle wie Blei, Kupfer und Zinn. „Aber eigentlich ist das ganze Periodensystem darin enthalten.“ Daher entsteht aus dem Filterstaub, wenn er an der Buschstraße verarbeitet wird, ein Bleischlamm, der neben Blei auch Kupfer und Zinn enthält. „Für uns ist das ein Abfallstoff, der früher deponiert werden musste.“ Fast 10 000 Tonnen davon landeten jährlich auf den Deponien.
Der chemische Stoff Bromid wurde zum Problem
Allerdings entsteht beim Herstellungsprozess zusätzlich eine zinkhaltige Lösung, die man viele Jahre an andere Firmen verkaufen konnte. Doch das war irgendwann vorbei, weil Aurubis seit Beginn des Jahrtausends verstärkt Computerleitplatten und Elektroschrott verarbeitet, um Kupfer zu gewinnen. Dadurch gelangte allmählich immer mehr der chemische Stoff Bromid ins Zinkoxid für Grillo. Letztlich wurde der Bromid-Anteil zu hoch, auch in der Zinklösung.
Genau dort wollte Grillo ansetzen: Die Duisburger haben eine neue Technik entwickelt, mit der sie das Bromid aus der Zinklösung entfernen können. Dafür investierte Grillo gut drei Millionen Euro. Außerdem wurde in Marxloh eine neue Filteranlage für den Bleischlamm errichtet.
Das Kreislaufsystem ist damit noch komplexer: Denn Grillo verkauft die nun bromidfreie Zinklösung nach Homberg an Venator, ehemals Sachtleben, wo Weißpigmente entstehen. Dank der neuen Technik wird zudem das Bromid zurückgeführt an die Industrie; damit entstehen wieder teils neue Computer, deren Platinen ja ursprünglich der Grund sind, dass Bromid überhaupt in den Kreislauf gelangt.
Vorbild für andere Unternehmen
Den Bleischlamm kaufen die Lünener zurück, wandeln ihn um und nutzen ihn wieder zur Kupferverhüttung. Den Filterstaub, das Zinkoxid, liefert Aurubis dann wie gewohnt als Rohstoff an die Grillo-Werke. Dieses Kreislaufsystem mit Aurubis hat sich bewährt. Es besteht seit 2011 und ist lückenlos für Kupfer, Zink und andere Metalle.
Der Verband der Chemischen Industrie lobt: „Die Jury beeindruckte, dass hier ein standortübergreifendes Verbundsystem geschaffen wurde. Damit können Unternehmen Ressourcen einsparen und Arbeitsplätze sichern.“ Grillo beschäftigt in der Zinksulfitanlage, die auch Laugerei heißt, rund 40 Mitarbeiter, deren Jobs nun langfristig gesichert sind. Auch Aurubis hat langfristige Sicherheit. Das Projekt, so der VCI, sei auch „vorbildlich aus abfallrechtlicher Sicht. Wertvolle Elemente werden in den Kreislauf zurückgeführt und nicht wie früher auf die Deponie verbracht“. Das Fazit des Verbands lautet: „Das Projekt kann anderen Firmen als Vorbild dienen.“
Die Europäische Union ist auf das Projekt aufmerksam geworden
Bei Grillo seien alle Mitarbeiter stolz auf die Auszeichnung, sagt Dr. Oliver Groß, und tatsächlich mache das preisgekrönte Gemeinschaftsprojekt bereits Schule: „Andere Unternehmen zeigen sich interessiert, sogar die Europäische Union ist darauf aufmerksam geworden.“
>>> Größte und bedeutendste Anlage in Europa
Die Zinksulfat-Anlage von Grillo wird auch Laugerei genannt. Sie ist laut VCI die „einzige verbliebene bedeutende Anlage zur Herstellung von Zinksulfat in Europa“.
Die Laugerei wurde 1932 gebaut und ist jetzt die größte in Europa. Mit ihr produzieren die Grillo Werke pro Jahr rund 25 000 Tonnen Zinksulfat.