Duisburg. Die Duisburger Freimaurerloge „Zur Deutschen Burg“ öffnet ihre Türen. Keine Totenschädel oder Ritualdolche – worum es der Bruderschaft wirklich geht.

Für alle Verschwörungstheoretiker hier zuerst die schlechte Nachricht: Im gesamten Logenhaus gibt es keinen einzigen mit Blut gefüllten Schädel, keine dunklen Wollkutten oder uralte Ritualdolche mit brauner, getrockneter Flüssigkeit. Was es aber sehr wohl gibt, hier in der Duisburger Freimaurerloge „Zur Deutschen Burg“, sind charismatische Männer, die man im ganzen Besuchergetümmel tatsächlich eher am Habitus und an ihrer Ausstrahlung als am Namensschild erkennt.

Das Allerheiligste: Der Tempel, hier sein Eingang, ist das Herzstück der Duisburger Freimaurerloge „Zur Deutschen Burg“.
Das Allerheiligste: Der Tempel, hier sein Eingang, ist das Herzstück der Duisburger Freimaurerloge „Zur Deutschen Burg“. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Gut 60 bis 70 Gäste jeglichen Alters und Geschlechts schieben sich durch das Gebäude an der Friedenstraße 100 und bestaunen beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag die Club- oder Veranstaltungsräume und natürlich das Herzstück der Loge „Zur Deutschen Burg“, den Tempel. Dieser Raum hat etwas Mystisch-Transzendentes, aber wenn man ehrlich ist, gibt es das überall dort, wo Menschen sich besinnen, sammeln oder meditieren. „Wir versuchen, uns selbst zu begegnen, uns kennenzulernen und dann bestenfalls als besserer Mensch durch die Welt zu gehen. Darin unterstützen wir uns gegenseitig und sind füreinander da“, erklärt Volker Vrisse in seiner offiziellen Funktion als Meister vom Stuhl den gespannt lauschenden Besuchern.

Duisburger Loge: So wird man Freimaurer

Denn es geht in diesem besonderen Fall nicht um das Gebäude, sondern um die Menschen, die es nutzen. Insgesamt 62 Brüder, oder profan ausgedrückt Vereinsmitglieder, hat die Loge, unterteilt in Lehrlinge, Gesellen und Meister. Standesdünkel gibt es nicht. Vrisse beispielsweise ist gelernter Elektriker, unter seinen Brüdern gibt es Ärzte, Bänker und Lageristen. Jeder zahlt den gleichen Monatsbeitrag von 30 Euro. Wer nicht mehr mitmachen möchte, der kündigt und tritt einfach aus. Nix mit Mystik oder Verschwiegenheitserklärungen über den Tod hinaus.

Erkenne dich selbst: Volker Frisse ist Meister vom Stuhl in der Duisburger Freimaurerloge „Zur Deutschen Burg“ und erklärt, was er und seine Brüder so treiben.
Erkenne dich selbst: Volker Frisse ist Meister vom Stuhl in der Duisburger Freimaurerloge „Zur Deutschen Burg“ und erklärt, was er und seine Brüder so treiben. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Wer sich für uns interessiert, der kommt regelmäßig zu unseren Treffen, wir lernen uns kennen und wenn derjenige zu uns passt, dann bekommt er die erste Aufgabe.“ „Erkenne Dich selbst“, heißt beispielsweise eine Arbeitshypothese, die ein Lehrling ein Jahr lang analysieren und durchleuchten muss. Soll er aufgenommen werden, dann hält er einen Vortrag und präsentiert seine Erkenntnisse. Stoßen die auf Wohlwollen, ist er aufgenommen und Teil der Gemeinschaft. Danach kann er in ähnlichem Procedere zum Gesellen und schließlich zum Meister aufsteigen – alles im Hinblick auf geistige Reifung und Vervollkommnung.

Worum es in einer Freimaurerloge wirklich geht

Männer, und ausschließlich Männer, die gerne jeden Freitag in geselliger Bierlaune über Fußball und Politik schwadronieren möchten, sind an der Friedenstraße falsch. Freude am Denken, an Selbstreflexion und die Fähigkeit, anderen Mitbrüdern bedingungslos vertrauen zu können, sind hier eher gefragt als Abseitsregeln und Trainerfragen. Sonst ist der geschilderte Vereinsalltag schon beinahe profan. „Wir treffen uns als Brüder jeden Freitag, es gibt zusätzlich Gästeabende mit den Ehefrauen und dann einmal monatlich die Tempelarbeit“, so Vrisse.

Viel Symbolik: Auch in der Duisburger Freimaurerloge „Zur Deutschen Burg“ spielen Winkel und Zirkel eine große Rolle.
Viel Symbolik: Auch in der Duisburger Freimaurerloge „Zur Deutschen Burg“ spielen Winkel und Zirkel eine große Rolle. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Bei den Gästeabenden gibt es Vorträge zu den unterschiedlichsten Themen, das können Reiseberichte, Betrachtungen zur Bundesgartenschau oder sonst was sein. Viele Einschränkungen gibt es in dem hellen, freundlich eingerichteten Vereinsheim, das seit 2014 hier entstanden ist, nicht. „Wir haben nur zwei Tabus. Das Eine ist Politik, das Andere die Religion. Wir reden natürlich darüber, aber wir streiten nicht. Das ist ein wichtiger Teil unseres Selbstverständnisses“, erklärt der Meister dem Auditorium, das gegen Ende des Vortrages sichtlich dem Charme des Chefs erlegen ist.

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Während die Töne im Vorfeld beinahe schon kämpferisch waren und viele endlich einmal „Klartext“, oder „die Wahrheit“, „Aufklärung und Transparenz“ forderten, waren zum Schluss alle eher beeindruckt und es wurde die leise und nachdenkliche Klaviatur gespielt. Vielleicht liegt die Magie der Freimaurer tatsächlich darin, ihren Mitmenschen zu zeigen, dass Charakter mehr als ein Wort ist und dass man Toleranz und Brüderlichkeit lernen und ausstrahlen kann