Duisburg. Die Schülerschaft an zwei bischöflichen Gymnasien in Duisburg hat sich inzwischen stark verändert. Warum es jetzt neue Regeln gibt.

Pünktlich zum Start des neuen Schuljahres geben sich die bischöflichen Schulen im Bistum Essen eine neue Rahmen-Schulordnung. Sie trage „der Vielfalt der Schülerinnen und Schüler Rechnung, die schon lange zur Realität in unseren Schulen gehört“, erklärt Judith Wolf. Sie ist als Leiterin des Ressorts Kulturentwicklung im Generalvikariat auch für die Duisburger Gymnasien Abtei (Hamborn) und St. Hildegardis (Dellviertel) verantwortlich.

Duisburger Schulleiter: „Wir sind bunter geworden“

Zwar blieben die Schulen „Orte einer traditionsverbundenen und zugleich auch zeitgemäßen Auslegung des christlichen Glaubens“, schreibt Bischof Franz-Josef Overbeck in einem Elternbrief. Ziel sei es aber, junge Menschen „unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer geschlechtlichen Identität, ihrer Religion oder ihres sozialen Status“ zu befähigen, „in dieser Welt für Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden einzutreten und den christlichen Glauben als Kraftquelle und Inspiration entdecken zu können“.

Die Schüler „sollen einen Zugang zum christlichen Glauben finden können, zugleich aber auch die Toleranz entwickeln, unterschiedliche Religionen und Weltanschauungen zu respektieren“, so Bischof Overbeck weiter.

Bischöfliche Schulen sind heute bunter: Thomas Regenbrecht, Schulleiter des Abtei-Gymnasiums, hat am Entwurf für die neue Rahmen-Schulordnung im Bistum Essen mitgearbeitet.
Bischöfliche Schulen sind heute bunter: Thomas Regenbrecht, Schulleiter des Abtei-Gymnasiums, hat am Entwurf für die neue Rahmen-Schulordnung im Bistum Essen mitgearbeitet. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

„Die Rahmen-Schulordnung war 25 Jahre alt, das ist eine lange Zeit“, sagt Thomas Regenbrecht. Der Leiter des Abtei-Gymnasiums gehörte zu einer Arbeitsgruppe, aus deren Feder der Entwurf stammt. Seit dem Jahrtausend-Wechsel habe sich nicht nur die Schülerschaft fundamental verändert, so der Schulleiter: „Wir sind bunter geworden, auch die Erwartung der Eltern an unsere Schule hat sich geändert.“

Kooperationsvertrag seit 2019: Öffnung gegen jährlichen Zuschuss

Die Zeiten, als maximal zehn Prozent protestantischer Eltern ihre Kinder in Hamborn anmelden konnten und andere Konfessionen oder Konfessionslose gänzlich außen vor blieben, sind ohnehin längst Geschichte.

In einem 2019 geschlossenen Kooperationsvertrag sichert die Stadt den beiden Gymnasien einen jährlichen Zuschuss ihn Höhe von jeweils 500.000 Euro zu. Im Gegenzug verpflichten sich die Schulen, ihr Schwimmbad (St. Hildegardis) und Sportanlagen (Abtei) auch für andere Schulen und weitere Nutzer zu öffnen.

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Seither beteiligen sich beide Schulen auch an der Integration von zugewanderten Kindern und Jugendlichen. Drei Internationale Vorbereitungsklassen (IVK) richtet das Abtei-Gymnasium zum neuen Schuljahr ein, zwei sind es am St. Hildegardis. Die ersten Schülerinnen, die den Sprung in die gymnasialen Regelklassen schafften, bestanden im Sommer in Hamborn ihre Abiturprüfungen. „Darauf sind wir stolz“, sagt Schulleiter Regenbrecht.

Alle sind willkommen am St. Hildegardis-Gymnasium im Dellviertel, die Schule erwartet aber die Bereitschaft zur Integration, erklärt Schulleiterin Sabine Kretschmann-Dulisch.
Alle sind willkommen am St. Hildegardis-Gymnasium im Dellviertel, die Schule erwartet aber die Bereitschaft zur Integration, erklärt Schulleiterin Sabine Kretschmann-Dulisch. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

„Als Hamborner Schule nehmen wir Kinder auf, die hier leben“

Quoten gibt es am Abtei-Gymnasium nicht. „Wir nehmen die Kinder, die sich vorstellen, und von denen wir den Eindruck haben, es passt“, erklärt Regenbrecht, „als Hamborner Schule nehmen wir die Kinder auf, die hier leben“.

Aktuell sind etwa 40 Prozent katholisch, weitere 20 Prozent gehören anderen christlichen Konfessionen an, ungefähr 40 Prozent sind muslimischen Glaubens. Der Religionsunterricht werde von katholischen Lehrkräften erteilt, „aber er spricht alle Kinder an, auch die aus nicht religiösen Familien.“

Schwerpunkte des Einzugsbereichs des St. Hildegardis sind die Bezirke Mitte/Süd, das spiegelt auch die konfessionelle Zusammensetzung der Schülerschaft. Fast 43 Prozent sind katholisch, weitere 29,5 Prozent protestantisch, gut fünf Prozent orthodox. Größte Gruppe der nicht-christlichen Schüler sind die ohne Bekenntnis (15 Prozent), gefolgt von Muslimen (5,1 Prozent), Juden (0,9 Prozent) und Sonstigen (1,5 Prozent).

St. Hildegardis: Religionsunterricht und Gottesdienst für alle

„Bei uns ist jeder willkommen, aber er muss sich integrieren“, sagt Schulleiterin Sabine Kretschmann-Dulisch. Die Teilnahme am katholischen oder evangelischen Religionsunterricht ist ebenso verpflichtend wie die Teilnahme an den gemeinsamen Gottesdiensten und Feiern christlicher Festtage. „Niemand muss sich bekreuzigen, aber wir erwarten, dass alle dabei sind“, erklärt die Schulleiterin, „darauf weisen wir vor der Anmeldung hin.“

Warum entscheiden sich muslimische Eltern bewusst für eine katholische Schule? „Wir gelten ihnen als verlässlicher Partner und werden geschätzt als Schule mit Ansprüchen“, sagt Thomas Regenbrecht. „Die Vermittlung von Werten und den Umgang miteinander“, nennt Sabine Kretschmann-Dulisch. „Wir punkten mit der Atmosphäre, das spüren die Gäste bei unserem Tag der offenen Tür.“

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Schließlich, so die Schulleiterin, spiele der Glauben auch bei vielen christlichen Eltern längst keine wichtige Rolle mehr. „Aber sie schätzen es, dass ihre Kinder bei uns die Religion kennenlernen und sich ihr eigenes Bild machen können.“