Duisburg. Bei einem Unfall bricht sich Thorsten Rehmet mehrere Fußknochen. Dank einer Spezialoperation endet in Duisburg seine fünfmonatige Leidenszeit.

Noch sechs Wochen, dann wird Thorsten Rehmet wieder ohne Krücken laufen können. Nach einem komplizierten Fußbruch starb die Haut ab. Dank einer mikrochirurgischen Spezialoperation endet eine fünfmonatige Leidenszeit. Der Meidericher ist der erste Patient, der von einer neuen Kooperation zwischen dem Ev. Krankenhaus Duisburg-Nord und dem BG Klinikum profitiert.

Duisburger BG Klinikum darf nicht alle Patienten behandeln

Bei einem Freizeit-Unfall brach sich Thorsten Rehmet am 20. Mai mehrere Mittelfußknochen und die Wurzel seines rechten Fußes. Der Bruch wurde mit Schrauben und Platten im Fahrner Krankenhaus versorgt, der 52-Jährige kurz darauf entlassen.

Wenig später war Sanitär-Installateur zurück in seinem Klinikbett. In einem drei mal zwei Zentimeter großen Bereich um die Operationsnarbe unterhalb des äußeren Fußknöchels starb die Haut ab. „Ein häufiges Problem, weil dieser Bereich nicht gut durchblutet ist“, sagt Dr. Philipp Weber. „Es hinterlässt eine offene Wunde über der Fraktur, die sich infizieren kann“, erklärt der leitende Unfallchirurg am Ev. Krankenhaus.

„Der Schaden ist nicht groß, liegt aber direkt über dem Metall und wäre nicht verheilt. Der Bereich hätte sich absehbar infiziert“, erläutert Dr. Raouf Onallah. Für den stellv. Chefarzt für Plastische Chirurgie, Handchirurgie und des Zentrums für schwer Brandverletzte am BG Klinikum ist die Versorgung solcher Wunden seit 18 Jahren Routine. Allerdings nur für berufsgenossenschaftliche Patienten, die in Folge eines Arbeitsunfalls in der Buchholzer Klinik operiert werden.

Dr. Raouf Onallah (l.), stellv. Chefarzt im BG Klinkum Duisburg, engagiert sich seit vielen Jahren für Kinder im Friedensdorf International in Oberhausen. Das Bild zeigt ihn 2019 mit Dr. Axel Feldkamp und Martina Mika (Sana Kliniken) und Claudia Peppmüller (Friedensdorf, r.) sowie der kleinen Bibi aus Afghanistan, deren Brandverletzungen der Chirurg in den Wedau-Kliniken operierte.
Dr. Raouf Onallah (l.), stellv. Chefarzt im BG Klinkum Duisburg, engagiert sich seit vielen Jahren für Kinder im Friedensdorf International in Oberhausen. Das Bild zeigt ihn 2019 mit Dr. Axel Feldkamp und Martina Mika (Sana Kliniken) und Claudia Peppmüller (Friedensdorf, r.) sowie der kleinen Bibi aus Afghanistan, deren Brandverletzungen der Chirurg in den Wedau-Kliniken operierte. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Verbindung kleinster Blutgefäße gelingt nur mit dem Mikroskop

Dank einer unfallchirurgischen Kooperation (siehe Info am Ende) zwischen beiden Kliniken konnte der BG-Spezialist Thorsten Rehmet im Ev. Krankenhaus operieren. Diese erforderliche „lappenplastische Deckung“ erfordert Spezialwissen. „Das hätten wir hier nicht machen können“, sagt Dr. Philipp Weber, der vor seinem Wechsel nach Röttgersbach 15 Jahre lang an der Seite von Dr. Raouf Onallah operiert hat.

„Eine einfache Hautverpflanzung reicht nicht“, erläutert Onallah, „es braucht eine Haupt-Insel mit darunter befindlichen Blutgefäßen, dieser Gefäßstiel muss 10 bis 15 Zentimeter lang sein.“ Entnommen wird das Transplanat aus dem Oberschenkel des Patienten, dort kann die Wunde mit einer Naht verschlossen werden.

„Dazu reicht noch eine Lupenbrille“, erklärt der Spezialist. Unter dem Mikroskop erfolgt dann die Verpflanzung an den Fuß. Mit der Hautinsel wird der Schaden an der Fuß-Außenseite verschlossen, die Gefäße werden zwischen Achillessehne und Knöchel auf die Innenseite geführt und an eine Ader angeschlossen, die dort verläuft. Die körpereigene Blutgerinnung verschließt die Naht, fortan wird die Wunde mit Blut versorgt und kann abheilen.

Patient darf hoffen, dass keine Spätfolgen des Unfalls bleiben

„Es klingt einfach, aber der seitliche Anschluss an die Ader erfordert viel Erfahrung“, sagt Raouf Onallah. Millimetergroß sind die Blutgefäße, der verwendete Faden ist feiner als menschliches Haar. Mikrochirurgischen Eingriffe gebe es bereits seit den 1970er, erläutert der Chirurg, „aber sie haben sich erheblich weiterentwickelt.“

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Heute verpflanzen die Operateure nicht mehr Muskelpartien mit Blutgefäßen. „Das wäre am Fuß schwierig, anschließend gäbe es Probleme mit den Schuhen. Die Nutzung kleinerer Strukturen erlaube die völlige Wiederherstellung der betroffenen Partien.“

Auch Thorsten Rehmet darf hoffen, dass am Ende nur kleine Narben bleiben. „Mir geht‘s jetzt besser, dank der Ärzte“, sagt der Meidericher bei der Visite vor seiner Entlassung. Das finale Ergebnis wird erst nach Reha und Physiotherapie feststehen. Es gebe aber Anlass zu Hoffnung, dass er seinen Fuß bald wieder ohne Einschränkungen nutzen kann, sagen Raouf Onallah und Philipp Weber. „Erstmal ist er über den Berg.“

>> KOOPERATION: BG KLINIKUM UND EV. KRANKENHAUS NORD

  • Eine Kooperation zum gegenseitigen Nutzen greift seit einigen Jahren zwischen dem Fahrner Krankenhaus in Röttgersbach und dem BG Klinikum.
  • Bereits seit einigen Jahren decken Ärzte aus dem Stadtnorden die Allgemein- und Viszeral- Chirurgie des überregionalen Traumazentrums in Buchholz ab. Die Versorgung muss 24/7 gegeben sein, zuvor hatte die BG mit den Sana Kliniken zusammengearbeitet.
  • Im November sind die Unfallchirurgen und Sportmediziner Dr. Philipp Weber und Dr. Tony Kuriakose aus Buchholz ins Fahrner Krankenhaus gewechselt. Ziel sei es, „die Kernkompetenz des BG Klinikums hier herzutragen“, sagt Weber.
  • Die Vereinbarung sieht außerdem vor, dass Spezialisten der BG, wie in diesem Fall, auch Patienten im Stadtnorden operieren, die in Buchholz aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht aufgenommen werden können.
  • Eine ähnliche Partnerschaft verbindet das BG Klinikum mit der Essener Uniklinik. Sie schickt Neurochirurgen in die Reha-Abteilungen, in der Aus- und Weiterbildung profitieren BG-Mediziner vom hohen Niveau der Universitätsmedizin, die Uniklinik-Ärzte sammeln in den BG-Spezialabteilungen Erfahrung.