Duisburg. Die König-Brauerei ändert die Energieversorgung für die Bierproduktion. Dafür macht sie gemeinsame Sache mit Thyssenkrupp. Was dahinter steckt.

Zur Versorgung mit thermischer Energie für seine Brauprozesse macht die König-Brauerei nun gemeinsame Sache mit Thyssenkrupp Steel (TKSE). Dampf aus dem benachbarten Stahlwerk versorgt seit dem Frühjahr über eine von E.ON gebaute und betriebene Leitung die Brauerei in Duisburg-Beeck. Sie senkt durch die Abschaltung der alten Braunkohle-Kessel ihre CO2-Emissionen nach eigenen Angaben um bis zu 75 Prozent.

So funktioniert‘s: Über die 450 Meter lange Leitung wird der heiße Dampf aus dem Energie-Verbundnetz von TKSE abgezweigt. Ein neuer Dampf-Wärmetauscher im Braukeller an der Friedrich-Ebert-Straße erzeugt aus der gelieferten Energie frischen Dampf für die Brauprozesse. Er wird ins vorhandene Dampfnetz der Brauerei eingespeist. Als kondensiertes Wasser, rund 100.000 Liter pro Tag, fließt der Dampf über eine weitere Leitung zurück ins Netz des Stahlkonzerns.

450 Meter lange Leitungen verbinden Stahlwerk und Brauerei in Duisburg-Beeck

Die König-Brauerei und E.ON investieren gemeinsam in das rund 3,5 Millionen Euro teure Projekt, das von Ingenieurteams bei KöPi und TKSE seit 2018 gemeinsam umgesetzt wurde. Etwa 50 Prozent der Kosten werden vom Bundes-Wirtschaftsministerium übernommen. Es ist der Lohn für den Sieg der Projektpartner beim Förderwettbewerb für Energie- und Ressourcen-Effizienz in der Wirtschaft. Marc Spieker, E.ON-Vorstand für Kundenlösungen, freut sich über „ein für das Ruhrgebiet und darüber hinausweisendes Projekt“.

Auf ein Energie-Projekt, das Beispiel für weitere Kooperationen Duisburger Unternehmen ist, hoffen v.l.: Guido Christiani (KöPi), Mark Spieker (E.ON), Wolfgang Wiese (TKSE), OP Sören Link, Jan Niewodniczanski (Bitburger) und Dr. Anno Zilkens (KöPi).
Auf ein Energie-Projekt, das Beispiel für weitere Kooperationen Duisburger Unternehmen ist, hoffen v.l.: Guido Christiani (KöPi), Mark Spieker (E.ON), Wolfgang Wiese (TKSE), OP Sören Link, Jan Niewodniczanski (Bitburger) und Dr. Anno Zilkens (KöPi). © eon | Joerg Mettlach

„Das ist eine maßgeschneiderte Lösung“, erklärt Guido Christiani, technischer Geschäftsführer bei König, die fünfjährige Projektzeit. Eine Alternative zur Dampferzeugung auf Braunkohle-Basis war aber schon deshalb notwendig, weil sie durch steigende CO2-Abgaben zunehmend unrentabel wurde.

Thyssenkrupp Steel versorgt auch 20.000 Haushalte mit Fernwärme

„Es ist auch für uns ein Leuchtturm-Projekt“, betont Wolfgang Wiese, Leiter Kraftwerke und Energiesteuerung bei Thyssenkrupp Steel. Er verweist auf 20.000 Fernwärme-Haushalte in Duisburg, die ebenfalls mit Energie von TKSE versorgt werden. Die Kooperation mit der König-Brauerei stärke die Identifikation der Belegschaft mit dem Standort, so Wiese weiter: „Das ist uns als Stahlunternehmen wichtig.“

Die Idee sei schon wesentlich älter, berichtet Jan Niewodniczanski, Geschäftsführer Technik und Umwelt der Bitburger Braugruppe, zu der die König-Brauerei seit 2007 gehört. Bereits 2011 habe Bitburger eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie aufgesetzt, seitdem suche das Unternehmen nach Wegen, seinen CO2-Ausstoß zu senken.

 „Die König-Brauerei ist durch diese innovative Partnerschaft unabhängiger von fossilen Brennstoffen und wird zu einer der nachhaltigsten Brauereien Deutschlands“, freut sich der Bitburger-Geschäftsführer. Als zweitgrößte Brauerei im Verbund spiele der Standort Beeck eine wichtige Rolle im Verbund. „KöPi ist eine besondere Marke, die mit vielen Emotionen verbunden ist.“

OB: Klima-Projekt soll Schule machen für weitere Kooperationen

Elektrische Energie für den Betrieb wird in Beeck durch ein Gas-Blockheizkraftwerk erzeugt. Alle Prozesse zur Bierherstellung, bei denen Energie in Form von Wärme benötigt wird, sind jetzt emissionsfrei. Das bestätigt ein Gutachten der Uni Duisburg-Essen.

„Eine Win-Win-Situation“, nennt Sören Link das Projekt. Es greife die Grundidee des Klimapakts zwischen Stadt und Wirtschaft zur CO2-Minderung auf: „Diese herausragende Zusammenarbeit kann Anstoß für weitere in Duisburg sein.“